Mit Stroh die Ration "aufwerten"
Die Zugabe von Stroh empfiehlt sich besonders in mais- oder sehr energiereichen, kurz gehäckselten Rationen als Strukturträger. Allerdings dürfen nur beste Qualitäten verfüttert werden.
Die Aufnahme von Stroh in die Futterration erscheint aus mehreren Gründen geboten:
- Die Grundfutterversorgung ist auf dem Betrieb knapp.
- Zur Gewährleistung der Strukturwirksamkeit der Ration.
- Zur Energieverdünnung einer Ration bei vorwiegend sehr energiereichen, rohfaserarmen Silagen, besonders bei trockenstehenden Kühen, Tieren mit niedrigen Leistungen, Jungrindern ab dem 10. Lebensmonat.
- In Rationen mit relativ niedrigem Trockensubstanzgehalt ( 35 %) zur Erhöhung des TS-Gehaltes der Mischration auf mindestens 40 %.
- Bei Einsatz großer Mengen von Nebenerzeugnissen aus der Verarbeitung pflanzlicher Produkte (Pressschnitzel, Biertreber).
- Nutzung der verdaulichen Cellulose im Stroh als Energiequelle (zu diesem Zweck wurden verschiedene Aufschlussverfahren zur Lösung des Lignin-Cellulose-Komplexes im Stroh auf der Basis von NaOH oder Harnstoff/NH3 entwickelt).
Qualitätsanforderungen
Grundsätzlich sind bei ausreichender Qualität alle Getreidestroharten zur Fütterung geeignet. Die Beliebtheit nimmt jedoch in folgender Reihenfolge ab und ist offensichtlich mit dem Ligningehalt (g/kg TS) verbunden, der die „Härte“ des Strohs bestimmt:
- Hafer (125)
- Sommergerste (125)
- Wintergerste (135)
- Weizen ( 145)
- Triticale (150)
- Roggen (150)
Bewährt hat sich auch Stroh aus der Weidelgrasvermehrung (Ligningehalt 90 g/kg TS). An die Qualität des Futterstrohs sind folgende Anforderungen zu stellen:
- Trockensubstanzgehalt (Lagerung) über 84 % (bei Feuchtstrohkonservierung verfahrensabhängige TS-Gehalte),
- Kein dumpfiger oder muffiger Geruch,
- Keine Schimmelpilze, Pilzsporen und Hefepilze,
- Keine Bestandteile giftiger Unkräuter,
- Geringer Staubgehalt,
- Keine organischen Bestandteile (Sand, Steine),
- Rohaschegehalt unter 100 g/kg TS,
- Strukturwirksamkeit beachten.
Da Stroh mit seinem hohen Fasergehalt eine wichtige Rolle als „Strukturfutter“ spielt, ist die Häcksellänge von Bedeutung, denn mit zunehmender Zerkleinerung des Strohs nimmt die Futteraufnahme zu, die Strukturwirksamkeit geht zurück und die Dauer für die Aufnahme einer bestimmten Menge nimmt ab (siehe Tabelle).
Futteraufnahme relativ |
Strukturfaktor |
strukturwirksame Rohfaser (g/kg TS) |
Anteil Partikel > 2 cm |
Fressdauer (min/kg TS) |
|
Langstroh |
30 |
1,5 |
630 |
100 |
105 |
> 20 cm |
50 |
1,5 |
630 |
100 |
67 |
10 - 20 cm |
65 |
1 |
420 |
80 |
50 |
5 - 10 cm |
80 |
1 |
420 |
60 |
33 |
3 - 4 cm |
100 |
1 |
420 |
45 |
25 |
< 3 cm |
110 |
0,5 |
210 |
25 |
20 |
lose |
150 |
0 |
0 |
0 |
17 |
pelletiert |
280 |
0 |
0 |
0 |
13 |
Es ist zu beachten, dass die TS-Aufnahme der Mischration bei einer Menge von 0,5 kg Stroh je Tier und Tag (2,5 % TS in der Ration) und einer Häcksellänge von 15 bis 20 cm um 8 % gegenüber einer kurzen Häcksellänge von 3 bis 5 cm zurück, bei 1,5 kg Stroh je Tier und Tag (7,5 % TS in der Mischration) beträgt der Rückgang 13 %.
Quelle: Prof. Dr. M. Hoffmann, LKV Sachsen, Bauernzeitung