Obwohl Klauenhornläsionen die häufigste Lahmheitsursache bei Milchkühen darstellen, sind sie im Detail kaum verstanden. Vermutet wird, dass Entzündungsprozesse im Körper auch hier eine Rolle spielen. Hilft es, routinemäßig einen non-steroidalen Entzündungshemmer (NSAID, hier: Ketoprofen) zur Kalbung und bei der Lahmheitsbehandlung dazuzugeben, um künftig weitere Lahmheiten oder Abgänge zu reduzieren?
Klauenschnitt bei Lahmheit mit und ohne Schmerzmittel zur Geburt
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Obwohl Klauenhornläsionen die häufigste Lahmheitsursache bei Milchkühen darstellen, sind sie im Detail kaum verstanden. Vermutet wird, dass Entzündungsprozesse im Körper auch hier eine Rolle spielen. Hilft es, routinemäßig einen non-steroidalen Entzündungshemmer (NSAID, hier: Ketoprofen) zur Kalbung und bei der Lahmheitsbehandlung dazuzugeben, um künftig weitere Lahmheiten oder Abgänge zu reduzieren?
Klauenschnitt bei Lahmheit mit und ohne Schmerzmittel zur Geburt
Eine Forschergruppe aus Großbritannien und Neuseeland hat über zweieinhalb Jahre insgesamt 438 Färsen eines Milchkuhbetriebs vor der Kalbung zufällig in eine von vier Behandlungsgruppen eingeteilt:
- therapeutischer Klauenschnitt bei jeder Lahmheit und falls nötig einen Klotz auf die gesunde Klaue
- wie 1, nur zusätzlich mit einer dreitägigen Gabe eines NSAID (einmal täglich) bei jeder Lahmheit
- wie 2, plus standardmäßig eine dreitägige Gabe des NSAID zur Kalbung (einmal täglich, beginnend 24 bis 36 h nach der Kalbung)
- dreitägige Gabe des NSAID (einmal täglich) bei jeder Lahmheit ohne therapeutischen Klauenschnitt (außer schwer lahme Tiere).
Schmerzmittel zur Geburt senkt die Chance auf lahme Kühe!
Das Lahmheitsscoring fand alle zwei Wochen statt. Ergebnis:
Die Färsen der Kontrollgruppe (1) wiesen eine um zwei Drittel höhere Chance auf, lahm zu gehen, als Färsen der Gruppe 3. Auch eine schwere Lahmheit war noch um ein Drittel wahrscheinlicher.
Zudem hatten die Tiere der Gruppen 2 und 3 ein geringeres Risiko, gemerzt zu werden. Der Effekt der Lahmheit war im genutzten statistischen Modell groß – laut den Wissenschaftlern würde es sich also durchaus lohnen, das Behandlungsschema drei flächendeckend anzuwenden. So könnten im Vergleich zur konventionellen Therapie (Gruppe 1) Lahmheiten um 10% und schwere Lahmheiten um 3% reduziert werden.
Einordnung der Redaktion
Schmerzmittel sind entzündungshemmend und fiebersenken. Sie werden, überspitzt gesagt, mittlerweile zu jeder sich bietenden Gelegenheit empfohlen (Mastitis, Kalbung, Lahmheiten, …). Aber leistet das nicht dem Vorwurf Vorschub, Milcherzeuger würden viel zu viele Medikamente einsetzen? Nein! Schmerzmittel sind angewandter Tierschutz und werden immer noch zu zögerlich eingesetzt (anders als Antibiotika). Das sollte auch jedem Verbraucher im Gespräch einleuchten – zumal Kühe eben nicht laut und deutlich äußern, wenn ihnen etwas weh tut!
Quelle: Wilson et al. (2022)
Klauenkrankheiten kosten Milchleistung. Im Stallgespräch erfahren Sie, wie Sie die Klauengesundheit optimal managen können und bekommen wertvolle Tipps für den Alltag.