Bauernproteste

Trecker-Demos: Was Milcherzeuger fordern

Auch Milchbauern sind diese Woche mit ihren Treckern auf der Straße. Sie wünschen sich von Politik und Gesellschaft vor allem Planungssicherheit.

Am vergangenen Montag war es laut und voll auf den Straßen. Bundesweit machten sich Landwirte in langen Konvois auf den Weg, um gegen die aktuelle Agrarpolitik zu demonstrieren. Auslöser für die Proteste der Landwirte in Deutschland sind vor allem die geplanten Subventionskürzungen der Ampel-Koalition.
Im Rahmen des Haushaltsentwurfs 2024 plant die Bundesregierung, die Steuerbefreiung für Agrardiesel und die Kfz-Steuerfreiheit für landwirtschaftliche Fahrzeuge abzuschaffen. Die Bundesregierung hat auf die Proteste reagiert und angekündigt, die geplanten Kürzungen teilweise zurückzunehmen. So soll die Steuerbefreiung für Agrardiesel zunächst bis Ende 2025 verlängert werden. Diese Zugeständnisse der Bundesregierung sind ein erster Schritt, aber sie reichen den Landwirten nicht aus. Sie fordern, dass die geplanten Kürzungen vollständig zurückgenommen werden.
Die Proteste der Landwirte sind ein Zeichen dafür, dass die Landwirtschaft in Deutschland vor großen Herausforderungen steht. Auf Instagram haben wir deshalb die Milchbauern gefragt: „Warum geht ihr auf die Straße? Was wünscht ihr euch konkret von Politik und Gesellschaft?“

Die Antworten im Überblick – das fordern die Milcherzeuger:

  • Wertschätzung und Stärkung heimischer Lebensmittel
  • Mehr Organisation in Milcherzeugergemeinschaften um Preis- und Mengengestaltung im Kollektiv mit beeinflussen zu können.
  • Verlässliche Agrarpolitik um Planungssicherheit für Zukunftsinvestitionen zu erhalten (auch hinsichtlich Tierwohlstandards)
  • Mehr Kommunikation und Dialog der Landwirtschaft mit der Bevölkerung um Akzeptanz und Wertschöpfung zurückzugewinnen
  • Subventions-, Auflagen- und Bürokratieabbau
  • Einen fairen Markt, bei den Importe an deutsche Rahmenbedingungen gekoppelt werden
  • Gesamteuropäische Agrarpolitik
  • Faire Milchpreise

Gemeinsam stark

Christof Briegel

Landwirt aus Kißlegg

Auch Christof Briegel kommentierte auf Instagram. Er bewirtschaftet einen Bioland-Heumilchbetrieb in Kißlegg im württembergischen Allgäu mit 105 Holstein- und Brown-Swiss-Kühen. An den Demonstrationen beeindruckt ihn vor allem der Zusammenhalt der Landwirte.
„Außerdem hoffe ich, dass der Protestslogan „Gemeinsam sind wir stark“ in den Köpfen der Bauern bleibt, auch wenn die Aktion irgendwann vorbei ist, um zukünftige Probleme gemeinsam zu lösen“, so der Junglandwirt. Außerdem sei es schön, die Solidarität anderer Branchen und die Unterstützung der Bevölkerung zu spüren.
Mich beeindruckt der Zusammenhalt unter den Landwirten in ganz Deutschland.
Christof Briegel

Silas Kock

Landwirt aus Beidenfleht

Silas Kock, Junglandwirt aus Beidenfleht bei Schleswig-Holstein, sieht den nötigen Zusammenhalt sogar noch „höher“ angesiedelt: „Grundsätzlich müssen wir als europäische Landwirtschaft mehr zusammenarbeiten, um mehr Tierwohl, Umwelt- und Naturschutz zu fairen Preisen anbieten zu können und einen fairen Markt zu haben, der auch die Ernährungssicherheit Europas sichert.“
Wir brauchen einen fairen Markt, bei dem Importe an unsere Rahmenbedingungen gekoppelt werden.
Silas Kock
In den Kommentaren anderer Elite-Follower wird schnell deutlich, dass es nicht nur um die jüngsten Diskussionen um Agrardiesel und Kfz-Steuer geht, sondern dass die Landwirte gehört und wertgeschätzt werden wollen und in ihrer Arbeit eine Zukunft sehen.
Bundeskanzler Scholz wird jedoch trotz der Proteste der Landwirte an den Kürzungsplänen der Ampelkoalition festhalten. Er betonte am Montag im Kanzleramt, dass die Bundesregierung zu diesen Plänen steht (top agrar berichtet).

„Landwirtschaft dient allen“ und ist bunt findet auch die Demonstrantin, die dieses Schild aufgestellt hat. (Bildquelle: Stricker)

Miteinander reden statt übereinander

Insgesamt spiegeln diese Wünsche ein klares Stimmungsbild wider: Die Landwirte wünschen sich eine partnerschaftliche Zusammenarbeit mit Politik und Gesellschaft, um gemeinsam eine zukunftsfähige Landwirtschaft zu gestalten. Die Bundesregierung muss sich mit den Anliegen der Landwirte auseinandersetzen und Lösungen finden, die die Existenz der landwirtschaftlichen Betriebe sichern und die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln gewährleisten. Die Herausforderungen sind groß, aber mit einem offenen Dialog und konkreten Maßnahmen durchaus möglich.

Warum wir uns für die Milchbranche entscheiden. Zwei junge Redakteurinnen berichten.


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