Die Sozialversicherung schreibt es in der Unfallverhütungsvorschrift vor, Deckbullen in Milchviehbetrieben separat zu halten. Zwei Baulösungen aus der Praxis.
Deckbullen müssen zwar nicht, können aber dem Menschen sehr gefährlich werden. Greifen sie an, werfen sie den Menschen um und drücken ihn auf die Erde. Ein Entkommen ist dann ohne das Eingreifen einer zweiten Person nur mit großem Glück möglich.
Im Umgang mit Deckbullen ist daher immer Vorsicht, Respekt und vorausschauendes Handeln geboten. Letzteres ist unmöglich, wenn ein Deckbulle frei zwischen den Kühen in einem Laufstall gehalten wird. Denn bei den täglichen Routinearbeiten im Stall (Boxenpflege, Tränken reinigen, …) ist es dem Mensch nicht möglich, gleichzeitig zu seiner Tätigkeit den Aufenthaltsort des Deckbullen im Blick zu behalten. In Herden, in denen Deckbullen mitlaufen, kommt es daher immer wieder zu schweren und teils tödlichen Unfällen.
Deckbullen in der Herde mitlaufen zu lassen ist unzulässig!
Die Unfallverhütungsvorschriften der landwirtschaftlichen Sozialversicherung verpflichten Milchkuhhalter seit dem 1. April 2021 dazu, eine separate Deckbullenbox einzurichten (Übergangsfrist für bauliche Umsetzung bis 1. April 2024).
Folgende Punkte muss eine geeignete separate Deckbullenbox leisten:
Deckbullen in der Milchviehhaltung benötigen eine separate Unterbringung (Einzelbuchten) in stabiler Bauweise, mit rutschfestem Bodenbelag, mindestens einer Fixiereinrichtung und einer Fluchtmöglichkeit für Personen.
Deckbullen müssen während des Zusammenführens mit Rind oder Kuh sowie vor jedem Betreten der Deckbullenbox fixiert oder separiert werden.
Personen, die bei der Arbeit mit dem Deckbullen helfen, benötigten entsprechende Tierkenntnisse zum sicheren Umgang mit Bullen.
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Deckbullen-Boxen aus zwei Praxisbetrieben
Hier finden Sie zwei geeignete bauliche Lösungen aus Praxisbetrieben für Anbau und Neubau.
Dabei zählt die Funktionalität immer mehr als die Optik. Die Anbaulösung in den zwei Beispielen hat dahingehend Vorteile, dass die Kühe aus dem Stall heraus sehr gut Kontakt zu dem Bullen aufnehmen können und die Box gleich mehrere Personenschlüpfe aufweist.
Im Neubaubeispiel ist die Versorgung des Bullen komfortabler gegeben: die Box ist an den Futtertisch der Kühe angeschlossen, verfügt über eine Selbsttränke statt einer nachzufüllenden Wanne, die Box ist in zwei Bereiche gegliedert, sodass der Bulle zum Ausmisten einfach und sicher abgetrennt werden kann.
Besonders gefährlich sind Deckbullen, die sich mit Kühen oder Rindern auf der Weide befinden. Ihr Verhalten ist genauso schwer kalkulierbar wie im Stall, Schutzmöglichkeiten für den Menschen sind allerdings noch weniger vorhanden.
Die Verteidiung der Herde = Angriff auf die Bedrohung, ist ein natürliches Verhalten von Bullen.
Deckbullen, die mit den Milchkühen auf der Weide laufen, müssen nicht sein.
(Bildquelle: Berkemeier)
Deckbullen, die Milchkühe tragend machen sollen, können auch in der Weidesaison in der separaten Bullenbox bleiben! Zwischen zwei Melkzeiten werden brünstige Kühe zu dem Bullen in seiner Box gestellt – das dürfte zum erfolgreichen Decken genügen!
Soll der Deckbulle die Rinder auf der Weide decken, dann gibt es allerdings für viele Betriebe keine andere Option, als ihn in der Herde frei mitlaufen zu lassen. Tipps dazu finden Sie im Folgenden:
Soll der Deckbulle die Rinder auf der Weide decken, dann gibt es keine andere Option, als ihn in der Herde mitlaufen zu lassen.
(Bildquelle: Hacheneier)
Der Aufenthalt von Personen auf der Weide sollte auf ein Mindestmaß reduziert werden (z.B. für den Umtrieb). Pflegemaßnahmen, Zaunkontrolle und Wartungsarbeiten sind vor oder nach dem Weideauftrieb durchzuführen. Das Nachfüllen von Wasserbehältern sollte von außerhalb der Weide möglich sein.
Vor dem Betreten der Weide ist sicherzustellen, dass eine geeignete Treibehilfe (Treibewagen), geeignete Fluchtmöglichkeiten sowie immer eine zweite tierverständige Person vor Ort sind, die im Bedarfsfall warnen, helfen oder einen Notruf absetzen kann.
Wenn immer wieder Einzeltiere (zur TU u. Ä.) aus dem Herdenverbund genommen werden, reagieren Bullen sehr ärgerlich – ein deratiges Management ist ungünstig und sollte vermieden werden. Die Gruppe an Rindern sollte über die gesamte Saison beim Bullen gelassen werden. Vor Weideaustrieb sollte sicher gestellt sein, dass der Bulle gut befruchtet!
Den Deckbullen mit einer Glocke hörbar zu markieren, ist auf einigen Praxisbetrieben verbreitet.