Nachgeburtsverhalten - so können Sie vorbeugen!

Wird die Plazenta nach der Geburt nicht von der Kuh abgestoßen, spricht man von Nachgeburtsverhaltungen. Tipps zur Prophylaxe und wie Sie Folgeerkrankungen vermeiden.

In der Regel scheidet eine Kuh die Nachgeburt innerhalb von 30 Minuten bis acht Stunden nach der Geburt aus. Ist sie nach 12 bis 24 Stunden immer noch nicht abgegangen, spricht man von Nachgeburtsverhalten. Keime und Bakterien können dann leichter in den Uterus eindringen und somit steigt die Gefahr einer Gebärmutterentzündung. Eine Kuh, die unter einem Nachgeburtsverhalten gelitten hat, ist fünf bis sieben Mal anfälliger für eine Gebärmutterentzündung, des Weiteren sinkt die Trächtigkeitsrate bei solchen Kühen um durchschnittlich 15 %. Außerdem sind diese Kühe anfälliger für Ketose, Labmagenverlagerungen und werden infolgedessen meist früh ausgemerzt.

Die durchschnittliche Erkrankungsrate liegt bei 8 %, jedoch variiert die Anzahl der Krankheitsfälle zwischen den einzelnen Herden sehr stark. So erkranken in guten Betrieben nur 3 % an einer Nachgeburtsverhaltung, in schlechten Betrieben sind es bis zu 40 %. Leiden in Ihrer Herden mehr als 10 % der Kühe unter Nachgeburtsverhalten, sollten Sie rasch handeln.

Warum haben meine Kühe Nachgeburtsverhalten?

Folgende Faktoren begünstigen ein Nachgeburtsverhalten:

  • Mechanische Faktoren wie komplizierte Geburten (speziell bei Kalbinnen), Zwillingsgeburten, still geborene Kälber und Aborte bürgen Risiken.
  • Fütterungsfaktoren wie Defizite in der Mineral- und Vitaminversorgung mit der Folge von klinischem oder subklinischem Milchfieber/Festliegen.
  • Managementfaktoren wie Stress, Verfettung oder eine unangepasste Geburtshilfe.
  • Infektionskrankheiten wie Leptospisrose, Vibrose, Listeriose, IBR oder BVD.

Immunsystem stärken

Es gibt viele Faktoren, die das Immunsystem einer Kuh schwächen und so ein Nachgeburtsverhalten begünstigen. Für eine erfolgreiche Prophylaxe sollte Sie deshalb auf folgende Punkte besonders achten:

  • Kalziumspiegel im Blut: Kühe, die unter klinischem oder auch subklinischem Milchfieber leiden, zeigen eine beeinträchtigte neutrophile Funktion. Diese Immunzellen tragen dazu bei, dass die Plazenta als körperfremd angesehen und abgestoßen wird. Um Milchfieber vorzubeugen, sollte auf die Anionen-Kationen-Bilanz der Trockensteherration geachtet werden. Anionische Salze und ein geringer Kaliumgehalt im Grundfutter helfen dabei.
  • Vitamine und Mineralstoffe: Defizite in der Versorgung mit Selen, Vitamin A oder Vitamin E können die neutrophilen und makrophagen Funktionen in den ersten Tagen nach der Kalbung unterdrücken. Die Trockensteherration sollte daher unbedingt ausgeglichen und mit ausreichend und gleichmäßig Vitaminen und Mineralstoffen bestückt sein.
  • Body Condition Score (BCS): Konditionsschwankungen sollten vor als auch nach der Kalbung unbedingt vermieden werden. Die Gefahr einer Verfettung ist besonders in der Trockenstehzeit sehr hoch. Deshalb sollte die Energiebilanz regelmäßig überprüft werden. Nach der Kalbung fallen Kühe oft in ein „Energieloch“, Fettreserven werden eingeschmolzen und eine übermäßige Gewichtsabnahme ist die Folge. Hier ist ein ständiger Zugang zu frischem, schmackhaftem Futter unerlässlich.
  • Futterqualität: Futter, das mit Schimmel oder Mykotoxinen belastet ist, schwächt das Immunsystem der Kühe. Verdorbene Silage sollte daher immer sofort entsorgt und auf keinen Fall an trockenstehende Kühe verfüttert werden. Während der Sommermonate sollte den frischmelkenden Kühen zwei Mal täglich frisches Futter vorgelegt werden, um einer Erwärmung im Trog vorzubeugen.
  • Stress: Vermeiden Sie Stresssituationen, besonders in den ersten Tagen nach der Kalbung. Eine Umstallung sollte in diesem Zeitraum unbedingt vermieden werden, genauso wie ein schneller Futterwechsel, starker Lärm und eine Überbelegung im Stall.

Eine intensive Behandlung der Kühe nach der Kalbung mit Oxytocin, Prostaglanding oder Calcium zeigt hinsichtlich der Vorbeuge von Nachgeburtsverhalten nur wenig Erfolg. Eine manuelle Entfernung der Plazenta ist ebenso nicht empfehlenswert. Nach der Kalbung sind die Wände im Uterus sehr dünn und anfällig und können so leicht beschädigt werden. Bakterien können dann schnell eindringen.

Folgeerkrankungen verhindern

Leidet eine Kuh bereits unter Nachgeburtsverhalten, muss alles daran gesetzt werden, Folgeerkrankungen wie Metritis, Ketose oder Labmagenverlagerung vorzubeugen. Die Keim- und Bakterienbelastung im Umfeld der Kuh sollte deshalb möglichst gering gehalten werden. Eine saubere und trockene Liegefläche ist hier unerlässlich, ebenso wie das tägliche Fiebermessen und die Überprüfung der Futteraufnahme.

Kommt es zu einer Gebärmutterentzündung, muss die Kuh antibiotisch behandelt werden. Macht eine Kuh einen kranken Eindruck, sollten Sie unverzüglich einen Tierarzt benachrichtigen. Dieser wird das Tier genau untersuchen und die entsprechende Behandlung vorgeben. Sind jedoch trotz einer nicht abgegangenen Nachgeburt keine Krankheitssymptome erkennbar, sollte abgewartet werden. Diese Kühe scheiden die Nachgeburt meist innerhalb einer Woche selbstständig aus.

Quelle: Noelia Silva-del-Rio, Howard's Dairyman


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