Wissenschaft

Stärken Erkrankungen der trächtigen Kuh ihr Kalb?

Die Gesundheit der Kühe in der Trächtigkeit beeinflusst die Abgangsrate und das Leistungsvermögen ihrer Töchter. Ergebnisse einer Studie.

Warum erkranken einige Kälber und andere nicht? Warum überstehen einige Rinder die Aufzuchtphase, andere wiederum nicht? Sind diese Effekte vielleicht auf eine angeborene Erkrankungsanfälligkeit zurückzuführen?

Wissenschaftler der Universität Florida ermittelten anhand der Datensätze von 1.811 Holsteinfärsen, inwieweit die Gesundheit und Leistung von Jungkühen vom Gesundheitsstatus des Muttertiers in der Trächtigkeit abhingen.

Dazu teilten sie die Färsen ein in:

  1. Töchter von Färsen
  2. Töchter von gesunden Mehrkalbskühen, die in der letzten Laktation keine Erkrankung zeigten
  3. Töchter von erkrankten Mehrkalbskühen, die in der letzten Laktation mindestens eine klinische Erkrankung hatten

Töchter von Färsen:

  • kalben durchschnittlich mit 23 Monaten und damit einen Monat früher ab als die Mehrkalbskuhtöchter (24 Monate)
  • sind bei der Geburt 5 kg leichter (36 vs. 41 kg)
  • haben einen um 129 kg höheren genetischen Wert für die Milchleistung (875 vs. 746 kg)
  • geben in der ersten Laktation etwa 269 kg weniger Milch in der 305-Tage-Leistung (11.270 vs. 11.539 kg ECM)
  • verlassen seltener die Herde (Abgangsrisiko - 11%)
  • zeigen weniger Aborte (- 5%)
  • und erkranken seltener in der ersten Laktation (- 7%)

Ein Vergleich der Töchter von in der Vorlaktation erkrankten mit Töchtern von gesunden Mehrkalbskühen zeigte, dass...

  • die Töchter zuvor erkrankter Kühe die Herde häufiger bereits als Färse verlassen (32% vs. 25%)
  • die Wahrscheinlichkeit geringer ausfällt, dass die Tiere während der Aufzucht an Verdauungsstörungen wie z.B. Durchfall erkranken (17% vs. 27%)
  • sie in der ersten Laktation seltener klinisch erkranken (32% vs. 42%)

Fazit: Die Ergebnisse lassen sich mit der Epigenetik erklären. Anscheinend stärken Erkrankungen bzw. metabolischer Stress der Mutter während der Trächtigkeit die Immunität des Kalbes gegenüber Krankheiten nach der Geburt. Letztlich steigen dadurch dessen Überlebenschancen.

Quelle: Carvalho et al., 2020


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