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€cownomic: Einige Bullen versprechen mehr unterm Strich

Der Zuchtindex "€cownomic Fitness Efficiency" der RSH soll Milchkuhhalter unterstützen, ihre Kühe möglichst wirtschaftlich anzupaaren und zu selektieren.

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Unter „Elite entdeckt“ möchten wir Sie regelmäßig über interessante, neue Produkte und Innovationen in der Branche informieren, die wir bei Besuchen auf Milchkuhbetrieben oder durch andere Wege entdeckt haben. 

Für schwarz- und rotbunte Holsteins werden in Deutschland Zuchtwerte für mehr als 50 Einzelmerkmale geschätzt und zu verschiedenen relativen Indizes zusammengefasst (z.B. RZM, RZN etc.). Kommen neben Zuchtwerten der Besamungsbullen bei KuhVisions- und Herdentypisierungs-Betrieben Zuchtwerte für weibliche Tiere hinzu, sind Züchter mit einer Menge Zahlen und Daten konfrontiert. Gleichzeitig wächst das Bedürfnis nach funktionalen, leistungsstarken und wirtschaftlichen Kühen.

Um einen besseren Überblick zu geben und besonders die wirtschaftlich relevanten Zuchtmerkmale in den Fokus zu stellen, wurde der ökonomische Index entwickelt. Seit Dezember 2019 stellt die Rinderzucht Schleswig-Holstein (RSH) ihren Milchkuhhaltern den "€cownomic Fitness Efficiency" für Anpaarungs- und Selektionsentscheidungen zur Verfügung.

Drei Werte für wirtschaftliches Züchten

Der €cownomic ist ein ökonomischer Index bzw. Produktionswert, der in Euro ausgedrückt wird. Er berücksichtigt alle ökonomisch wichtigen Zuchtwerte und gibt die wirtschaftliche Überlegenheit eines Tieres im Vergleich zum Populationsmittel an. Das heißt: Es wird kalkuliert, welchen wirtschaftlichen Vor- oder Nachteil die Kuh im Vergleich zu ihren Stallgefährtinnen bzw. der Population aufweist. Das bietet die Möglichkeit, einzelne Tiere miteinander zu vergleichen und Entscheidungen auf wirtschaftlicher Basis zu treffen.

Neben dem €cownomic-Gesamtwert werden auch die Teilwerte Produktion" und Funktionalität" für jedes Tier ausgewiesen. Dadurch kann unterschieden werden, woraus sich der ökonomische Nutzen eines Tieres begründet. Selektion und Anpaarung können folglich noch betriebsindividueller angegangen werden, da jeder Landwirt selbst entscheiden kann, welche Tiere am besten in sein System passen.

  • €cownomic Fitness Efficiency-Index: Gesamtindex, der sich aus den Teilindizes Produktion und Funktionalität zusammensetzt und den gesamten ökonomischen Wert eines Tieres ausdrückt.
  • €cownomic-Index Produktion: Teilindex mit Fokus auf Produktionsmerkmalen ("Milchpower"; Milchmenge; Inhaltsstoffe; somatischer Zellgehalt).
  • €cownomic-Index Funktionalität: Teilindex mit Fokus auf funktionalen Merkmalen (gesunde, unkomplizierte Kühe mit mittlerer Leistung; Nutzungsdauer; Gesundheitszuchtwerte; Leistung wird hier nicht berücksichtigt).

Wie kann der Index genutzt werden?

Der €cownomic sowie die beiden Teilindizes werden für alle Besamungsbullen der RSH berechnet und auf der Bullenkarte ausgewiesen. KuhVisions- und Herdentypisierungs-Betriebe erhalten die Werte zudem auch für alle weiblichen Tiere. Damit können Milcherzeuger die Werte sowohl für die Anpaarung als auch für die Selektion von Kühen oder der Nachzucht nutzen.

Ein Vergleich von zwei Bullen macht den Unterschied zwischen den Teilwerten Produktion und Funktionalität deutlich. Obwohl sich die Vererber im €cownomic-Gesamtwert nur um 18 Euro unterscheiden, sind die Teilwerte differenziert.
Tabelle: Zwei Bullen im Vergleich

Slate RF

Match P

RZG

149

154

€cownomic

501

483

Produktion €

265

350

Funktionalität €

236

134

So entstehen die €cownomic-Werte

Berechnung: Der neue Index zeichnet sich vor allem durch die realistische Datenbasis aus, auf welcher die Werte berechnet wurden: Tatsächliche Betriebsdaten von Milchkuhbetrieben in Schleswig-Holstein. Anhand von Betriebszweigauswertungen, Zuchtwerten, Gesundheitsdaten etc. heimischer Typisierungsbetriebe wurde die ökonomische Gewichtung der Einzelmerkmale abgeleitet.

Ziel des Projektes war es, die Zuchtwerte aller genomisch typisierten Tiere in einen €-Wert zu übersetzen. Anschließend werden sie anteilig im Index zusammengefasst. So kann der €cownomic für alle weiblichen und männlichen Tiere berechnet werden.

Beispiel am Zuchtwert RZEuterFit:

  1. Durch Behandlungen, weniger Milch und zusätzlichen Arbeitsbedarf kostet eine Mastitiserkrankungen dem schleswig-holsteinischen Milcherzeuger durchschnittlich 133,66 Euro.
  2. Dieser monetäre Wert kann anhand der genetischen Standardabweichung auf die genomischen Zuchtwerte übertragen werden. Beim RZEuterFit ergibt sich ein Wert von 1,56 Euro je Zuchtwert-Punkt. Ein zusätzlicher Punkt im RZEuterFit bedeutet also einen Mehrgewinn von 1,56 Euro pro Tier und Laktation.
  3. Ein Bulle mit einem RZEuterFit von 120 liefert das genetische Potenzial für einen ökonomischen Mehrgewinn von 31,20 Euro pro Tier und Laktation (1,56 Euro x 20 Zuchtwert-Punkte). Grund ist hier eine höhere Resistenz gegen Euterentzündungen.

Zusammensetzung: Die große wirtschaftliche Bedeutung der Nutzungsdauer spiegelt sich in der Zusammensetzung des €cownomic wider. Zwar dominieren die Produktionsmerkmale, aber auch funktionale Merkmale wie Nutzungsdauer, Gesundheit und Fruchtbarkeit haben nennenswerte Anteile:

  • 36 % Produktion

 

  • 28 % Nutzungsdauer

 

  • 14 % Gesundheit

 

  • 10 % Fruchtbarkeit

 

  • 7 % Kalbemerkmale

 

  • 5 % Kälberfitness

An dem Projekt waren neben der RSH auch die Christian-Albrechts-Universität Kiel, der Landeskontrollverband sowie die Landwirtschaftskammer SH beteiligt.

Quelle: Katrin Breuer, RSH

 


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