Zuchtwertschätzung Fleckvieh April 2020

Jungspunde und alte Hasen ganz oben

Sisyphus hat sich seit August 2019, als damals bester Neueinsteiger, mittlerweile auf die Nr. 1 der Fleckviehzucht hochgearbeitet. Direkt hinter ihm schiebt sich der inzwischen 9 Jahre alte Bulle Erbhof ins Rampenlicht.

Ein Kommentar von Bernhard Luntz (LfL Tierzucht Grub) zu den Ergebnissen der ersten Zuchtwertschätzung Fleckvieh im Jahr 2020. Vorab: Die aktuelle Bunte Liste zum Download:

Bemerkenswert!

Sisyphus hat sich mittlerweile auf die Pole-Position der Fleckviehzucht hochgearbeitet (gGZW 135). 574 neue Töchter starten vielversprechend in die Leistungsprüfung und unterstreichen das hohe genetische Niveau beim Ankauf im Jahr 2016. Interessant ist dabei auch, dass jetzt 91 weitere Töchter in der Exterieurbewertung das Ergebnis vom Dezember absolut bestätigen. Seine Vorzüge sind die hohe Euterqualität (E 131) und der problemlose Einsatz auf Kalbinnen (Kp 116).
Erbhof, der bereits intensiv als Bullenvater genutzt wurde, schiebt sich mit + 4 Punkten in das Rampenlicht (gGZW 134). Wenn ein neunjähriger Bulle alle Jungbullen hinter sich lässt, dann ist das sicherlich ein außergewöhnliches Ereignis. Der 2012 angekaufte Bulle konnte sich in den vergangenen Jahren aufgrund seiner hervorragenden Töchterleistungen um insgesamt 11 Punkte im GZW und 5 Punkte im MW (MW 125), im Vergleich zu seiner Vorschätzung, nach oben arbeiten.

Imperativ erfüllt die hohen Erwartungen

Bestätigt: Mit hohen Erwartungen wurde dem Nachzuchtergebnis von Imperativ entgegen geblickt. Er ist einer der am stärksten eingesetzten Jungvererber der vergangenen Jahre und hat bereits viele Söhne an Stationen. Die ersten 400 Töchter aus dem internationalen Einsatz bescheinigen ihm ein relativ hohes Niveau (MW 119), das er vor allem seiner Stärke im Fettgehalt (F +0,15%) verdankt. Neben dem günstigen Kalbeverlauf (Kp 115) zeigt er auch in den anderen Fitnessmarkmalen keine Schwächen. Er eignet sich bestens auf rahmige Kühe mit Ausgleichsbedarf im Fundament (F 123) und Euter (E 113).
Hornlos: Die Hornloszucht kann längst nicht mehr als ein Seitenast des Zuchtprogrammes bezeichnet werden. Irregut P*S wird nicht zuletzt wegen seiner Mahango-freien Abstammung auf eine breite Zustimmung stoßen. Seine Töchter zeigen den gewünschten Zweinutzungstyp (MW 132, Bemuskelung 112) und weisen insgesamt ein ordentliches Nachzuchtergebnis auf. Die Strichplatzierung sollte aber trotzdem beachtet werden.
Outcross: Eine außergewöhnliche Linienführung weist Milchprinz auf. Er geht über Milchkönig auf einen Seitenast von Malf zurück. Insgesamt wurden nur zwei weitere väterliche Halbbrüder an Station gestellt. Aus seinem Einsatz stehen nur relativ wenige Töchter für die Leistungsprüfung zur Verfügung, mit bisher guter Einsatzleistung (Mkg +796). Er sollte auf gut melkende Kühe mit fester Euteraufhängung eingesetzt werden (E 104).
Bewährtes Blut: Dass auch aus alten Bullenmüttern erfolgreiche Genetik gezüchtet werden kann, beweist der späte Hutera-Sohn Hood. Aufgrund ihres fehlerfreien Exterieurs gewann seine Mutter bei der letzten Bundesschau den Titel der Altkühe und vererbt ihre Vorzüge weiter an den Sohn.
Extrem: Fast schon als extrem in seinem Nachzuchtbericht, kann Vernando bezeichnet werden. Als Reumut-Sohn sind die auffällig guten Euter seiner Töchter keine Überraschung, die guten Fundamentvererbung (F 112) dagegen schon. Für eine gezielte Anpaarung sollte die extrem enge Strichplatzierung beachtet werden. Weiterhin gilt: nicht auf Kalbinnen einsetzen (Kp 79)!
Neu in der Topliste: Nicht mehr ganz neu aber zum ersten Mal in der Topliste ist Wattgold. Mit guten Folgeleistungen macht er weitere Plätze gut und gilt somit als der interessanteste Watt-Sohn. Insgesamt zeigt sein Prüfbericht ein in allen Teilbereichen ausgeglichenes Ergebnis.

Etoscha profitiert von seinen Töchtern

Im Zeitalter der Genomischen Selektion flutet mit dem Beginn der ersten Nachkommenergebnisse eine hohe Datenmenge zu allen weiteren Schätzungen in das Rechensystem. Das bewirkt oft Veränderungen zu einem Zeitpunkt, ab dem man bereits eher ein relativ stabiles Zuchtwert-Ergebnis erwartet.
  • So auch bei Etoscha. Obwohl er schon lange als geprüft gilt, bewirken weitere 750 Töchter aus drei Ländern einen deutlichen Anstieg im GZW (gGZW 133).
  • Bei Walk ist die Entwicklung umgekehrt (gGZW 131).
  • Varta, der Listenführer im Dezember, muss seinen noch geringen Leistungsinformationen, welche ihm zunächst ein deutliches Plus bescherten, Tribut zollen. Hier konnten neue Töchter aus dem Ersteinsatz die Vorschätzungen nicht erfüllen (gGZW 131).
  • Gleiches gilt auch für Millenium, dessen Nachkommen im weiteren Laktationsabschnitt verlieren (gGZW 115). Aber auch hier gilt wie oben beschrieben: Das letzte Wort ist oft noch nicht gesprochen! Sein komplettes Gesamtpaket macht ihn weiterhin interessant.

Genomics: Zazu-Söhne liegen vorne

Der neue Shootingstar unter den Genomischen Jungvererbern ist Zeiger(gGZW 146). Er lässt die Konkurrenz weit hinter sich, da er in allen Merkmalsblöcken hohe Zuchtwerte verspricht. Aus der Spülung einer Herzschlag-Tochter ist auch sein Vollbruder Zubringer hervor gegangen (gGZW 137). Vision1 geht über seinen Großvater Raldi auf die Ralbo-Linie zurück und stellt enormes Leistungspotential in Aussicht. Die hohen Zuchtwerte für Fundament (F 111) und Euter (E 111) sollten die Nutzungsdauer unterstützen. Unter den 28 eingestellten Waban-Söhnen ist Wettiner einer der jüngsten (gGZW 136). Er stammt aus einer sehr eiweißstarken Kuhlinie. Seine Halbbrüder werden die nächsten Monate mit Leistungszahlen aufwarten. Der Jungbulle Positiv lässt hoffnungsvoll in die Zukunft blicken (gGZW 136). Er sollte auf rahmige Kühe angepaart werden (R 92). Von seinem Vater Possmann wird im August ein Prüfergebnis vorliegen.


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