Technische Lösungen gegen Hitze im Stall

Sind laktierende Kühe Hitzess ausgesetzt, fressen sie weniger und produzieren weniger Milch. Das kostet bares Geld. Verschiedene Lüftungssysteme gibt es in den Kuhställen auf Haus Düsse zu sehen.

"Wir können es uns nicht leisten, Hitzestress zu ignorieren“, erklärte Andreas Pelzer, Leiter des Sachbereichs Rinderhaltung bei der Landwirtschaftskammer NRW auf Haus Düsse. Neben der Wettersituation mit Temperatur und Luftfeuchtigkeit beeinflusst das Management den Hitzestress von Kühen:
  • Wann werden etwa die Curtains hochgefahren?
  • Wann werden Lüfter ein- bzw. ausgeschaltet?
  • Sind die Steuerungssysteme in einer Höhe angebracht, in der sie sich ohne große Umstände bedienen lassen?

Auch das Leistungsniveau der Kühe wirkt sich auf die Wärmeproduktion im Stall und möglichen Hitzestress aus. Ging man bisher von einer Wärmeleistung von ca. 800 Watt aus, die eine Kuh bei rund 8.000 Liter Milchleistung produziert, läge diese Wärmeleistung mittlerweile aufgrund der gestiegenen Milchleistungen bei bis zu 1,5 kW.
Die zentrale Frage müsste deswegen sein, wie man die Kühe im Stall abkühlen kann, so Pelzer. Dazu haben verschiedene Hersteller ihre Produkte vorgestellt, die bereits in den Milchkuhställen auf Haus Düsse installiert sind.

Individuelles Belüftungskonzept mit Schlauch: VetSmartTubes

Nicht nur im Stall mit laktierende Kühen ist eine gute Lüftung Voraussetzung für gute Leistungen der Tiere. Auch im Transitstall, im Vorwartehof, im Melkbereich und im müssen die Tiere angemessen mit frischer und kühler Luft versorgt werden. Voraussetzungen für ein effektives Belüftungssystem sind Kosten- und Energieeffizienz und eine Steuerung, diese im besten Fall automatisch.

Das Unternehmen VetSmartTubes aus Österreich bietet individuelle Lüftungssysteme für jeden Stall an. Das Ingenieurbüro kann Ställe in 3D nachbauen und Luftströme simulieren, auch für Teilbereiche. Die Luftsansaugung erfolgt über einen Ventilator an der Außenwand, die Belüftung über Schläuche aus festem Kunststoff mit Löchern, die individuell an den Stall angepasst sind. So soll die Luft direkt auf die Köpfe und Rücken der Kühe strömen. Auf Haus Düsse befinden sich diese Belüftungsschläuche über dem Melkstand und dem Wartebereich davor, damit können sowohl die Kühe als auch die Melker in der Grube ebgekühlt werden.

Allerdings ist die Geräuschkulisse bei dieser Belüftung nicht unerheblich. Aus diesem Grund befinden sich die Ventilatoren häufig nicht - wie empfohlen - an der Nordseite des Gebäudes, sondern an der vom Wohnbereich des Landwirts abgewandten Seite des Stallgebäudes. Die Tubes sind hygienisch unbedenklich, solange die Luftfeuchtigkeit aus dem Stall hinaustransportiert wird. Mehr Informationen über das Belüftungssystem finden Sie hier.

VetSmartTubes

Ein Ventilator an der Außenwand sowie wie Belüftungsschläuche mit individuellen Luftlöchern sorgen für Frischluft im Stall, z.B. wie hier im Wartebereich. (Bildquelle: Oehler)

Automatische Kühlung: CowCooling

In der AMS-Herde von Haus Düsse ist das CowCooling-System von DeLaval auf dem Futtertisch eingebaut. Dieses automatische Belüftungssystem eignet sich sowohl für die Kühlung im Fress- als auch im Wartebereich und besteht aus Sprinklern und Ventilatoren, die über Sensoren miteinander verbunden sind. Bis zu vier Zonen sind im Stall einteilbar, die per Sensor aktiviert werden, z.B. wenn eine Kuh den Kopf durchs Fressgitter streckt. Dann werden große Wassertropfen fünf bis zehn Sekunden auf die Kühe versprüht. Anschließend sorgen Ventilatoren für schnelle Luft entlang der Kühe, die die Kühe trocknen und die Wärme abtransportieren. Die Ventilatoren sind in verschiedenen Größen erhältlich. Mehr Informationen finden Sie hier.
CowCooling

Die sensorgesteuerte Kühlung wird aktiviert, sobald eine Kuh die Zone betritt und z.B. ihren Kopf durch das Fressgitter steckt. (Bildquelle: Oehler)

Geführte Luftströme: Windforce 5

Anstatt die Luft von oben auf die Kühe zu verteilen, setzt das Belüftungssystem des niederländischen Herstellers CowHouse auf Beschleunigung und Steuerung des Luftstroms. Dieses wird mit einstellbaren Führungsklappen erreicht. Damit soll der Luftstrom direkt unter und auf die Kühe geführt und mehr Luftwechsel in die Stallgebäude erreicht werden. Pro Ventilator können etwa 500 Quadratmeter Stalloberfläche belüftet werden. Der Ventilator wird an Pfosten oder Dachkonstruktionen montiert und eignet sich deswegen besonders für Altgebäude mit hohen Decken. Die Ventilatoren sind in verschiedenen Größen erhältlich. Die Steuerung erfolgt automatisch nach Temperatur (günstigste Variante, ca. 500 Euro), Temperatur und relative Luftfeuchte oder über den Temperatur-Feuchtigkeits-Index (teuerste Variante). Die Belüftung kann aber auch über eine Steuerungsbox manuell eingeschaltet werden. Mehr Informationen zur gesteuerten Lüftung finden Sie hier.
CowHouse Windforce 5

Einen geführten und beschleunigten Luftstrom produziert der Windforce5 von CowHouse. (Bildquelle: Oehler)


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