Steigende Preise für Proteinfuttermittel, ein neues Düngerecht und die Verpflichtung für viele Betriebe, spätestens ab 2023 eine Stoffstrombilanz zu erstellen: Die Gründe, die Protein- und Phosphorversorgung (N und P) der eigenen Kühe unter die Lupe zu nehmen, sind vielfältig. Wir haben zusammengefasst, an welchen Stellen es Probleme geben und wie man Überschüsse ausfindig machen kann. Zudem zeigen wir Ihnen ein Tool, mit dem man die eigene Ration einmal darstellen und mit verschiedenen...
Steigende Preise für Proteinfuttermittel, ein neues Düngerecht und die Verpflichtung für viele Betriebe, spätestens ab 2023 eine Stoffstrombilanz zu erstellen: Die Gründe, die Protein- und Phosphorversorgung (N und P) der eigenen Kühe unter die Lupe zu nehmen, sind vielfältig. Wir haben zusammengefasst, an welchen Stellen es Probleme geben und wie man Überschüsse ausfindig machen kann. Zudem zeigen wir Ihnen ein Tool, mit dem man die eigene Ration einmal darstellen und mit verschiedenen Futtermitteln „spielen“ kann.
Abbau unnötiger Reserven
In der Dünge-VO sind bei den Milchkühen 17 verschiedene Verfahren (variieren je nach Leistung, Futtergrundlage etc.) für die Höhe der Nährstoffausscheidungen festgelegt. Einige Betriebe überschreiten jedoch schon diese Standard-Werte, weshalb es bei einem Teil der Milchkuhbetriebe zu aller erst einmal um einen Abbau unnötiger Reserven gehen muss. Mittlere Rohprotein- sowie Phosphorgehalte, die der Berechnung der Nährstoffausscheidungen (DüV) zu Grunde liegen, sind in Übersicht 1 dargestellt.
Übersicht 1
Schritt für Schritt zu hohen Proteinverbrauch aufdecken
Elite: Was wäre für Sie der erste Schritt, um N und P zu überprüfen?
Dr. Schuster: Ein zu viel, aber auch ein zu wenig an Eiweiß in der Ration kann sich negativ auf die Gesundheit der Kühe auswirken. Deshalb geht es zuerst darum, die eingesetzten Futtermittel regelmäßig zu untersuchen und mit diesen Werten zu rechnen. Dazu gehören neben den Grund- auch Saftfuttermittel wie z.B. Biertreber, denn hier kann es ebenfalls zu deutlich schwankenden Inhaltsstoffen kommen. Schauen Sie sich auch die Deklarationen der Kraftfuttermittel an. Nur mit diesen genauen Werten lässt sich eine exakte Ration berechnen.
Elite: Welche Werte sind für Eiweiß (XP) und Phosphor anzustreben?
Dr. Schuster: Wichtig ist es, den Bedarf der Kühe zu decken. Um Milchkühe bedarfsgerecht versorgen zu können, gibt es Versorgungsempfehlungen der GfE. Diese setzen sich aus dem Erhaltungsbedarf plus dem jeweiligen Leistungsbedarf (Leistung und Inhaltsstoffe) zusammen. Dividiert durch die TM-Aufnahme ergibt sich daraus die Konzentration an nXP/XP und P pro kg Trockenmasse (g/kg TM) in der Ration. Deshalb ist es unumgänglich, die tatsächliche TM-Aufnahme der Kühe zu kennen.
Elite: Gibt es weitere Kennwerte?
Dr. Schuster: Um einen Eiweißüberschuss zu vermeiden, sollte eine Ration möglichst ausgeglichen sein. Die RNB (Ruminale-Stickstoff-Bilanz) sollte zwischen 0 und 10 liegen, in der Hochlaktation zwischen -10 und 0.
Elite: Wie lässt sich überprüfen, ob die Versorgung mit Protein passt?
Dr. Schuster: Zum einen muss neben der Energie der nXP-Wert zusammen mit einer ausgeglichenen RNB zur angestrebten Milchleistung passen. Danach kann anhand des Milchharnstoffgehaltes die Proteinversorgung überwacht und nachgesteuert werden. Milchharnstoffgehalte von unter 200 mg/l bei ausgewogenen Milcheiweißgehalten belegen eine gute N-Nutzungseffizienz. Die Pansen-Synchronität ist gegeben, d.h., den Pansenbakterien steht für die N-Verwertung ausreichend Energie zur Verfügung.
Phasenfütterung auch bei Kühen
Bevor also überhaupt eine Feinjustierung nah an die Bedarfsgrenzen heran angestrebt wird, sollten erst einmal Sicherheitszuschläge beim Protein (bei stark positiver RNB) abgebaut werden. Versuche haben gezeigt, dass 160 g XP (Rohprotein) und 160 g nXP/kg TM für Hochleistungskühe ausreichend sind. Bei einem nXP-Gehalt von 160 g ist u.U. eine Absenkung (bei optimalem Fütterungscontrolling) auf einen XP-Gehalt von 150 g/kg TM möglich.
Besonders effektiv lassen sich Einsparungen durch eine Phasenfütterung erzielen (gilt auch für Phosphor). Die Fütterung kann dazu in drei oder vier Phasen eingeteilt werden:
- Trockensteher, Hoch- und Spätlaktation
- Trockensteher sowie 1., 2., und 3. Laktationsdrittel
Anstatt eine Ration zu füttern, wird die Nährstoffdichte der Ration in jeder Phase entsprechend der tatsächlichen TM-Aufnahme und Milchleistung angepasst. Entweder lässt sich dies über einzelne Fütterungsgruppen oder Kraftfutterstationen/AMS erreichen.
Nähere Infos zur Phasenfütterung finden Sie im
DLG-Merkblatt 444
Phosphor aus Mineralfutter herausnehmen
Ebenso wichtig ist es, die Phosphorgehalte (P) der Futtermittel zu kennen, um diese, je nach Laktationsphase, richtig ergänzen zu können. Betriebsindividuelle Futteranalysen aller relevanten Grobfuttermittel mit Einsatzmengen größer 2,5 kg TM in der Tagesration sind deswegen sinnvoll (DLG-Merkblatt 444). Bei den Empfehlungen wird eine P-Verwertung von 70 % angenommen. Allerdings gehen neue Studien davon aus, dass die P-Verwertung bis zu 90 % erreichen kann. Deshalb sollte man sich an den Empfehlungen der GfE halten (Übersicht 2).
Übersicht 2
Der Phosphor-Versorgung in der Frühlaktation muss besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden, da hier noch durch den restriktiven Futterverzehr zu wenig Phosphor aufgenommen werden könnte. Sollte – wie in den meisten Fällen – die Ration einen P-Überschuss aufweisen, kann im Mineralfutter auf Phosphor verzichtet werden.
Remontierung hat auch Einfluss auf gesamte N- und P-Ausscheidung
Bereits in der Aufzucht kann die Fütterung, aber auch die Remontierungsrate einen erheblichen Einfluss auf die N- und P-Ausscheidungen ausüben. Eines der Gründe, weshalb es wichtig ist, die Ration der Jungrinder ca. ab dem 11. Lebensmonat zu „verdünnen“ und die Eiweißmengen an die Versorgungsempfehlungen anzupassen. Ein weiteres großes Einsparpotenzial besteht zudem in einer niedrigen Remontierungsrate.
Quelle: Andrea Meyer (LWK Niedersachsen), Dr. Hubert Schuster (LfL Grub), Neumühle
Tool: Ration selbst mal checken
Um einen Eindruck davon zu bekommen welche Werte die eigene Ration aufweist oder wie sich eine Veränderung der Remontierung auswirkt, bietet das Unternehmen Deutsche Tiernahrung Cremer einen online N- und P-Rechner an (RumiTop N+P-Effizienzrechner, einfache Version bzw. erweiterte mit Anmeldung).
Hier können Rationen mit verschiedenen Futtermitteln selbst gerechnet werden. Um so nah wie möglich an der eigenen gefütterten Ration kalkulieren zu können, sind Silagen mit verschiedenen Eiweiß- und Energiegehalten auszuwählen. Neben Kraftfuttersorten können auch Eigenmischungen in die Ration einberechnet werden. So sollen sich konkrete Einsparungen beim Stickstoff- und Phosphoranfall für den eigenen Betrieb berechnen lassen. Auch das Einsparpotenzial für eine eventuelle Gülleabgabe wird berechnet.
Neben der Ration kann hier auch die Auswirkung auf die gesamte N- und P-Ausscheidung über die Aufzucht hinweg dargestellt werden. Im Beispiel (siehe Bild) wurde die Remontierung (EKA 27 Monate) von 33 auf 27% gesenkt. Damit ließe sich nach dem N und P-Rechner je Kuh z.B. die P-Ausscheidung um 0,9 kg senken (siehe Übersicht 3).
Übersicht 3
Neben Stickstoff rückt Phosphat zunehmend in den Fokus. Noch wird das Phosphat-Saldo nicht bewertet – doch gerade für Betriebe, die viel Raps in der Ration einsetzen, könnte es schwierig werden.