Wir haben Tipps zur Strohernte bei anhaltend durchwachsener, feuchter Witterung gesammelt sowie uns nach den Möglichkeiten und Grenzen zum Kurzhäckseln von Stroh im Ernteprozess erkundigt.
1. Glattes Stroh trocknet besser
Stroh, das unversehrt und lang aus dem Mähdrescher kommt hängt weniger zusammen, wie Stroh, das stark vom Drescher beansprucht und schon geschnitten wurde. Besonders, wenn es nass ist. Und es trocknet besser.
Von ähnlichen Beobachtungen wird aus...
Wir haben Tipps zur Strohernte bei anhaltend durchwachsener, feuchter Witterung gesammelt sowie uns nach den Möglichkeiten und Grenzen zum Kurzhäckseln von Stroh im Ernteprozess erkundigt.
1. Glattes Stroh trocknet besser
Stroh, das unversehrt und lang aus dem Mähdrescher kommt hängt weniger zusammen, wie Stroh, das stark vom Drescher beansprucht und schon geschnitten wurde. Besonders, wenn es nass ist. Und es trocknet besser.
Von ähnlichen Beobachtungen wird aus Heutrocknungen berichtet – Gras, das hierfür mit Aufbereiter gemäht wurde, trocknet erheblich schlechter, als Gras das ohne Aufbereiter geschnitten wurde. Offenbar beeinflusst das Quetschen und Zerfetzen der Pflanzenzellen die Trocknungseignung bzw. die Wasserabgabe aus dem Halm. Die Saugfähigkeit von mechanisch stark bearbeitetem Stroh (kurz, aufgesplissen) ist deutlich höher als die von glattem, langem Stroh – das ist wünschenswert beim Einstreuen, aber problematisch beim Trocknen.
Während es unter trockenen Erntebedingungen egal ist, kann es bei nasser Witterung zum Dreschen also durchaus von Vorteil sein, wenn der Mähdrescher das Stroh weniger bearbeitet. Auch weil die Bröckelverluste dann geringer ausfallen, wenn das Stroh zum Trocknen (mehrfach) gewendet werden muss. Geschnitten werden sollte das bestenfalls trockene Stroh dann besser von der Presse.
Mähdrescher bei Nässe lieber mit Schüttler oder Rotor?
Ob der Mähdrescher mit einem Rotor oder einem Schüttler ausgestattet ist, beeinflusst die Stroheigenschaften und damit indirekt den Strohertrag und die Trocknungseignung.
Die beiden Abscheidesysteme unterscheiden sich darin, dass ein Rotor hinter dem Dreschwerk die restlichen Körner aus dem Stroh durch Zentrifugalkräfte abscheidet. Insbesondere bei noch grünem Stroh erlaubt der Rotor weniger Kornverluste als wenn das Korn über Schüttler durch die Schwerkraftwirkung vom Halm abgeschieden wird. Doch Rotorsysteme beanspruchen das Stroh auch entsprechend stärker.
Praxisvergleiche zeigen, dass die Drehzahl des Rotors dabei eine entscheidende Rolle spielt: Je höher die Rotordrehzahl eingestellt ist, desto stärker wird das Stroh mechanisch beansprucht (zerrissen) und entsprechend höher fallen die Bröckelverluste aus (viel Kurzstroh, bei maximaler Drehzahl bis zu 30 % weniger Strohertrag).
Fazit: Sofern sie bei ihrem Lohnunternehmer die Wahl haben, bevorzugen es viele Betriebe, die ihr Stroh selber behalten, wenn das Getreide gerade bei schwieriger Witterung mit einem Schüttler gedroschen wird. Ebenso bevorzugt werden kleinere Arbeitsbreiten am Drescher – denn umso breiter das Schneidwerk, desto größer und bei Feuchtigkeit schwieriger zu bearbeiten wird das Schwad.
2. Hohe Stoppeln erleichtern das Trocknen
Wie beim Heuen gilt bei der Strohernte, dass die Halme im Schwad oder gewendet am besten locker auf den Stoppeln liegen, sodass Luft unter und durch das Material gehen kann und die Feuchtigkeit mitnimmt.
Bei durchwachsener Witterung sollten es mindestens 10 cm bis 15 cm Stoppellänge sein. Es ist allerdings auch eine Frage der überhaupt vorhandenen Halmlänge. Gerade bei Wintergerste, bei der bei fortgeschrittener Reife die Ähren oft abknicken und herunterhängen, gibt es meist wenig Spielraum in der Schnitthöhe. Hier sind oft nicht mehr als 10 cm Stoppelhöhe möglich, um keine Ähren anzuschneiden.
Die höhere Stoppel kostet zwar Strohertrag – bei 15 cm Stoppelhöhe etwa 24 % am Gesamtertrag bei Wintergerste und Winterweizen – ist aber nicht unbedingt eine „Verschwendung“. Denn der bodennahe Stoppelteil ist in regnerischen Sommern ohnehin stärker von Bodenanhaftungen und Pilzbefall betroffen – unerwünschte Eigenschaften, gerade was den Einsatz als Futterstroh betrifft.
Liegt das Schwad auf einem hohen Stoppel, kann die Presse es auch besser aufnehmen. Das Risiko, dass Steine in die Maschine kommen, ist geringer.
3. Nicht unnötig oft wenden
Im vom Mähdrescher ausgeworfenen Schwad kann das Stroh zunächst durchaus ein paar Tage „im Regen“ liegen, ohne größeren Schaden anzunehmen.
Das Stroh sollte erst gewendet werden, wenn tatsächlich zwei, drei Tage mit gut trocknender Witterung in Aussicht stehen. Denn ein Wenden geht immer mit Bröckelverlusten einher. Je öfter das Stroh „angefasst“ wird, desto weniger landet am Ende im Schwad für die Presse.
4. Schwadlüfter vs. Schwader vs. Wender und Schwader
Es gibt drei große Vorteile, die pro Schwadlüfter zur Bearbeitung von Stroh sprechen: hohe Schlagkraft (10 bis 15 km/h Arbeitsgeschwindigkeit), gezielteste und schonendste Behandlung des Strohs und eine exakt an die Aufgabe ausgerichtete Konstruktion (minimaler Materialverschleiß).
Schwadlüfter heben das Stroh vertikal mit der Pickup vom Stoppel und legen es umgedreht und gelockert sowie je nach Gerät auch versetzt zur alten „Schwadspur“ auf den trockeneren Boden ab. Über die Zapfwellendrehzahl und die Arbeitsgeschwindigkeit ist zu regeln, dass das Gerät das Schwad wirklich nur umdreht und nicht durchmischt.
Hofeigenes Getreide lässt sich sehr gut in TMR oder Hof-Kraftfuttermischungen einsetzen – jedoch nur in begrenzten Mengen. Tipps zu Fütterung, Konservierung, Lagerung und Aufbereitung.
Das Schwadlüfter auch unregelmäßige Drescherschwaden lockern und angleichen erleichtert nicht nur das Abtrocknen, sondern auch die Arbeit mit der Presse. Bei hohen Schneidwerksbreiten steigt der Anspruch an den Schwadlüfter. Auch an die Arbeitsbreite – 3 m muss sie schon aufweisen, wenn die Drescher mit Arbeitsbreiten von 10 bis 12 m auffahren. Damit eignet sich die Technik absolut auch in großen Flächenstrukturen. Viele Strohhändler setzen auf diese Technik.
Vorteilhaft beim Schwadlüfter ist außerdem, dass Erdanhaftungen, Steine und Kaff aus dem Schwad fallen. Es wird weniger „Schmutz“ mit in die Bunde/Ballen gepresst. Bei einem nicht optimal eingesetztem Schwader, der das Stroh über den Boden bewegt, kann das Gegenteil der Fall sein und es wird mehr Erde eingetragen.
Zum Einsatz: Das feuchte Schwad zunächst von oben trocknen lassen und erst dann mit dem Schwadlüfter wenden. Ist der Boden feucht, ist es von Vorteil, wenn der Schwadlüfter das Stroh seitlich versetzt ablegt. Auf genug Arbeitsbreite bei der Anschaffung eines Schwadlüfters achten (passend zum Drescher).
Möglich ist es auch, die Schwaden mit einem Schwader zu wenden und zu versetzen. Allerdings verschmutzt das Stroh hier leichter und das Risiko, dass es eher eingedreht und vermischt anstatt gelockert und gewendet wird, ist größer. Spätestens bei großen, schweren Schwaden (Schneidwerkbreiten größer 7,5 m, feuchtes Stroh, hoher Strohertrag) kommen Schwader an ihre Grenzen. Dazu kommt, dass die Schwader sehr unter dem Einsatz im Stroh leiden – sie sind nicht für den unebenen Acker konstruiert.
Ist das Stroh durch anhaltenden Regen vollständig im Schwad durchnässt, wächst die Neigung dazu, die Schwaden mit dem Wender auseinander zu schmeißen und anschließend zusammen zu schwaden. Die Breitverteilung schafft schließlich mehr Oberfläche für Sonne und Wind, die Feuchtigkeit kann schneller verdunsten. Doch der hohe Arbeitsaufwand, die großen Bröckelverluste und auch die starke Beanspruchung der eigentlich für den Einsatz im Grünland ausgelegten Technik sprechen gegen dieses Verfahren. Während diese Technik für Betriebe die wenig Stroh machen in Ordnung ist, setzen Strohhändler und große Lohnunternehmen aufgrund der Flächenleistung auch bei nassem Stroh häufig in mehreren Überfahrten auf die Schwadlüfter.
Fine Cut an der Presse oder kommt besser regelmäßig über das Jahr eine Strohmühle?
Futterstroh für Mischrationen (TMR) sollte so kurz wie möglich (20 mm bis 30 mm), aufgesplissen und homogen in der Häcksellänge sein, damit es sich gut in die Mischration einbinden lässt – so dass die Kühe es nicht selektieren können. Aber mit welcher Technik organisiert man sich diese Länge am besten?
Strohmühlen arbeiten auf 20 mm bis 40 mm Schnittlänge. Schnittlängen von bis zu 20 mm sind zwar auch mit einer Special Cut/Fine Cut-Presse möglich, allerdings ist das Verfahren teuer und das Stroh muss 100 %ig trocken sein – also nichts für schwierige Witterungsverhältnisse! Auf steinigen Böden setzen Lohnunternehmer diese Geräte zudem nur ungern ein, da das Branntrisiko für die Presse steigt.
Kurz geschnitten heißt bei Strohpressen ansonsten in der Regel 60 bis 80 mm. Ein derartiges Schneiden mit der Presse ist für Milchkuhbetriebe immer sinnvoll – zum Einstreuen (bessere Saugfähigkeit, bessere Verteilung), aber auch als gute Vorbereitung des Strohs zum Bearbeiten mit einer Strohmühle.
Fazit: Da das fein gehäckselte, gemahlene Stroh in der Regel zum Füttern und Einstreu von Hochboxen vorgesehen ist, also Bereiche, in denen eine sehr gute Strohqualität gefragt ist, kann es bei schwieriger Witterung durchaus sinnvoller sein, dass Stroh erst einmal zu Pressen und sich dann am Ende die beste Qualität für das Aufbereiten mit einer Strohmühle am Hof herauszunehmen.
Für das direkte Pressen mit Fine Cut spricht der geringere Lagerungsplatz des kurzen Strohs und der geringere Arbeitsaufwand – Ballen aufschneiden, rausnehmen, fertig.
Quellen: u. a. Weiser (2014), Hendrik Schlautmann, Maschinengemeinschaft Freckenhorst, topagrar