Jetzt noch Quote kaufen?

Im November können letztmals Milchquoten an der Börse erstanden werden, die noch im laufenden Milchwirtschaftsjahr beliefert werden können. Die Angebote müssen bis zum 1. Oktober bei den zuständigen Verkaufsstellen eingegangen sein. Viele Milcherzeuger können bereits absehen, dass sie die ihnen zustehende Referenzmenge überliefern werden. Ist es sinnvoll, in Milchquote zu investieren? Oder soll man besser spekulieren und gegebenenfalls eine Strafzahlung (Superabgabe) in Kauf nehmen?

Beim Quotenkauf sichert man sich eine Anlieferungsmenge bis 2014/15 zu kalkulierbaren Bedingungen, die Anschaffungskosten der Quote sind auf die verbleibenden 5 Jahre (bis 2014/15) zu verteilen. Bei einem Kaufpreis von 15 Ct/kg muss umgerechnet mit jährlichen Kapitalkosten von 4,2 Ct (5 % Zins) kalkuliert werden. In fünf Jahren sind das 21 Ct/kg. Bei einem Quotenpreis von 10 Cent mit 2,8 Ct/Jahr (14 Ct/kg). Viel Geld bei dem derzeitigen Auszahlungspreisniveau.
Die aktuelle Anlieferungsbilanz in Deutschland weist eine Quotenausnutzung von knapp 100 % aus. Der Vorsprung im Vergleich zur Vorjahreslinie hat sich auf 1,5 % erhöht. Die Milchanlieferung ist ungebrochen hoch. Die gute Grundfutterernte lässt keinen baldigen Einbruch der Milcherzeugung erwarten. Der Milchstreik hat die Anlieferung an die Molkereien nicht in nennenswerter Weise beeinflusst. Hinzu kommt, dass derzeit viele Milchbauern versuchen, die preisbedingten Umsatzeinbußen durch Mehrmengen zu kompensieren. Eine Überlieferung der Bundesquote Ausschöpfung der bundesweiten Milchquote kann demnach zum jetzigen Zeitpunkt nicht mehr ausgeschlossen werden.
Mit größeren, den Milchquotenmarkt beeinflussenden Eingriffen seitens der Politik, wie sie in den vergangenen Wochen immer wieder diskutiert worden sind, ist im laufenden Quotenjahr nicht mehr zu rechnen. Zu uneins sind die Politiker in Brüssel und Berlin. Zudem dürfte sich die Situation nach der Bundestagswahl neu darstellen. Über das Jahr 2015 hinaus sollte der Referenzmenge keine Bedeutung mehr zugemessen werden – vor allem dann nicht, wenn man an eine Genossenschaftsmolkerei liefert. Diese sind nämlich in aller Regel dazu verpflichtet, sämtliche Milchmengen ihrer Mitglieder abzunehmen, auch die Übermilch (nach 2015).
Was also tun, wenn eine Überlieferung absehbar ist? Mitbieten oder spekulieren? Eine allgemeingültige Antwort gibt es nicht. Sicher ist nur, dass eine langfristige Überlieferung, weit über die max. 10%ige Molkereisaldierung hinaus, reine Spekulation ist – die aber so lange wirtschaftlich ist, wie die Superabgabe unter den Jahreskosten des Quotenkaufs liegt. Zu beachten ist dabei auf jeden Fall der Liquiditätsausfall, wenn die Molkerei bis zu endgültigen Festlegung der Superabgabe für Übermengen einen Teil des Milchgeldes zurück hält.
Einen Quotenrechner der Sächsischen Landesanstalt für Landwirtschaft zum download finden Sie
(Beurteilung der einzelbetrieblichen Auswirkung einer Milchquotenüberlieferung und alternativ eines Milchquotenzukaufs)