Effizient, effizienter, Dänemark: Das südlichste der skandinavischen Länder besticht durch extrem hochleistende Kühe, moderne Laufställe und ein „kuh-freundliches“ Klima. Doch auch ein hoher Verschuldungsgrad und ein großer Druck nach Mitarbeitenden bestimmt den Alltag der hiesigen Milchbauern. Betriebsleiter Torben Brodersen hat sich entschieden, diesen Herausforderungen mit einer besonderen Rasse zu begegnen: mit Jerseys.
Effizient, effizienter, Dänemark: Das südlichste der skandinavischen Länder besticht durch extrem hochleistende Kühe, moderne Laufställe und ein „kuh-freundliches“ Klima. Doch auch ein hoher Verschuldungsgrad und ein großer Druck nach Mitarbeitenden bestimmt den Alltag der hiesigen Milchbauern. Betriebsleiter Torben Brodersen hat sich entschieden, diesen Herausforderungen mit einer besonderen Rasse zu begegnen: mit Jerseys.
Nachdem er den Betrieb im Jahr 2006 kaufte, hat er die Rasse gewechselt und die Herde von 180 auf heute 630 Kühe aufgestockt. Die Bewirtschaftung von 390 Hektar Fläche erledigt er gemeinsam mit einem benachbarten Freund, der 420 Kühe melkt und 200 Hektar Fläche zählt. „Wir haben ein kleines Team von etwa sieben festen Mitarbeitern, die größtenteils schon lange bei uns sind, sowohl Dänen als auch Rumänen“, berichtet Torben Brodersen. Um die Leute zu halten, versucht er, durch einen freundlichen Umgang ein angenehmes Arbeitsklima zu erhalten.
Betriebsspiegel:
| 630 Jerseykühe
| 11.433 kg Milch ECM (6,14 % Fett und 4,33 % Eiweiß)
| 188.000 Zellen/ml
| 27 % Remontierungsrate
| 390 Hektar, davon 165 Hektar Mais und 110 Hektar Gras
| 7,5 Ak
| 6520 Toftlund, Dänemark
Die Molkerei fordert, Jerseys liefern
Weil die Molkerei Arla stark auf Nachhaltigkeit und die Klimabilanz der Betriebe schaut, ist es Torben Brodersen wichtig, nicht nur die „klimafreundlichen“ Jerseykühe zu melken, sondern die Milchproduktion und das Herdenmanagement insgesamt möglichst effizient zu gestalten. Derzeit liegt die Leistung bei über 11.400 kg ECM und die Abgangsleistung über 43.000 kg ECM.
Ein Ansatzpunkt sieht er zum Beispiel in der Zucht. Brodersen arbeitet ausschließlich mit der Genetik von VikingGenetics und setzt bei der Anpaarung auf hohe NTM-Werte (dänischer Gesamtzuchtwert) sowie eine gute Euterqualität und sehr gute Gesundheit. Außerdem beobachtet er die Futtereffizienz der Kühe über den „Saved Feed Index“ und stellt fest: „In der Futtereffizienz gibt es allein in unserer Herde bis zu 20 % Unterschied zwischen Einzeltieren.“
Die genomischen Zuchtwerte der weiblichen Tiere sind für ihn ein gutes Werkzeug, um zum Beispiel zu entscheiden, welche Kuh gesext und welche mit Fleischrasse besamt wird.
Milchproduktion in Dänemark
- 565.000 Kühe
- Ø 200 Kühe je Betrieb, meist Holsteins und Jerseys
- mehr als 10.500 kg Durchschnittsleistung
- hohe Kosten (Mitarbeiter, Kapital)
- 5.665 Mio. t Milch
- Arla hat fast ein Monopol
- Bio-Anteil von 12,4%
Tägliche Futteraufnahme: 20 kg TM
In der Fütterung setzt der Betrieb bewusst auf viel Grundfutter. So besteht die Ration der Melkenden aus 65% Grundfutter, das wiederum zu 100% selbst produziert wird. Die Kühe sind in fünf Gruppen unterteilt (erste Laktation, zweite und dritte Laktation, zwei Gruppen aus älteren Kühen und eine Gruppe aus Frischmelkern und behandelten Kühen) und erhalten alle dieselbe Ration. Die große Effizienz der Jerseys zeigt sich nicht nur in ihren Leistungskennzahlen, sondern auch in der Tiergesundheit:
Wir haben maximal ein bis zwei Ketose-Fälle pro Jahr.
Torben Brodersen
So gestaltet er das Herdenmanagement:
- Alle Kühe werden zweimal täglich gemolken.
- Die Brunst- sowie Aktivitätsbeobachtung erfolgt über ein Sensehub-System.
- Das Erstkalbealter liegt bei durchschnittlich 23 Monaten.
- Bei Erstlaktierenden wartet Torben Brodersen 90 Tage bis zur erneuten Besamung. Die freiwillige Wartezeit der älteren Kühe beträgt 70 bis 80 Tage.
- Junge Kühe stehen 55 Tage trocken, ältere 48 Tage.
- Die Trockensteherration wird angesäuert, zudem bekommen alle Kühe direkt nach der Kalbung einen Bolus.
- Die Frischmelker-Gruppe erhält zusätzlich Propylenglykol und Heu zur TMR.
- Insgesamt gibt es im ganzen Betrieb nur zwei Rationen – eine für die Melkenden und eine für die Trockensteher und Jungrinder.
Die Bullenkälber bleiben fünf Wochen
Alle Färsen sowie 30% der Kühe werden gesext besamt und die übrigen Tiere mit Fleischrasse-Sperma belegt – Danish Blue oder Angus. Die Bullen- bzw. Kreuzungskälber werden separat gehalten und mit fünf Wochen verkauft.
„Für unseren Kälberhändler ist es einfacher, die Kälber mit 60 bis 75 kg Lebendgewicht zu verkaufen. Um ihm entgegenzukommen und weil sich die Kälber in den ersten Wochen gut entwickeln, bleiben sie mittlerweile fünf Wochen bei uns. Der Erlös entspricht dem Kostenaufwand für die Tränke, aber so sind wir sicher und froh, dass wir sie überhaupt loswerden“, erklärt Torben Brodersen. „Die Kreuzungen aus Jersey und Danish Blue lassen sich mindestens genauso gut mästen wie Kreuzungen aus Holsteins und Belgiern. Die Mast lohnt sich, deshalb ist es schade, dass sie so schlecht bezahlt werden.“
Wir kommen unserem Kälberhändler entgegen, damit wir die Bullenkälber überhaupt loswerden.
Torben Brodersen
Zudem bekommen alle Kälber in den Wintermonaten eine Kälberdecke, sowohl weibliche als auch männliche. Damit ist die Witterung kein Problem. Getränkt werden fünf bis sechs Liter pro Tag. Nach dem Abtränken bleiben die weiblichen Kälber in festen Gruppen und bekommen Heu und TMR.
Torben Brodersen hebt im Vorbeigehen noch rasch einen ein Stück Plastikfolie auf und geht wieder zurück in Richtung Stall. Auch hier fällt wieder auf: „Das eine“ Patentrezept, das gibt es nicht – ein Betrieb wie der von Familie Brodersen ist insgesamt durchdacht und ordentlich!
Bildergalerie:
Was uns gut gefallen hat:
- Eigentlich heißt es immer, Jerseykälber seien „über“ – das gilt nicht, wenn Betrieb und Kälberhändler an einem Strang ziehen und wie hier partnerschaftlich arbeiten!
- Gerade bei Familie Brodersen fällt auf, dass Torben Brodersen sich nicht nur auf die melkenden Kühe konzentriert, sondern auch Kälber, Jungrinder, Trockensteher und Betriebsklima im Blick behält.
- Die sehr ausgefeilte Fütterung über die Laktation hinweg sorgt für hohe Effizienz.
Hinweis: Dieser Artikel ist im Rahmen einer Jersey-Tour durch Dänemark im März 2023 entstanden. Veranstaltet wurde die Tour von dem dänischen Zuchtunternehmen Viking Genetics.