Verschärfungen des Düngerechts erhöhen den Druck, Stickstoff- und Phosphor-Ausscheidungen zu reduzieren. Darunter darf aber die Tiergesundheit nicht leiden.
Nach der Stoffstrombilanz-VO müssen spätestens ab 2023 alle Betriebe mit mehr als 50 GV (Großvieh-Einheit) oder 20 ha eine Stoffstrombilanz erstellen. Darauf sollten Sie sich jetzt...
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Nach der Stoffstrombilanz-VO müssen spätestens ab 2023 alle Betriebe mit mehr als 50 GV (Großvieh-Einheit) oder 20 ha eine Stoffstrombilanz erstellen. Darauf sollten Sie sich jetzt schon vorbereiten! Die größten Nährstoffzuflüsse erfolgen u.a. über Futtermittel. Die größten Nährstoffabgänge erfolgen über den verkauf der Milch. Damit wird klar, dass für eine ausgeglichene Stoffstrombilanz – was den Stall betrifft – dem Verhältnis aus Zukauffutter und Milchverkauf eine große Bedeutung zukommt. Was ist zu tun?
Grundfutter bleibt Dreh und Angelpunkt
Um die Stoffstrombilanz zu entlasten, müssen also weniger Zukauffuttermittel eingekauft werden, andererseits darf die Milchleistung nicht leiden. Dies erreicht man in erster Linie durch eine optimale Grobfuttergewinnung und deren bestmögliche Ausnutzung. Dazu gehört, Futter- und Energieverluste zu senken, die Proteinqualität der Silage zu erhalten und die Grundfutterleistung zu steigern.
Außerdem sollte sichergestellt werden, dass die Ration ausreichend hoch fermentierbare Kohlenhydrate und strukturierte Faser liefert. So werden die Pansenfunktion und damit die Futteraufnahme sowie die mikrobielle Proteinsynthese optimiert. Nur unter diesen Voraussetzungen kann der Zukauf von Kraftfutter, insbesondere von Eiweißträgern (N-Lieferant), minimiert werden.
Keine Sicherheitszuschläge nötig
Daneben gilt es, bevor eine Feinjustierung durchgeführt wird, Sicherheitszuschläge (Luxuskonsum) vor allem beim Protein (bei stark positiver RNB) abzubauen. In Versuchen hat sich gezeigt, dass 160 g XP (Rohprotein) und 160 g nXP/kg TM für Hochleistungskühe ausreichend sind. Bei einem nXP-Gehalt von 160 g ist in vielen Fällen eine Absenkung auf einen XP-Gehalt von 150 g/kg TM möglich. Um die Rationen einstellen zu können, ist es unumgänglich, über regelmäßige Analysen die Energie-, Nährstoff- und Mineralstoffgehalte der Futtermittel zu erfassen.
Phasenfütterung hat größten Einfluss
Die größte Einsparung lässt sich durch eine Phasenfütterung erreichen! Die Fütterung kann dazu in drei bzw. vier Phasen eingeteilt werden: Trockensteher, Hoch- und Niederlaktation oder Trockensteher sowie 1., 2., und 3. Laktationsdrittel. Anstatt eine Ration zu füttern, wird die Nährstoffdichte der Ration in jeder Phase entsprechend der tatsächlichen TM-Aufnahme und Milchleistung angepasst.
Um Milchkühe bedarfsgerecht zu versorgen, gibt es Versorgungsempfehlungen (GfE, 2001). Diese setzen sich aus dem Erhaltungsbedarf und dem jeweiligen Leistungsbedarf (Leistung und Inhaltsstoffe) zusammen. Dividiert durch die tatsächliche TM-Aufnahme ergibt sich die Konzentration an Nährstoffen pro kg Trockenmasse.
Phasenfütterung auch für kleinere Bestände
Eine solche Phasenfütterung lässt sich problemlos in den Betrieben realisieren, die in der Lage sind, einzelne Fütterungsgruppen zu bilden. In mittleren/kleineren Beständen kann dies über Kraftfutterstationen/AMS erreicht werden. Eine Möglichkeit für kleine Betriebe kann die Umstellung auf eine saisonale Abkalbung und damit auf eine Kuhgruppe mit vergleichbaren Nährstoffanforderungen sein. Natürlich immer unter der Prämisse, dass ausreichend Abkalbe- und Kälberplätze zur Verfügung stehen.
Pansengeschütztes Rohprotein
Eine Möglichkeit, den Proteingehalt zu senken bei gleichbleibendem nXP-Gehalt, ist der Einsatz von Spezialfuttermitteln mit z. B. geschütztem Rapsschrot. Bei diesen Produkten ist der UDP-Anteil erhöht. Inwieweit der Einsatz von pansengeschützten Aminosäuren (AS) eine Hilfe sein kann, den Rohproteingehalt abzusenken und dabei Leistungseinbrüche zu verhindern, wird noch untersucht.
In proteinarmen Rationen kann Futterharnstoff als Stickstoffquelle eingesetzt werden. Der Harnstoff-N wird schnell im Pansen freigesetzt, sodass er nur vorübergehend eine N-Quelle darstellt. Wichtig ist eine ausreichende Menge leicht löslicher Kohlenhydrate (Pansensynchronisation). Der Einsatz ist abhängig von der Milchmenge und dem UDP-Gehalt des Futters. Nicht sinnvoll ist der Einsatz bei Grassilage-betonten Rationen. Auch bei der Fütterung von Hochleistenden ist der verstärkte Einsatz von pansengeschütztem Eiweiß (UDP) sinnvoller. Vorsicht ist geboten, wenn die Ration der Laktierenden auch an die Kälber gefüttert werden soll. Denn Harnstoff darf ausschließlich an Wiederkäuer mit voll entwickeltem Pansen verfüttert werden und damit nicht in den Kälbertrog gelangen.
Milchharnstoffgehalt regelmäßig kontrollieren und Rückschlüsse ziehen
Anhand des Milchharnstoff- /Milcheiweißgehaltes sollte die Proteinversorgung nachgesteuert werden. Milchharnstoffgehalte von unter 200 mg/l bei guten Milcheiweißgehalten belegen eine gute N-Nutzungseffizienz, da die Kühe einen hohen Anteil des Stickstoffs in Milcheiweiß umsetzen. Erst Gehalte unter 150 mg/l Milch zeigen an, dass der Futterproteinbedarf nicht gedeckt ist.
Phosphor-Gehalt untersuchen
Ebenso wichtig ist es, die Phosphorgehalte (P) der Futtermittel zu kennen, um diese richtig ergänzen zu können. Das bedeutet, dass auch Silagen auf P zu untersuchen sind. In den Grassilagen variieren die P-Gehalte stärker als in Mais. Der Bedarf lässt sich wie folgt berechnen: P-Bedarfsmenge = (kg Milch x 1,43) + (kg TM-Aufnahme x 1,43).
Bei einer z. B. für eine Kuh mit 40 kg Milchmenge unterstellten Futteraufnahme von 23 kg TM ergibt sich ein Phosphor-Bedarf von 90 g je Kuh und Tag. Das wiederum entspricht einem P-Gehalt in der Ration von 3,9 g/kg TM. Ein Gehalt von 3,5 bis 4,0 g P je kg TM ist bei Milchkühen also vollkommen ausreichend. Bei den Empfehlungen wird eine P-Verwertung von 70 % angenommen. Hierbei ist ein Sicherheitszuschlag von rund 20 % eingerechnet, da neue Studien davon ausgehen, dass die P-Verwertung bis zu 90 % erreichen kann.
Deshalb sollte auf einen Sicherheitszuschlag in jedem Fall verzichtet werden. Sinnvoll ist es also, die P-Versorgung an den Laktationsverlauf bzw. an das Leistungsniveau in den Abschnitten anzupassen.
Phophorversorgung
Der Phosphor-Versorgung in der Frühlaktation muss besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden, da hier durch die noch restriktive Futteraufnahme zu wenig Phosphor bei den Kühen ankommen kann. Sollte – wie in den meisten Fällen – eine Ration einen P-Überschuss aufweisen, so sollte zuallererst ein Mineralfutter ohne Phosphor ausgewählt werden. In einem ausgeglichenen MLF (20/4) reicht ein Phosphor-Gehalt von 4,3 bis 4,4 g P/kg aus. Die Gehalte liegen jedoch in der Regel höher. Warum? Die höheren Gehalte haben u. a. mit der Preiswürdigkeit der verwendeten Futterkomponenten (z. B. Weizenkleie) zu tun.
GVO-freie Fütterung birgt häufig einen P-Überschuss
Der Großteil der Kühe wird GVO-frei gefüttert. Dabei wird Sojaschrot in der Regel durch Rapsschrot ersetzt. Dieses enthält aber deutlich mehr Phosphor als Sojaschrot (11,9 vs 7,0 g/kg). Daraus ergibt sich, dass bei reiner Rapsergänzung auch bei Verzicht auf P im Mineralfutter ein Überhang entsteht. Eine Alternative bietet die Kombination von geschütztem Rapsschrot und Harnstoff. Daneben besteht die Möglichkeit, Rapsschrot in Teilen durch Getreideschlempen zu ersetzen. Dabei besteht die Empfehlung, dass maximal 50 % der Rapsmenge ersetzt wird.
Ausblick: In den Niederlanden (Schothorst Feed Research B.V.) wird u. a. untersucht, wie gut der Phosphor einzelner Futtermittel im Pansen (Ruminale-P-Bilanz) und am Dünndarm tatsächlich verfügbar ist und verstoffwechselt werden kann.-os-
In Zusammenarbeit mit Dr. Jana Denißen, LWK NRW und Dr. Hubert Schuster, Bayerische LfL