Größere Biodiversität auf dem Feld und höhere Eiweißkonzentrationen im Futter sollen die Vorteile vom Mischanbau aus Mais und Bohnen sein. Dabei werden Futtermais und Stangenbohnen in einer Saatmischung ausgesät, das zu zwei Dritteln aus Maissaatgut und einem Drittel aus Bohnen besteht.
Diese Alternative zum reinen Maisanbau kann die Fruchtfolge auflockern und Stickstoff im Boden binden. Zudem sorgen die Stangenbohnen für eine höhere Bodenbedeckung, sodass weniger Unkräuter wachsen. Das kann Pflanzenschutzmittel einsparen, kann aber den Aufwand einer mechanischen Unkrautregulierung erhöhen. Von der Blütezeit der Bohnen versprechen sich einige Berater zudem mehr Nahrung für Insekten.
Ob sich der Anbau ökologisch und ökonomisch lohnt und was beim Einsatz dieses Gemenges in der Rinderfütterung zu beachten ist, haben Experten nun bei einem digitalen Feldtag auf Haus Düsse diskutiert.
Ökonomische Vorteile? Kaum.
Auf Haus Düsse werden – in einem gemeinsamen Projekt mit der Hochschule Nürtingen, Mais und Stangenbohnen im Gemenge angebaut und untersucht. Rebekka Schmücker (Landwirtschaftskammer NRW) und Daniel Villwock (Hochschule Nürtingen) erklärten, wieso dieser Anbau pflanzenbauliche Vorteile haben könnte und stellten erste vorläufige Versuchsergebnisse vor.
Voraussetzung für einen erfolgreichen Anbau ist, dass Mais und Bohne kompatibel miteinander sind. Das bedeutet, dass der Mais standfest ist und die Bohne den Mais nicht überwächst. Auf den Flächen von Haus Düsse und an der Hochschule Nürtingen wurden je drei verschiedene Anbausysteme (Mais in Reinsaat, Mais-Stangenbohnen-Gemenge, Mais-Kapuzinerkresse-Gemenge) mit drei unterschiedliche Düngestufen (ohne Düngung, 20% des Düngebedarf Mais, 100% des Düngebedarf Mais) untersucht. Bei der Entwicklung der Pflanzen fiel auf, dass
die Stangenbohnen sich im Gemenge mit Mais anfangs gut entwickeln und Bodenfläche bedecken, bevor der Mais in die Höhe wächst.
die Stangenbohnen sich nicht negativ auf die Entwicklung der Maispflanzen auswirken. Allerdings muss der Mais stabil genug sein, denn die rankenden Stangenbohnen können am Ende der Vegetation bis an die Spitze der Maispflanzen „klettern“.
Stangenbohnen und Mais im Anbau als Gemenge deutliche Einbußen beim Ertrag zeigen als in Reinsaat (jeweils etwa 10%).
die Düngung den größten Einfluss auf den Ertrag des Mais und des Mais-Gemenges hat.
Aus wirtschaftlicher Sicht wird vom Anbau des Mais-Stangenbohnen-Gemenges daher eher abgeraten. Denn: Sowohl Mais als auch die Stangenbohnen zeigen zum Zeitpunkt der Reife große Ertragseinbußen. Allerdings kann es von betriebswirtschaftlichem Interesse sein, da der Anbau in einigen Bundesländern (z.B. Nordrhein-Westfalen) Förderungen gibt. Zudem hat das Gemenge in einigen Bundesländern einen eigenen Code im Flächenantrag.
Für Milchkuhfütterung geeignet?
Jana Denißen von der LWK NRW in Haus Kleve berichtete zudem von ersten Untersuchungsergebnissen zur Futterverwertung des Mais-Stangenbohnen-Gemenges. In Untersuchungen wurden dafür die Mischungen siliert, Nährstoffgehalte und Futterwert berechnet, im Labor analysiert und mit dem Hammeltest überprüft. Dabei kamen (als vorläufige Ergebnisse) heraus, dass
Trockenmasse- und Stärkegehalt im geernteten Gemenge etwas geringer sind als im reinen Mais.
der Rohproteingehalt im Gemenge etwas höher sind als im reinen Mais (11 – 23%).
der Energiegehalt im Gemenge etwas höher sind als in reiner Maissilage.
die Proteinverdaulichkeit des Gemenges eher mäßig ist.
Bisher wird der Futterwert für Maisfutter nach einer Formel für reine Maissilage gerechnet. Diese stimmt jedoch für das Mais-Stangenbohnen-Gemenge noch nicht exakt, sodass die Berechnungen mit der Maisformel nicht den Futterwert wiedergeben, wie er bei Analysen im Labor oder im Hammeltest herauskommt.
Ergebnisse aus Aulendorf aus einem Versuch mit 32 Milchkühen (9% Stangenbohnen im Mais, 43% siliertes Gemenge in der Ration) zeigte, dass Kühe siliertes Gemenge problemlos akzeptieren. Hinsichtlich der TM-Aufnahme, der Entwicklung des BCS der Kühe und der Milchleistung gab es keine Unterschiede zwischen Mais aus Bohnen-Gemenge und reinem Mais gab. Grund dafür sind die sehr ähnlichen Inhaltsstoffe beider Futtermittel.
Fazit: Zwischen den verschiedenen Mais-und Bohnensorten gibt es unterschiedliche Nährstoffgehalte und Verdaulichkeiten. Die Berechnung des Futterwerts basiert auf der Formel für reinen Mais und hat eine hohe Fehlerquote. Genauer sind laborbasiete Analysen von Futterproben. Silierte Gemenge zeigen zwar leicht erhöhte Proteingehalte, jedoch nur eine mäßige Proteinverdaulichkeit. Daher scheinen sie als Proteinquelle und in der Milchkuhfütterung eher ungeeignet zu sein.