Auch Milchkuhbetriebe müssen ihre Düngepraxis in Ackerfutterbau und Grünland gemäß den Vorgaben der Düngeverordnung (DüV 2017/2020) anpassen. Es gilt, die...
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Auch Milchkuhbetriebe müssen ihre Düngepraxis in Ackerfutterbau und Grünland gemäß den Vorgaben der Düngeverordnung (DüV 2017/2020) anpassen. Es gilt, die reglementierten Nährstoffe noch gezielter einzusetzen und Überschüsse zu vermeiden. Der Fokus liegt dabei auf Stickstoff (N) und zunehmend auf Phosphor (P). Mancherorts limitieren P-Überschüsse bereits die N-Düngung.
Neben der 170 kg N-Grenze, der Düngebedarfsermittlung und den ab 2021 umzusetzenden Regeln in nitratauswaschungsgefährdeten Gebieten, erhöht die Stoffstrombilanzverordnung (spätestens ab 2023 für alle Betriebe mit >20 ha oder >50 GV Pflicht) den Druck für Landwirte, ihre Nährstoffeffizienz zu verbessern.
Milcherzeuger sollten sich schon jetzt, frühzeitig, mit der Stoffstrombilanz beschäftigen.“
Frerich Wilken
Aber wie verbessert man die Nährstoffeffizienz im Futterbau? Wie lassen sich trotz Einschränkungen vergleichbare Erträge, ohne höhere Kosten erzielen?
Wir haben mit zwei Experten auf diesem Gebiet gesprochen:
Sonja Dreymann
Dreymann Agrar, Beratung Pflanze Boden
Frerich Wilken
LWK Niedersachsen, Beratung Nährstoffeffizienz im Futterbau
Gülle-Nährstoffe bestmöglich nutzen
Bei begrenzter Ausbringungsmenge gilt es Gülle so gezielt und wirksam wie möglich einzusetzen.
(Bildquelle: Berkemeier)
An erster Stelle steht es, die rechtlich eingeschränkten Mengen an organischem Dünger pflanzenverfügbar und verlustarm einzusetzen und damit den Einkauf von mineralischem N sowie P auf ein Minimum zu reduzieren.
Die Möglichkeiten bei Phosphor sind begrenzt.
In Milchkuhbetrieben wird das meiste Phosphor über die Fütterung eingekauft, entsprechend liegen die Stellschrauben im Stall. Tipps dazu finden Sie bei uns unter „Kein Luxuskonsum beim Protein und Phosphor“. Über die Gülleseparierung lässt sich P nur begrenzt abscheiden.
Im Futterbau lässt sich der P-Input über die Reduktion bzw. den Verzicht auf die mineralische Unterfußdüngung zu Mais senken. Stattdessen wird P allein über Wirtschaftsdünger gegeben. Das Verfahren der platzierten Gülleablage ist jedoch anspruchsvoll und begrenzt: „Während auf sich leicht erwärmenden Böden vergleichbare bis bessere Ergebnisse zur herkömmlichen Variante möglich sind, erreicht das Verfahren auf kalten Böden seine Grenzen“, so Frerich Wilken.
Um im Boden vorhandenes P effizient nutzen zu können, gilt es ein hohes Wurzelwachstum zu fördern. „P muss von den Pflanzen ‚erwachsen‘ werden“, sagt Dr. Dreymann. Bodenpilze steigern die P-Ernährung zudem (z. B. Mykorrhiza-Symbiose bei Mais).
Die N-Effizienz lässt sich besser steuern
Durch die bodennahe Gülleausbringung und das zügige Einarbeiten sinken die Verluste durch NH₃-Emissionsminderungen um 40% (Schleppschuh Grünland) bis 80% (Einarbeiten Acker in 1 h).
Eine frühjahrsbetonte Güllegabe im Grünland (60 kg N org. anrechenbar zum 1. Schnitt) bzw. in die wachsenden Futterbaubestände, ermöglicht die beste Verwertung von Nährstoffen und Winterfeuchte. Bei Dürrerisiko wird empfohlen, die NDüngung zum 3. ggf. 2. Schnitt (Schröpfschnitt) auszulassen und dafür den 4. Aufwuchs zu fokussieren.
Nicht nur im Sommer bringt dünne, separierte Gülle beste Effekte im Grünland: aufbereitete, belebte* Gülle infiltriert immer besser in den Boden. *positive Mikroorganismen
Für weniger Verluste ist die Ammoniumernährung anzustreben. Für eine bessere Verfügbarkeit des mineralischen NH₄ (auch unter Trockenheit) setzen einige Betriebe im Grünland auf das Cultan-Verfahren (Depotablage). Der Einsatz von Nitrifikationshemmern bleibt umstritten.
Schlüsselfaktor: Nur gesunde Böden erlauben eine hohe Nährstoffeffzienz
Doch alle Technik und Depots nützen nichts, wenn der Boden nicht mitzieht. „Möchte man die Nährstoffeffizienz verbessern, muss man den Blick über die Düngung hinaus werfen”, sagt Dr. Sonja Dreymann, „und auf die Versorgung des Bodens, genauer des Bodenlebens, richten.” Denn vorhandene Nährstoffe können sich gegenseitig blockieren.
Zudem machen ein aktives Bodenleben und Humus stabil hohe, hochwertige Erträge erst möglich. Und sie schützen freie Nährstoffe vor Auswaschung. Für hohe Leistungen gilt es Boden und Bodenleben ebenso sorgfältig zu versorgen wie Kühe und deren Pansenmikroben!
Futterbaubetriebe mit Rinderhaltung haben großartige Möglichkeiten, ihre Böden aufzubauen”.
Dr. Sonja Dreymann
Regenerative Ansätze für die Bodenfruchtbarkeit
Die Ernährung des Bodenlebens erfolgt über die Kulturpflanzen: Die Pflanzen versorgen das Bodenleben mit Wurzelausscheidungen (u. a. Zucker und Aminosäuren), die Mikroorganismen wiederum leiten den Pflanzen Nährstoffe, Spurenelemente und Wasser zu.
„Futterbaubetriebe mit Rinderhaltung haben großartige Möglichkeiten, ihre Böden aufzubauen”, sagt Dr. Sonja Dreymann. Mit ganzjähriger Begrünung wird bereits viel getan. Weitere Ansätze liefern die Elemente der regenerativen Landwirtschaft:
Futterbaubetriebe mit Rinderhaltung haben großartige Möglichkeiten, ihre Böden aufzubauen. Untersaaten/Zwischenfrüchte zum Winter noch einmal abweiden zu lassen fördert die Bestockung und damit auch die Wurzelmasse.
(Bildquelle: Berkemeier)
Ansätze aus der regenerativen Landwirtschaft
Bodenproben: Zuerst muss man den Zustand seiner Böden untersuchen: Die Gare und Wasseraufnahmefähigkeit regelmäßig über praktische Tests im Feld. Den chemischen Versorgungszustand über die erweiterte Bodenanalyse nach Albrecht/Kinsey, mindestens alle drei Jahre. So kann bedarfsgerecht gehandelt werden. Weitere Aussagen und Einsparungen (Düngung, Saatstärke) erlauben Pflanzenanalysen und Ertragszonen.
Nachhaltige Tiefenlockerung: Bei Bodenschadverdichtungen sollte einer tiefen Lockerung immer ein stark wurzelndes Pflanzengemenge folgen. Wintergetreide stabilisiert die erzielte Lockerung nicht ausreichend.
Die ganzjährige Begrünung ist die wichtigste Maßnahme für fruchtbare Böden. Untersaaten und Zwischenfrüchte halten Nährstoffe fest und das Bodenleben nach Ernte der Hauptfrucht am Leben! „Das funktioniert auch bei Mais nach Mais,” so Dr. Dreymann. „Und zwar mit einer Untersaat z.B. Landsberger Gemenge, oder mit Wickroggen nach der Ernte.”
Im Herbst kann eine Untersaat oftmals genutzt, idealerweise beweidet werden, das regt das Wurzelwachstum an.
Im Frühjahr ist eine direkte Verwertung von Gülle möglich. Der 1. Aufwuchs wird geerntet.
Die Narbe wird nicht totgespritzt und gepflügt, sondern flach zur Rotte gebracht (Hackfräse). Die Biomasse wird langsam umgebaut und liefert der wachsenden Hauptfrucht Nährstoffe. Weitere Schritte sind standortabhängig.
Belebte, frische Rindergülle ist etwas Tolles!
Mit Rindergülle und Mist haben Futterbaubetriebe grundsätzlich hochwertige Dünger für den Boden.
Mikrobiologie hört nicht am Kuhschwanz auf.“
Dr. Sonja Dreymann
Kot bzw. Gülle ist nicht gleich Kot bzw. Gülle. Über schlechte Futterqualitäten (z.B. Fehlgärungen) und eine lange Lagerung werden Fäulnisprozesse in der Gülle gefördert, die auf den Boden weiter gereicht werden können.
(Bildquelle: Berkemeier)
Die Lagerung fördert aber oft Fäulnisprozesse, die ohne eine Behandlung auf den Boden weiter gereicht werden. Das führt zum Abbau organischer Substanz und zu Nährstoffverlusten.
Derartige Prozesse lassen sich über eine Behandlung der Gülle verringern, z.B. mit Milchsäurebakterien oder Urgesteinsmehl. Mikrobiologische Untersuchungen zusätzlich zur Nährstoffanalyse der Gülle, helfen Probleme zu erkennen. Dabei beginnt die Qualität der Gülle bei der Fütterung („gesunde Tiere, gesunde Gülle”)!