Dairy Tour 2021

Viel Spannendes erlebt!

14 Tage lang reiste die Elite-Redaktion quer durchs Land. So konnten wir viele spannende Einblicke in topgemanagte Milchkuhbetriebe gewinnen. Ein Rückblick. 

Auch in diesem Jahr haben wir uns wieder auf den Weg gemacht, sind quer durch Deutschland, nach Österreich und Luxemburg gereist, um elf sehr erfolgreiche Milcherzeuger aufzusuchen. Wir haben uns vorgenommen, die in den Kuhställen tätigen Menschen nach ihren Erfolgsstrategien zu befragen. Wir wollten von den Milchprofis wissen, welche Maßnahmen im Herdenmanagement die Herden(-leistungen) in den vergangenen Jahren vorangebracht haben und welche Perspektiven sie in der Milchproduktion sehen.

Mit tollen Fleckviehkühen und einem Blick vom Futtertisch auf den Chiemsee beeindruckte uns Johannes Wimmer. (Bildquelle: Hilbk-Kortenbruck )

Hohe Leistung, gute Tiergesundheit

Um es vorwegzunehmen: Es war ungeheuer beeindruckend! Wir haben ausnahmslos hervorragend gemanagte Kuhherden vorgefunden, die sich durch hohe Milchleistungen bei einer gleichzeitig sehr guten Tiergesundheit auszeichnen (definiert u. a. durch hohe Lebenstagsleistungen und eine lange Nutzungsdauer). Auffällig war auch, wie vielfältig die Milchproduktion doch ist.
Egal ob Holstein, Fleckvieh oder Braunvieh, egal ob Grünland- oder Ackerbauregion, egal ob Altgebäude oder neuer Kuhstall, ob in einer alten Fischgräte, im Melkkarussell oder mit dem AMS gemolken wird, überall lässt sich wirtschaftlich Milch produzieren. Voraussetzung dafür ist eine hohe Milchleistung, gepaart mit einer guten Tiergesundheit. So lag die Herdenleistung in allen von uns besuchten Betrieben oberhalb der 10.000-kg-Schwelle, teilweise sogar über 12.000 kg Milch pro Kuh und Jahr. In fast jeder Herde wurden uns einige alte Kühe, die oftmals bereits mehr als 80.000 kg gemolken haben, vorgestellt.
Der gute Gesundheitsstatus der Herden bzw. die geringe Anzahl an Zwangsremontierungen (deutlich unter 30 %!) führt zu einem Überschuss an weiblichen Tieren. So müssen zwangsläufig viele Tiere vermarktet werden. Das ist gut so, denn die Erlöse aus den Tierverkäufen tragen zu einem nicht unerheblichen Teil zur Wirtschaftlichkeit des Betriebszweiges Milch bei. Denn allein nur auf die Milch zu bauen, das ist sehr gewagt. Unisono betonten unsere Gesprächspartner, dass in Folge von Dürreperioden, stark steigenden Zukaufsfutterkosten und durch immer schärfere Auflagen das Milchgeld allein oft nicht mehr ausreicht, um die Liquidität bzw. eine nachhaltige Betriebsentwicklung zu garantieren. Neben dem Verkauf von Färsen und abgekalbten Jungkühen setzen die meisten Betriebsleiter auch auf Photovoltaik und Biogas zur Stabilisierung des Einkommens.

Zu Besuch bei der Benninghoff MilchEnergie. (Bildquelle: Ostermann-Palz)

Optimieren statt wachsen!

Nur ein einziger der elf Betriebsleiter denkt über eine Herdenaufstockung nach. Alle anderen haben das Thema Wachstum ad acta gelegt. Zum einen, weil die Standorte (Flächenverfügbarkeit) eine Aufstockung nicht mehr erlauben oder aber sich ein solcher Schritt aufgrund hoher Pachtpreise und Baukosten nicht mehr wirtschaftlich darstellen lässt. Der Trend geht also klar in Richtung „mehr Milch pro Kuhplatz“. Das führt dazu, dass immer häufiger ein Teil der Jungviehaufzucht ausgelagert wird auf eine weitere Betriebsstätte oder diese an einen Pensionsbetrieb übergeben wird.

Die Erfolgsfaktoren

  • Die Leidenschaft für Milchkühe und der „besondere“ Blick auf die Tiere.
  • Die Abwesenheit von Stress im Kuhstall sowie Konstanz und Gleichmäßigkeit bei allen Arbeitsabläufen!
  • Es werden immer 120 % angestrebt. Nichts wird dem Zufall überlassen. Eine Kuh, die zu lahmen beginnt, wird sogleich begutachtet (nicht erst am nächsten Tag), es gibt keine schlecht eingestreuten oder feuchten Liegeboxen. Die Futterqualität im Trog ist immer top! Schlechte Futterpartien werden schon im Silo, vor dem Beladen des Mischwagens, aussortiert.
  • Teamwork wird großgeschrieben, sowohl innerhalb der Familie als auch mit Mitarbeitern. Einzelkämpfer, die nicht abgeben können, kein Vertrauen in ihre Mitarbeiter haben, haben wir nicht angetroffen!
  • Die Offenheit für Veränderungen (Tierwohlstandards, Bio …). Alle Unternehmer sehen in den sich wandelnden Ansprüchen der Gesellschaft und des Handels an die Tierhaltung auch eine Chance, die regionale Milchproduktion langfristig zu stärken. Allerdings wurde in den Gesprächen auch immer wieder deutlich, dass sie für ihr Engagement auch einen finanziellen Ausgleich erwarten („wenn ich weiden soll, dann tue ich das – nur muss der Aufwand auch vergütet werden“).
  • Auffällig war zu sehen, mit welch großem Optimismus die Unternehmer in die Zukunft schauen – aller klimatischen und ordnungspolitischen Widrigkeiten zum Trotz!
Eindrücke vom „Making Of“: 

Die Betriebe in 2021: 

1. Loh-An HolsteinsSchön alt werden
Mit voller Familien-Power sorgen Lohmöllers für ihre Herde. Alle sind sich einig: Bei 70 Kühen bleibt genug Zeit für Freizeit und ihre Leidenschaft, die Zucht!
2. Benninghoff MilchEnergieGut gefüttert ist halb gewonnen 
Viel Kontrolle, eine ausgefeilte Fütterung und Teamwork sind der Schlüssel für die sehr guten Leistungen der Kühe auf dem Betrieb „Benninghoff MilchEnergie“.
3. Familie TredeGanz viel Lust auf Kühe 
Die Weichen für hohe Leistungen werden schon im Kälberalter gelegt, davon ist Steffen Trede überzeugt. Ein Grund für ihn, hier zu investieren.
Milchhof Diera KG: 1.550 Kühe, darunter 80 Jerseys, fast 13.000 kg Milch, ein neuer Transitstall und positiv in die Zukunft der Milchproduktion blickend.
Mit einer durchdachten, „langweiligen“ Strategie wurde die Milchproduktion der Agrargenossenschaft Gnaschwitz eG wieder auf „Vordermann“ gebracht.
6. Familie SchwaighoferIm Sommer geht’s auf den Berg
Familie Schwaighofer verfügt über zwei Boxenlauställe und nutzt diese wechselseitig. Das Geheimnis dahinter: Einer der Ställe liegt 11 km entfernt auf der Alm.
Eine einfache, aber konstante Fütterung und zwei Melksysteme sind Erfolgsgeheimnisse der (Lebens)leistungsstarken Fleckviehherde von Familie Wimmer am Chiemsee.
Bock auf Kühe, aber auch auf ein Leben außerhalb des Kuhstalles – zu Besuch auf dem top organisiertem Braunvieh-Zuchtbetrieb von Carolin und Josef Müller. 
9. Laurenzenhof GbR Mit Weitblick investiert
Auf dem Laurenzenhof wird in einem emissionsarmen Kuhstall gemolken. Ein Teil der Milch wird zudem verkäst und über eine Milchtankstelle direkt vermarktet.
10. KellagriEin Maximum an Tierwohl!
Ein Kuhstall, der zwei Haltungssysteme unter einem Dach vereint: Einen Kompoststall und einen Liegeboxenlaufstall. Zu finden ist dieser Tierwohl-Stall bei Familie Kellen in Luxemburg.  
11. Familie MühlinghausDer bunte Bauer und seine Kühe
Martin Mühlinghaus schätzt farbige Muster nicht nur auf der eigenen Haut, sondern auch bei seinen Kühen: Mit der Drei-Rassen-Kreuzung arbeitet er an einer unkomplizierten Herde!

Die Sponsoren der Elite Dairy Tour 2021 (Bildquelle: Elite)


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