Lichtenwalder Kolloquium

Trockensteher: Ein- oder zweiphasig füttern?

Es gibt verschiedene Möglichkeiten Trockensteher zu füttern. Je nach Konzept und Energiegehalt der Trockensteherration kann die Stoffwechselgesundheit der Frischmelker jedoch unterschiedlich beeinflusst werden. Lesen Sie hier, worauf zu achten ist!

Die Fütterung ist und bleibt das zentrale Thema, wenn es um das (wirtschaftlich) erfolgreiche Führen einer Herde geht. Ein Grund warum auch in diesem Jahr das Lichtenwalder Kolloquium zur Fütterung (Sachsen/Thüringen) mit 200 Besuchern wieder sehr erfolgreich war. Lesen Sie hier kurze Zusammenfassungen zweier Vorträge.

Einfluss der Trockenstehzeit auf Frühlaktation

Die Möglichkeiten Trockensteher zu füttern sind vielfältig. Dr. Martin Pries von der Landwirtschaftskammer NRW stellte zwei Versuche zur Trockensteherfütterung vor. In diesen Versuchen wurde jeweils eine Gruppe (45 Tiere) einphasig vom Trockenstellen bis zur Kalbung gefüttert, eine zweite Gruppe wurde zweiphasig versorgt.
Die einphasige Ration enthielt einen Energiegehalt von 5,95 MJ NEL/kg TM. Bei der zweiphasigen Fütterung beinhaltete das vorgelegte Futter einen Energiegehalt von 5,55 MJ NEL/kg TM bis zwei Wochen vor der Kalbung, anschließend (Vorbereiterfütterung) 6,60 MJ NEL/kg TM. Es zeigte sich, dass die Geburtsgewichte der Kälber bei einphasiger Fütterung um im Schnitt 3,5 kg höher lagen. Damit stieg auch der Anteil an Schwergeburten in dieser Gruppe. Ein vergleichbares Ergebnis zeigte ein zweiter Versuch. Hier war auch ersichtlich, dass sich die tägliche Energiebilanz bei den zwei Fütterungsmodellen auch noch in den ersten Laktationswochen unterschied. So erholte" sich die Energiebilanz bei einer zweiphasigen Ration schneller (Übersicht 1).
Energiebilanz

Bei der einphasigen Fütterung ist das Energiedefizit größer. (Bildquelle: Pries)

Fazit: Nach Aussage von Dr. Pries sollte man sich nicht aus ökonomischen Gründen für eine ein- oder zweiphasige Trockensteherfütterung entscheiden. Vielmehr sollte die Fütterung den betrieblichen (Futtergrundlage, Tieranzahl, ...) Gegebenheiten angepasst werden. Beide Konzepte sind also möglich. Bei der einphasigen Fütterung sollte man wegen des stärkeren Energiemangels ein größeres Augenmerk auf die Ketoseprophylaxe legen. Bei der zweiphasigen Fütterung muss die Milchfieberprophylaxe stärker im Fokus stehen. Denn durch die hohe Futteraufnahme in den letzten zwei Trockenstehwochen, kann eine höhere Ca-Aufnahme nur schwer verhindert werden.

Reserven sind enorm

Die Fütterung bietet auf vielen Betrieben noch große, finanzielle Reserven. Sie verursacht rund die Hälfte der Vollkosten der Milchproduktion. Darauf verwies Dr. Stefan Weber (LMS Agrarberatung). Um diese Reserven zu heben, könne es nach seiner Ansicht sinnvoll sein, eine Übersicht aller eingesetzten oder potenziellen Futtermittel mit ihren Kosten pro dt organischer Substanz, pro 10 MJ NEL und pro Gramm Rohprotein zu erstellen. So kann die Preiswürdigkeit einzelner Futtermittel immer wieder gecheckt werden.
Daneben empfahl Dr. Weber, um eine nachhaltige Fütterung gewährleisten zu können, folgende Punkte zu beachten:
  • Verlustminimierte und an Herdengröße angepasste Grobfutterlagerung
  • Saubere und verlustfreie Einzelkomponentenlagerung
  • Tägliche Rations- und Futterkontrolle
  • Regelmäßige TM-Kontrolle von Grobfutter und Ration
  • Monatliche Kostenkontrolle
  • Weitere Rationskontrollen


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