Anders als beim herkömmlichen Melken werden die Milchkühe auf Betrieben mit automatischen Melksystemen nicht alle gleichzeitig mindestens zweimal am Tag zum Melken aufgetrieben. Daher sind die Liegeboxen ständig von einem Teil der Kühe belegt. Die Liegeboxenpflege kann nicht im Zeitfenster der Melkungen in einem Rutsch bei allen Boxen erfolgen. Das Reinigen, Einstreuen und Einebnen der Liegefläche gestaltet sich deshalb bei ungünstigem Management als zeitaufwendig und stört die Stallruhe.
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Anders als beim herkömmlichen Melken werden die Milchkühe auf Betrieben mit automatischen Melksystemen nicht alle gleichzeitig mindestens zweimal am Tag zum Melken aufgetrieben. Daher sind die Liegeboxen ständig von einem Teil der Kühe belegt. Die Liegeboxenpflege kann nicht im Zeitfenster der Melkungen in einem Rutsch bei allen Boxen erfolgen. Das Reinigen, Einstreuen und Einebnen der Liegefläche gestaltet sich deshalb bei ungünstigem Management als zeitaufwendig und stört die Stallruhe.
Das Vernachlässigen der Boxenpflege ist keine Option, um Arbeitsaufwand einzusparen. Denn gerade auf AMS-Betrieben sind saubere Tiere wichtig. Der Keimdruck ist durch die Beanspruchung eines Melkgeschirres für viele Tiere sehr hoch. Bei stark verdreckten Tieren reicht die Reinigungskapazität des Melkroboters nicht aus. Hinzu kommt noch, dass die Strichkanäle durch das in der Regel häufigere Melken länger geöffnet sind. Das Risiko, sich in der Liegebox mit Umweltkeimen zu infizieren, ist dadurch erhöht. Der erste Fehler ist daher, auf Kosten des Komforts und der Eutergesundheit bei der Liegeboxenpflege Zeit einsparen zu wollen. Mindestens einmal am Tag sollte das Säubern, Einstreuen und Einebnen der Liegeboxen fester Bestandteil der Stallroutine sein.
Den Rythmus der Kühe kennen
Das einmalige Hochtreiben aller Tiere hat positive Effekte und bringt Schwung in die Herde. Doch wie kann die Boxenpflege effizient in den Tagesablauf integriert werden?
Milcherzeuger kennen den Rhythmus der Kühe im Stall. Zu bestimmten Tageszeiten liegen mehr Tiere, zu anderen Zeiten treibt es die Herde zum Futtertisch. Dieser Rhythmus kann genutzt werden, um die Liegeboxenpflege zu planen. Die Auswertung von Aktivitätsdaten und die Auslastung des AMS über den Tag liefern passende Informationen.
Eine gute Zeit für die Pflege kann beispielsweise die Fütterungszeit sein. Wenn frisches Futter vorgelegt wird, ist die Stallruhe bereits gestört. Das frische Futter lockt die Tiere aus den Liegeboxen. Jetzt ist Zeit, die noch liegenden Kühe hochzutreiben und die routinemäßige Reinigung der Boxen vorzunehmen.
Tipp: Immer zur gleichen Tageszeit die tägliche Pflege der Boxen durchführen. Die Tiere gewöhnen sich an den Rhythmus und stehen bei vertrauter Routine schneller auf. Kühe lieben eintönige, immer wiederkehrende Tagesabläufe. Tiere, die lieber liegen wollen, legen sich bereits 1 ½ Minuten später erneut ab. Den Rest des Tages kann boxenindividuell gearbeitet werden. Dafür lohnt es sich Besen, Harke oder Rechen griffbereit am Zugang zu den Tieren zu lagern. Bei jedem Gang zwischen die Kühe können dann einzelne Boxen ausgekratzt werden.
Den Schwung im Stall nutzen
Das Auftreiben der Tiere lässt sich sinnvoll mit weiteren in der Herde stattfindenden Arbeiten verbinden. Konsequent geplante Abläufe verbessern das Zeitmanagement.
Tipp: Eine Liste mit täglichen, wöchentlichen und monatlichen festen Routinearbeiten aufbauen und die Aktivitäten, die Unruhe im Stall verursachen, gemeinschaftlich planen. Dazu gehören beispielsweise:
- Tierkontrolle und Gesundheitschecks: Das Auftreiben der Kühe zur Liegeboxenpflege nutzen, um gezielt auf die Körperkondition, Lahmheiten, Ausfluss, Brunstverhalten oder andere Merkmale zu achten.
- Klauenpflege bzw. Klauenbäder: Findet ein Gang durch das Klauenbad wöchentlich statt, kann der Umtrieb genutzt werden, um zeitgleich Einstreu nachzufüllen.
- Nachtreiben von Holtieren: Beim Treiben von Kühen zum AMS, kann die Zeit optimal mit dem Säubern einzelner Liegeboxen kombiniert werden.
Ständig schmutzige Boxen?
Das einmal tägliche Hochtreiben aller Tiere und das boxenindividuelle Auskratzen sollten für eine gründliche Pflege ausreichen. Verschmutzen die Boxen dennoch zu schnell, muss der Ursache auf den Grund gegangen werden.
- Ist ausreichend eingestreut? Bei Tiefboxen nicht an der Einstreu sparen und die Boxen bis oben hin befüllen. Dadurch liegen die Kühe tendenziell über der Boxenkante und verdrecken die Box nicht. Tipp: Frische Einstreu ist der Lagerung im Kopfkasten immer vorzuziehen! Bei Einstreulagerung im Kopfkasten können Atem und Speichel zu Pilz- und Schimmelbildung führen. Das ist ein Risiko für die Eutergesundheit. Dann lieber öfter mit dem Hoflader in den Stall fahren oder automatische Einstreuanlagen installieren.
- Liegen die Tiere richtig? Bei falschen Boxeneinstellungen verschmutzt die Liegefläche schneller. Das passiert auch wenn die Tiefstreu nicht regelmäßig eingeebnet wird. Wenn die Matratze täglich mit der Harke egalisiert wird, entstehen keine festen, nur noch maschinell glattziehbaren Kuhlen.
- Saubere Laufgänge? Regelmäßiges Abschieben der Laufgänge verhindert, dass Dreck in die Boxen getragen wird. Dann bleiben die Liegeflächen länger sauber.
- Passt die Melkeinstellung? Werden Kühe zum Laufen animiert? Wenn hier etwas nicht stimmt, lassen einige Kühe ihre Milch in der Box laufen. Das spricht zum einen für zu viele Melkungen und eine Überbeanspruchung des Schließmuskels und zum anderen für zu viel Druck auf dem Euter bei Kühen, die unregelmäßig den Roboter aufsuchen. Was hilft, ist das Maximum der Melkungen auf vier Mal pro Tag zu deckeln, um den Schließmuskel nicht zu stark zu beanspruchen und regelmäßig Holtiere nachzutreiben.