Seit 2005 haben bereits fast 50 Kühe die 100.000 kg-Marke geknackt. Die durchschnittliche Abgangssleistung liegt bei rund 51.500 kg, die Remontierungsrate bei 20%. Die hohen Lebensleistungen resultieren nicht nur auf gesunden Kühen, die alt werden, sondern auch auf der insgesamt hohen Milchleistung im Stall Meutes. Aktuell liegt der Herdenschnitt bei 13.471 kg Milch mit 3,44 % Eiweiß und 3,83 % Fett. Die Zellzahl beträgt rund 170.000 Zellen/ml Milch.
Der Meuteshof in Rommersheim (Eifel): Ordnung und Struktur in allen Bereichen, moderne Stallungen inklusive Melkzentrum, beeindruckende Milchleistungen, schöne, gesunde und entspannte Kühe sowie eine Familie, die sich trotz voller Motivation keineswegs aus der Ruhe bringen lässt. Peter, Christian und Stefan Meutes haben uns gezeigt, wie man Kühe mit dem passenden Management, einer gewissen Ruhe gepaart mit Ehrgeiz und vor allem Leidenschaft auf diese Leistungen bringen kann. Und das fast ausschließlich mit Familien-Arbeitskräften.
- 376 Kühe
- 13.471 kg Milch
- 320 Hektar
- 4 Ak + Auszubildender
Schrittweise gewachsen
„Wir sind immer langsam gewachsen!“ – ein entscheidender Faktor in Augen von Betriebsleiter Peter Meutes. Denn nur mit stetigem, langsamen Wachstum erlernt man auch das Management größerer Herden richtig. 1974 wurde der erste Stall am Standort in Rommersheim für 50 Kühe erbaut. Nach mehreren Erweiterungen folgte in 2012/2013 mit dem neuen Boxenlaufstall und dem Melkzentrum dann der große Schritt auf heute rund 370 Milchkühe und 430 Kopf Jungvieh. Aufgestockt wurde immer ausschließlich mit eigener Nachzucht.
Seit 2000 an pendelte die Milchleistung auf dem Meuteshof immer zwischen 11.000 und 11.900 kg. Der Neubau hat schließlich noch einmal zu deutlich mehr Milch geführt. Gemolken wird zweimal täglich in einem 50er-Außenmelker Karussell. „Dreimaliges Melken könnte die Milchleistung sicher noch steigern und besonders den hochleistenden Färsen, die oft 50 kg Milch melken, guttun. Aber das ist allein mit Familien-Arbeitskräften nicht umsetzbar.“, erklärt Betriebsleiter Peter Meutes.
Futter sowie Getreide wird auf rund 320 Hektar angebaut. Die gesamte Außenwirtschaft mit Ausnahme von Häckseln und Dreschen übernimmt die Familie selbst. Seit 2015 gehört zudem eine Biogasanlage mit zum Betrieb, die rein auf Gülle und Mist läuft.
Jeder muss seinen Bereich haben
Den Meuteshof bewirtschaftet Familie Meutes mit einem Auszubildenden und einer zusätzliche Arbeitskraft, die rund drei Stunden täglich mitarbeitet. Zu den Familien-Arbeitskräften zählen neben Betriebsleiter Peter Meutes und seiner Frau Marina auch die Söhne Christian und Stefan. Christian arbeitet voll mit ihm Betrieb, während Stefan noch die Fachschule für Agrarwirtschaft besucht. Zusätzliche Arbeitskräfte zu finden, ist standortbedingt sehr schwierig, da zahlreiche Industrie-Unternehmen in der Umgebung ansässig sind.
Bei der intensiven Zusammenarbeit in der Familie ist eine klare Einteilung der Arbeitsbereiche sehr wichtig. So ist Peter Meutes hauptsächlich für das Herdenmanagement zuständig, Christian für die Biogasanlage und Stefan für die Fütterung.
Reproduktion auf Einzeltier-Basis
Im Kuhstall werden viele Entscheidungen auf Einzeltier-Basis getroffen, vor allem im Bereich Reproduktion. Die mittlere Zwischenkalbezeit liegt derzeit bei 416 Tagen, aber „die Zahl ist total unwichtig“, sagt Peter Meutes. Die freiwillige Wartezeit wird je nach Leistung Tier individuell bestimmt, vor allem Färsen wird mehr Zeit gegeben. Viel entscheidender ist ihm die Lebenstagsleistung, da diese Zahl maßgeblich über die Wirtschaftlichkeit bestimmt. Im letzten Jahr wurde eine Lebenstagsleistung von 22 kg Milch pro Kuh und Tag erreicht.
Die Lebenstagsleistung ist für mich die wichtigste Zahl, weil sie über die Wirtschaftlichkeit entscheidet.
Peter Meutes
Die Brunst wird über eine Aktivitätsmessung (Pedometer bei Kühen, Halsband bei Jungrindern) erfasst, worauf sie nicht mehr verzichten möchten. Der Besamungsindex liegt bei 2,3 (Kühe) und 1,5 (Jungrinder). Peter Meutes besamt alle Tiere selbst und führt auch die Trächtigkeitsuntersuchungen durch. Das Erstkalbealter liegt bei 23 Monaten, weiter reduzieren möchten er das nicht. Alle Jungrinder und Kühe werden mit Holsteinbullen besamt. Um leichte Kalbeverläufe sicherzustellen, wird zum ersten Kalb in der Regel gesext besamt.
Zucht (aus Leidenschaft)!
Die Zucht ist gleichzeitig Hobby und Beruf für Peter Meutes. Um selbst schöne Kühe zu melken und auch, um den Großteil der Färsen zu verkaufen, legt er nach wie vor viel Wert auf Exterieur. Gleichzeitig setzt er intensiv auf genomische Daten. Alle weiblichen Kälber werden im Rahmen von Kuhvision genomisch typisiert. Bei der Anpaarung setzt Peter Meutes zu 90% auf genomische Jungbullen mit einem Gesamtzuchtwert über 150 und einem Euter-Vererbung über 120. Zudem nutzt er das Bullenanpaarungsprogramm (BAP).
Neben der Anpaarung dienen die Daten auch zur Selektion. Zwar kalben alle weiblichen Tiere auf dem Meuteshof ab, doch bei der Entscheidung zwischen Verkauf oder Herdenverbleib sowie der Besamung wird selektiert. Beispielsweise wird der „schlechtere Teil“ an Jungrindern als Trägertiere für Embryonen genutzt.
Auch eigene Kuhfamilien spielen eine wichtige Rolle. Ein interessantes Beispiel sind Euterödeme. Bei wenig Geschwulst (trotz hoher Leistung) wird das Eutergewebe weniger beansprucht und den Kühen geht es besser. „Kühe, die kaum Geschwulst entwickeln, werden alt“, ist sich Peter Meutes sicher. Und die Veranlagung vererbt sich in seinen Augen! Die bekannte Kuh AHA Carla EX 95 (v. Rubens), von der noch viel Nachzucht in der Herde ist, war eine wichtige Quelle der „kein Ödem-Vererbung“.
Wir verkaufen die besten und behalten die allerbesten Färsen.
Peter Meutes
Familie Meutes zieht alle weiblichen Jungrinder bis zur Abkalbung auf. Der Großteil, rund 120 Färsen im Jahr, werden abgekalbt verkauft. 80% über Auktionen in Fließem (RUW), weitere ab Hof, zumeist an Stammkunden. Zudem verlassen rund 50 Zuchtbullen im Jahr den Meuteshof, davon ca. die Hälfte über Auktionen, die andere Hälfte ebenfalls ab Hof.
Ob sich das rechnet? Wenn man die Tiere abgekalbte verkauft und überdurchschnittliche Erlöse erzielt, ja! Im letzten Jahr haben sie abgekalbte Färsen im Schnitt über 2.000 € verkauft. Wenn es so läuft, rechnet sich die Aufzucht. Auch die Zuchtbullen, die verhältnismäßig wenig Arbeitsaufwand beanspruchen, werden in der Regel zufriedenstellend vermarktet.
Das hat uns besonders beeindruckt:
- Die Leichtigkeit – Wie erreicht man diese hohe Leistungen inklusive Tiergesundheit und langer Nutzungsdauer? Durch einzelne, ausschlaggebende Faktoren lässt sich diese Frage kaum beantworten. Vielmehr ist es das „meisterhafte“ Gesamtkonzept auf dem Meuteshof. Komfortable Ställe, moderne Melkzentrum, gleichmäßige Fütterung, intensive Aufzucht, Nachzucht-Selektion, Zucht mit Leidenschaft und Know-how, durchdachte Arbeitsabläufe mit wenig Handarbeit und klarer Aufgabenverteilung etc. Das Zusammenspiel dieser Faktoren macht es zum einen möglich, mehr als 370 Kühe und 430 Jungtiere mit nur rund vier Voll-Arbeitskräften zu meistern und zum anderen, eine so leistungsstarke, gesunde und nachhaltige Milchkuhherde zu halten.
- Die „leeren“ Ställe – Besonders der neue Stall wirkt auffällig leer, auf den ersten Blick augenscheinlich unterbelegt. Der groß dimensionierte Zweireiher mit breiten Laufgängen, viel Licht und Luft sowie maximalem Kuhkomfort lässt ihn trotz des „normalen“ Tier-Fressplatz- und Tier-Liegeplatz-Verhältnisses von 1:1 viel leerer wirken. Dazu kommt die Ruhe im gesamten Betrieb, die gleichzeitig Ursache und Resultat der komfortablen Tierhaltung auf dem Meuteshof ist.
- Das geschlossene System – Im Gegensatz zu vielen anderen Betrieben wird die gesamte weibliche Nachzucht sowie jährlich rund 50 Bullen aufgezogen. Fleischrasse-Bullen sind derzeit gar nicht im Einsatz. „So wie es jetzt ist, sind die Ställe exakt ausgelastet. Bei 50 Kühen mehr müssten wir einen Teil der Kälber frühzeitig verkaufen und dafür wahrscheinlich auch auf Fleischrasse-Besamungen setzen.“, erklärt Peter Meutes. Durch die zahlreichen Jungtiere bei gleichzeitig geringem Remontierungsanteil kann intensiv selektiert werden. Der Verkauf der „aussortierten“ Tiere sichert zudem gute Erlöse, was vor allem der hohen Qualität geschuldet ist.
Was sind die Erfolgsfaktoren im Kuhstall?
Tiefboxen sorgen für Langlebigkeit!
Peter Meutes
- Liegeboxen! Tiefboxen sind in Peter Meutes Augen ein Garant für Langlebigkeit. Die Kühe liegen auf einer Kalk-Stroh-Matratze, die Jungrinder auf Sägemehl. Alle Boxen werden einmal in der Woche frisch eingestreut. „Eine Hälfte des Stalles war zuerst mit Hochboxen ausgestattet. Das war der größte Fehler!“, berichtet er.
- Platz! Ein Tier-Fressplatz-Verhältnis von 1:1, Überbelegung in keinem (!) Bereich sowie der groß dimensionierte Stall mit viel Luft und Licht machen einen Großteil des Kuhkomforts aus, der sich in der Leistung wiederspiegelt.
- Ventilatoren! Die Optimierung der Belüftung durch zusätzliche Ventilatoren hat neben dem Zusatz von Wasser in die Ration den Schritt auf die 13.000 kg ausgemacht.
- Gleichmäßige Fütterung! Neben den Ventilatoren hat auch der Zusatz von Wasser in die Rationen zum Schritt auf die 13.000 kg Milch beigetragen. So wird eine möglichst gleichmäßige Fütterung, über 24 Stunden täglich und über die gesamte Laktation, erreicht. Über die Laktation hinweg gibt es kaum Unterschiede in der Ration. Der TS-Gehalt der melkenden Ration liegt bei 40%.
- Eine Besonderheit: Stefan Meutes kalkuliert nahezu keinen Futterrest ein. Futterrest bedeutet vor allem Arbeitsaufwand. Um deshalb auch ohne großzügig eingeplanten Futterrest eine möglichst hohe Futteraufnahme sicherzustellen, sind die Homogenität (keine Futterselektion) und das großzügige Tier-Fressplatz-Verhältnis essentiell. In den letzten drei Stunden vor der nächsten Fütterung wird das Fitter mindestens dreimal ran geschoben. Spätestens eine Stunde vor dem Melken wird frisch gefüttert, sodass die Kühe vorher richtig fressen können und satt im „langweiligen“ Wartebereich stehen.
- Gruppenaufteilung! Die Kühe sollen über die gesamte Lakation möglichst wenig umgestallt werden. So wechseln die Melkenden in der Regel nur einmal von der hochleistenden in die zweite Gruppe. Die Umstallung erfolgt nach Melktagen und Trächtigkeitsstatus oder nach spätestens nach Milchleistung. Färsen gehen ab 40 kg Milch in die zweiten Gruppe, Mehrkalbskühe wechseln mit 50 kg Milch und weniger. Die Färsen sind gemeinsam mit den hochleistenden Mehrkalbskühen (über 50 kg Milch) eingestallt. „In der Hochleistungsphase drücken sie die Färsen nicht weg“, erklärt Peter Meutes. Außerdem sind ausreichend Fress- und Liegeplätze vorhanden.
- Strohstall! Auf dem Meuteshof wird viel Wert auf den Strohstall gelegt. Alle Kühe sind in der Regel zwei Wochen vor bis zwei Wochen nach dem Kalben in einem großen Strohstall mit planbefestigtem Laufgang in unmittelbarer Nähe zum Melkzentrum untergebracht. Erst, wenn sie richtig fit sind und gut fressen, kommen sie in den Liegeboxenlaufstall. „Wer im Strohstall gesund bleibt, bereitet auch danach keine Probleme mehr“, sagt Peter Meutes auf Erfahrung.
- Intensive Aufzucht! Die zahlreichen Kälber werden intensiv aufgezogen. Im Iglu bekommen sie zwei Wochen Vollmilch, anschließend Milch über den Tränkeautomaten in Strohgruppen. Ein entscheidender Faktor: Die Gruppen sind nur so groß, dass der Altersunterschied in einer Gruppen maximal einen Monat beträgt! „Ein Monat bei Kälbern ist wie ein Jahr Schule bei Kindern.“, meint der Betriebsleiter. Durch den gleichmäßigen Entwicklungsstand und die entsprechende Fütterung generieren sie hohe Tageszunahmen.
- Wenig Handarbeit! Damit alle Arbeiten gleichmäßig und regelmäßig erledigt werden, muss alles möglichst einfach gehen. Deshalb wird jede Maßnahmen und jeder Umbau so geplant, dass möglichst wenig Handarbeit nötig ist. So hat sich beispielsweise das Einstreugerät für die Liegeboxen schon lange bezahlt gemacht.
- Zucht! Die Zucht spielt eine elementare Rolle. Nicht nur die Leidenschaft und der Spaß an schönen Kühen, auch die Zucht auf funktionale, gesunde und leistungsstarke Kühe trägt zum Erfolg bei. Neben der intensiven Nutzung genomscher Daten für Anpaarungs- und Selektionsentscheidungen hat sich auch die Zucht mit erfolgreichen Kuhfamilien bewährt.
Warum melken Sie weiter?
In erster Linie wegen der Leidenschaft zu Kühen und den Spaß am Beruf! Hobby und Beruf zu vereinen, abwechslungsreiche Aufgaben zu meistern und selbst Entscheidungen zu treffen machen die Arbeit in der Landwirtschaft für Peter, Christian und Stefan Meutes aus. „Landwirtschaft muss man leben und lieben“, ist Peter Meutes überzeugt.
Kühe haben Zukunft, weil Dauergrünland von Politik und Verbrauchern gewünscht sind und Kühe dieses als einzige verwerten können.
Peter Meutes
Ein zweiter wichtiger Punkt, warum die Milchkuhhaltung in Deutschland Zukunft hat, sieht Peter Meutes in der Nutzung des Grünlands. Dauergrünland ist seitens Politik und Verbrauchern gewünscht – und Kühe sind (fast) die einzigen Nutztiere, die es verwerten können. (Rind)fleisch wird immer weniger gegessen, Milch dagegen bleibt ein essentielles Nahrungsmittel. Daher wird das Grünland in Zukunft fast ausschließlich von Milchkühen genutzt werden.
Um die Zukunft der Milchkuhhaltung auch nach außen zu tragen und die Wertschätzung zu fördern, engagieren sie sich im Bereich Öffentlichkeitsarbeit. Zahlreiche Besuchergruppen besichtigen den Meuteshof jährlich, aber: „Die Schulklassen sind die wichtigsten Gruppen!“. Den Kindern zeigen, was moderne Landwirtschaft bedeutet und sich so gegen Vorurteile rüsten.
Ziele für die Zukunft sind eine Reduzierung der durchschnittlichen Zellzahl um rund 50.000 Zellen/ml auf unter 120.000 Zellen/ml sowie ein Milchfettgehalt von mindestens 4%. Und natürlich weiterhin schöne und leistungsstarke Kühe zu melken, möglichst viele davon auch über die 100.000 kg-Grenze hinaus.