Trockenheit erfordert Entscheidungen im Futterbau

Die Trockenheit macht jetzt Entscheidungen zum ersten Schnitt im Grünland und notfalls ein Umplanen im Futterbau erforderlich. Was tun?

Der in Deutschland überwiegend bestehende Trockenstress und die kühlen Nächte haben das Massewachstum im Grünland und Futterbau verlangsamt bzw. eingestellt. Diese Bedingungen erfordern jetzt Entscheidungen, die teilweise sehr schwer zu treffen sind. Die Bedingungen:
  • Ackergras fertig, wenig Ertrag im Grünland: Während Ackergrasbestände durch das wüchsige Wetter im März verhältnismäßig gut dastehen, sieht es im Dauergrünland derzeit vielerorts nach einem schwachen 1. Schnitt aus. In den Höhenlagen wird der aktuelle Aufwuchs nur auf 4 bis 5 dt/ha bzw. 10 bis 12 dt/ha Trockenmasse geschätzt. In den wärmeren Niederungslagen liegen die Massererträge zwar höher (25 bis 28 dt TM/ha), stagnieren aber jetzt (täglicher Zuwachs Kleve 0,4 dt TM/ha). Die Schnittreife der Dauergrünlandbestände/Wiesen ist in den ersten Niederungslagen zudem bereits erreicht.
  • Kein nennenswerter Regen in Sicht: Die ab kommenden Dienstag/Mittwoch prognostizierten Niederschlagsmengen (abgesehen von möglichen Schauer- oder Gewitter-Ereignissen) reichen wohl nicht aus, um Wachstum und Stickstoffmineralisierungsprozesse rasch wieder ansteigen zu lassen.

Entscheidungen im Futterbau und Grünland treffen

  • Ackergras jetzt mähen: Die Masseaufwüchse sind zufriedenstellend bis sehr gut sind (50 bis 70 dt TM/ha) und da das Ackergras täglich Wasser aus dem ohnehin trockenen Oberboden zieht, sollte jetzt gemäht werden (wenn nicht bereits getan).
  • Ackergras wirklich nach dem 1. Schnitt umbrechen für Mais? Da die Wasservorräte im Oberboden ohnehin gering sind, wird dazu geraten, jetzt abzuwägen, ob es tatsächlich sinnvoll ist, das Feldgras nach dem ersten Schnitt umzubrechen, um danach Mais zu legen. Es kann wirtschaftlich sinnvoller sein, das Gras noch weiter zu nutzen, statt zu pflügen und noch mehr Bodenwasser zu verlieren und bei weiter ausbleibenden Niederschlägen einen schwachen Mais zu provozieren.
  • Wiesen trotz geringem Masseertrag mähen? Grasnarben können sich zwar trotz der ersten Trockenheitserscheinungen bei baldigem Niederschlag schnell erholen; derartige Ereignisse stehen allerdings in nennenswertem Ausmaß nicht sicher in Aussicht. Die Tendenz ist gerade vielerorts hoch (Ausnahme teils Schleswig-Holstein), dass die Gräser ihr Wachstum einstellen, welken und rasch in die generative Phase übergehen. Die Reifeprüfungen zeigen zudem, dass die Aufwüchse durch die Witterung jetzt in den mittleren Lagen schneller gealtert sind, als erwartet (ADF 200 g/kg TM; Ziel: 230-270 g). Es gilt jetzt vielerorts Abzuwägen: A) Mähen: Gute Futterqualität, kleine Masse, verhältnismäßig teurer Schnitt und B) Warten: Schwache Futterqualität, noch kleinere Masse, teurer Schnitt ("Reinigungsschnitt") und die Option mit rechtzeitigem Niederschlag in der kommenden Woche C) Warten: Mittlere Futterqualität, etwas mehr Masse, verhältnismäßig teurer Schnitt. Der Standort entscheidet...
  • Achtung Güllereste im Aufwuchs: Die fehlenden Niederschläge im April haben auch dazu geführt, dass die verhältnismäßig spät ausgebrachte Gülle (fehlende Befahrbarkeit im März), noch am Gras haftet. Bzw. die Feststoffreste, gerade von Rindergülle, nicht hinreichend zerfallen sind und in den Schleppwürsten" im Gras liegen, statt aufgelöst auf dem Boden. Hinsichtlich der Gärverläufe (Buttersäuregärung verhindern) sollten bei entsprechend verschmutztem Gras ggf. chemische Siliermittel eingeplant werden.
  • Grüngetreide im Mai ernten oder GPS-Nutzung im Juni abwägen: Je nachdem, wie sich die Witterung in den nächsten Tagen und Wochen entwickelt und je nachdem, wie stark Betriebe von Futterknappheit betroffen sind, kann es eine Lösung sein, in den kommenden Wochen Wintergetreide zur Grundfuttergewinnung zu ernten. Entsprechende Bedingungen hinsichtlich Grüngetreide- oder GPS-Ernte (Wartezeit Pflanzenschutzmaßnahmen, Schnitthöhe, Siliermitteleinsatz, Folgefrucht, usw.) sollten Futterbaubetriebe sorgsam abwägen.

Quellen: u.a. LWK NRW, LWK SH, AELF Pfarrkirchen


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