Gute Besamungserfolge sind das A&0 für die Sicherung guter Milchleistung in der Milchkuhherde, denn jeder Abkalbung führt dazu, dass die Laktationskurve der Einzelkuh wieder in Richtung Peak ansteigt. Je geringer also der Wert für die durchschnittliche Laktationstage in der Herde (mehr Frischmelker) ist, desto höher ist die Herdenleistung (der wirtschaftliche Gewinn). Wenn dann in einer Herde die Laktationstage von 180 auf 170 sinken bedeutet das konkret:...
Gute Besamungserfolge sind das A&0 für die Sicherung guter Milchleistung in der Milchkuhherde, denn jeder Abkalbung führt dazu, dass die Laktationskurve der Einzelkuh wieder in Richtung Peak ansteigt. Je geringer also der Wert für die durchschnittliche Laktationstage in der Herde (mehr Frischmelker) ist, desto höher ist die Herdenleistung (der wirtschaftliche Gewinn). Wenn dann in einer Herde die Laktationstage von 180 auf 170 sinken bedeutet das konkret: 0,75 kg mehr Milch/Kuh, weniger Güsttage und weniger Abgänger wegen Unfruchtbarkeit. Auch das Mehr an Kälbern bringt gerade bei Fleckvieh mehr Verkaufserlöse. Weiterhin besteht ein geringeres Verfettungsrisiko zum Laktationsende hin und dadurch weniger Risiken beim Abkalben, speziell wenn alle melkenden Kühe eine Ration bekommen.
Minimale Dokumentation
Das Beispiel zeigt, wieviel wirtschaftliches Potenzial in der Fruchtbarkeit der Herde liegt. Umso wichtiger ist das regelmäßige, zeitnahe Monitoring der Fruchtbarkeitleistung. Selbst wenn im Betrieb kein Herdenmanagementprogramm vorhanden ist, gibt es Möglichkeiten, die Fruchtbarkeit effizient zu überwachen. Agraringenieur Alexander Schirmer hat viel Erfahrung in der Herdenmanagementberatung und beginnt seine vier- bis sechswöchigen Bestandsbesuche oft im Stallbüro. Auf der Suche nach Störfaktoren guter Fruchtbarkeitsleistung, erfasst er in einer einfachen Excel-Tabelle die aktuelle Anzahl der melkenden Kühe/Färsen und berechnet vor Ort die Prozentsätze für bestimmte Krankheiten, die den Besamungserfolg mindern.
Bei ROT besteht Handlungsbedarf
Mithilfe eines Ampelsystems kann man auf einen Blick sehen, wo es Probleme gibt und was gut läuft. Weiterhin ist der Vergleich der Monate möglich und positive oder negative Trends schnell farblich sichtbar. Überschreiten die Krankheitsraten die vorgegebenen Zielwerte, werden die Felder rot angezeigt, d.h. jetzt besteht Handlungsbedarf. In der Beispieltabelle sieht man, dass es im Juli ein Problem mit dem Komplex Nachgeburt-Metritis gab. Bei der Tierkontrolle im Stall und später am Fütterungsprogramm konnten die Ursachen dafür schnell ausgemacht und abgestellt werden: Überbelegung und zu viel Faser in der Ration. In den folgenden Monaten verbesserten sich die Krankheitsraten sofort und im September war die Störung behoben (Praxisbeispiel).
Schnellübersicht Fruchtbarkeitskennzahlen
Genug Kühe mit TU +
Eine zweite Auswertung bezieht sich auf die Zahl der tragenden untersuchten Kühe (TU pos.). Die rektale Trächtigkeitsuntersuchung erfolgt normalerweise um den 32. Trächtigkeitstag (mit Ultraschall etwas früher). Ziel ist, dass 2/3 der Tiere (66%) am Untersuchungstag positiv sein sollten.
Auswertung der TU-Ergebnisse
Eine weitere Kennzahl sind die tragend gewordenen Tiere pro Woche ausgehend von den melkenden Kühen (ohne Trockensteher). Es sollen 2,1% Trächtigkeiten pro Woche, ausgehende von den Melkenden erzeugt werden. Ist das nicht der Fall dann muss das Besamungsmanagement wie Spermahandlung, die Vorgehensweise der Besamung und der Besamungszeitpunkt überprüft werden. Diese Zahl ist aber immer über einen längeren Zeitraum zu sehen.
Vorsicht bei retrospektiven Kennzahlen
Wer die Fruchtbarkeit zusätzlich anhand von Kennzahlen in seinem Betrieb monitoren will, hat verschieden gute Möglichkeiten: Einen ersten Überblick bekommt man bei einem Blick auf die klassischen Fruchtbarkeitskennzahlen (z.B. aus dem LKV-Bericht). Doch Zwischenkalbezeit und Güstzeit kennt zwar jeder, wenn man darüber spricht, doch ist die Aussagekraft begrenzt, da sie erst berechnet werden können, wenn die Kuh wieder erfolgreich besamt wurde (TU +). Das dazugehörige Fruchtbarkeitsgeschehen liegt dann zeitlich oft mehrere Monate zurück (retrospektiv). Auch fehlt die Aussage über Brunsterkennung oder Abgang wegen Unfruchtbarkeit. Rastzeiten und der Besamungsindex werden auch durch individuelle Betriebsentscheidungen (mit der Besamung noch warten) und nicht nur durch die Fruchtbarkeit der Kuh verändert. Das schränkt ihrer Aussagekraft ein.
PregRate berechnen
Zunehmend arbeiten Herdenmanager mit der PregRate/PR. Sie ist der Anteil tragend gewordener, besamungsfähiger Tiere in einem Brunstzyklus. Die Kennzahl kann zeitnah zum aktuellen Fruchtbarkeitsgeschehen berechnet werden und berücksichtigt die Qualität der Brunsterkennung Brunstnutzungsraten/BNR und die Konzeptionsrate/KR. Der Zielwert der PregRate ist > 28% der besamungsfähigen Tiere sollen im gewählten Brunstzyklus tragend geworden sein. Die Erhöhung der Pregrate um 1% bringt 15 bis 35 Euro mehr pro Kuh und Jahr. Die aktuelle PregRate findet man in Herdenmanagementprogrammen (z. B. DairyComp, Herde) oder man berechnet sie selbst (Grafik).
So berechnet man die PregRate
Quelle: Eigene Recherche, Vortrag von Alexander Schirmer, Galaxis-Veranstaltung am 25.8.2022