Jörn Mortensen und sein Vater Emil wirtschaften vielfältiger, als es in den meisten dänischen Milchkuhbetrieben üblich ist. Denn zusätzlich zu rund 200 Kühen und der weiblichen Nachzucht mästen sie alle Bullenkälber seit rund einem Jahr selbst. Zudem erledigen sie die Feldarbeiten auf insgesamt 350 Hektar fast ausschließlich allein – mit Eigenmechanisierung. Diese Aufgaben stemmen sie zwei Generationen.
Jörn Mortensen und sein Vater Emil wirtschaften vielfältiger, als es in den meisten dänischen Milchkuhbetrieben üblich ist. Denn zusätzlich zu rund 200 Kühen und der weiblichen Nachzucht mästen sie alle Bullenkälber seit rund einem Jahr selbst. Zudem erledigen sie die Feldarbeiten auf insgesamt 350 Hektar fast ausschließlich allein – mit Eigenmechanisierung. Diese Aufgaben stemmen sie zwei Generationen.
Betriebsspiegel:
| 210 Jerseykühe
| 11.450 kg Milch ECM (5,83 % Fett und 4,48 % Eiweiß)
| 160.000 Zellen/ml
| drei Lely-Melkroboter
| 350 Hektar
| 4 Ak
| 8600 Silkeborg, Dänemark
Fütterung ohne Gras und Restfutter
Auf einem Großteil der selbstangebauten Fläche steht Mais, denn Jörn Mortensen füttert seine Jerseys seit sechs Jahren nur mit Mais, Grassamen, Heu und Sodagrain – also ganz ohne Grassilage. Am Melkroboter erhalten die Kühe 3,8 kg Kraftfutter im Durchschnitt. Der Futtertisch ist so gestaltet, dass sie ganz ohne Restfutter kalkulieren können und der letzte Rest lediglich mit einem Besen entfernt wird.
Mit dieser Fütterungsstrategie erreichen sie eine Herdenleistung von fast 11.500 kg Milch ECM. „Alle melkenden Kühe laufen in einer großen Gruppe. Das Erstkalbealter liegt bei ca. 24 Monaten und die freiwillige Wartezeit über alle Laktationen bei 60 Tagen“, berichtet Milcherzeuger Jörn Mortensen.
Milchproduktion in Dänemark
- 565.000 Kühe
- Ø 200 Kühe je Betrieb, meist Holsteins und Jerseys
- mehr als 10.500 kg Durchschnittsleistung
- hohe Kosten (Mitarbeiter, Kapital)
- 5.665 Mio. t Milch
- Arla hat fast ein Monopol
- Bio-Anteil von 12,4%
Drei Melkungen im Durchschnitt
„Die Robotereignung ist entscheidend bei der Zucht, sonst läuft es nicht rund“, erzählt er weiter. Sie nutzen das Anpaarungsprogramm ihres Zuchtverbands und versamen in der Regel nur weiblich gesextes Jerseysperma sowie Danish Blue-Fleischrassebullen. Alle Färsen werden zwei- bis dreimal gesext besamt sowie 60 % der Kühe. Die restlichen 40 % werden für Beef on Dairy genutzt. Ein Deckbulle dient zudem als Ausputzer. Weil sie selbst nicht alle weiblichen Nachzuchten benötigen, verkaufen sie zahlreiche Färsen in den Export.
Bildergalerie 1:
„Wir wollen die Bullenkälber nicht verschenken“
Die große Besonderheit für einen Jersey-Melker: Alle Bullenkälber werden auf dem Betrieb selbst gemästet!
„Die Vermarktung der Bullenkälber, egal ob reinrassig oder Kreuzungen, wurde immer schwieriger und wir wollten sie nicht mehr verschenken. Also haben wir begonnen, sie selbst zu mästen und im Alter von elf Monaten zum Schlachten zu verkaufen“, erzählt Jörn Mortensen.
Ein Kreuzungskalb wiegt mit elf Monaten etwa 250 kg.
Jörn Mortensen
Nach den ersten anderthalb Monaten in einer Einzel- bzw. Doppelbox werden die Kälber bereits nach Geschlecht getrennt. So entstehen vor allem bei den Bullenkälbern direkt feste Gruppen, die Mortensens auch mindestens für sechs Monate beibehalten. Zum Mastende laufen die Bullen in größeren Gruppen in einem Stall aus Tiefstreu- und Spaltenbereich.
„Ein Kreuzungskalb aus Jersey und Danish Blue wiegt mit elf Monaten etwa 250 kg. Reinrassige Jerseybullen wiegen in diesem Alter etwa 180 kg. Das ist natürlich ein Unterschied, aber weil es nur ganz wenige reinrassige Bullenkälber sind, mästen wir sie mit“, erklärt Jörn Mortensen. Das Fleisch gilt noch als Kalbfleisch und wird als heimisches „Dänisches Kalb“ vermarktet.
„Im letzten Jahr ist es extrem gut gelaufen, wir haben rund 700 Euro Gewinn pro Bulle erwirtschaftet“, freut sich Jörn Mortensen, „in ‚normalen‘ Jahre kalkulieren wir, mit einem Bullen etwa 300 bis 350 Euro zu verdienen.“
Bildergalerie 2:
Das hat uns imponiert:
- Die Familie hat mutig ausprobiert, ob sich die Mast der Bullen nicht doch lohnen könnten – und eine neue Einkommensquelle erschlossen!
- Der Gesamtbetrieb basiert beinahe ausschließlich auf Familienarbeitskräften.
- Der unkonventionelle Futtertisch bedarf viel Handarbeit. Jörn Mortensen füttert mit 0% Futterrest und erreicht trotzdem hohe Leistungen.
Hinweis: Dieser Artikel ist im Rahmen einer Jersey-Tour durch Dänemark im März 2023 entstanden. Veranstaltet wurde die Tour von dem dänischen Zuchtunternehmen Viking Genetics.