Scharfe Kritik an Trinkmilchabschlüssen

Der Deutsche Bauernverband (DBV) hat kein Verständnis für die Abschlüsse zwischen Molkereien und Lebensmitteleinzelhandel, die laut einem Bericht der „Lebensmittelzeitung“ bis zu 10 Cent je Liter ausmachen sollen. Molkereien und LEH hätten in ihren Preisverhandlungen ihre Verantwortung gegenüber der Milcherzeugung und der Landwirtschaft erneut nicht wahrgenommen. Auch hätten die Molkereien die Möglichkeiten des Wettbewerbsrechts nicht genutzt, etwa über Kooperationen oder die Bildung von Verkaufskontoren, um dem LEH in den Verhandlungen „auf Augenhöhe zu begegnen“. Aus Sicht des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes (WLV) droht den heimischen Milchbauern nach den jüngsten Preisabschlüssen zwischen Molkereien und dem LEH ein Debakel. Der Verband befürchtet, dass viele Bauern die Milchkuhhaltung aufgeben müssen. Der LEH werde seinem Anspruch daher nicht gerecht, Vorkämpfer in Sachen Nachhaltigkeit zu sein. Der Bauernverband begrüßt die Prüfung der Kartell- und wettbewerbsrechtlichen Rahmenbedingungen.Trotzdem müssten Landwirte in Genossenschaften ihr Mitspracherecht nutzen.
Nach Auffassung der Grünen gestalten sich die Kontraktverhandlungen zwischen Molkereien und LEH als „Zahltag der Milchkrise“. Preisabschläge im zweistelligen Bereich zeigten, wohin die „absurde“ Mengensteigerung auf dem Milchmarkt führe. Die Verantwortung läge auch bei den Molkereien, die bis auf wenige Ausnahmen ihre Marktstellung nicht genutzt hätten, um effektive Anreize zur Mengenreduzierung zu entwickeln. Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) warf mit Blick auf die Preisverhandlungen dem Molkereiunternehmen Deutsches Milchkontor (DMK) „unverantwortliches Handeln“ vor, das „voll und ganz zu Lasten der Milchbauern und ihrer Familien“ gehe. Man habe das DMK wiederholt aufgefordert, vor den Kontraktverhandlungen mit den Handelsketten Maßnahmen zur Drosselung der Milchmenge einzuführen. Das habe die größte deutsche Molkerei aber strikt abgelehnt. (AgE)