Coronavirus beeinflusst globalen Milchmarkt

Durch das Coronavirus kommt es in China zu Unterbrechungen in den Lieferketten, die den weltweiten Milchmarkt beeinflussen. Importprognosen werden nach unten korrigiert, Exporteure planen ihre Rohstoffverwertungen um.

Die im Zuge der Ausbreitung des Coronavirus COVID-19 in China vorgenommenen Sicherheitsvorkehrungen in Form von Gebietsabrieglung, staatlich-sanktionierter Quarantäne und Verkehrseinschränkungen beeinträchtigen die gesamte chinesische Wirtschaft und damit auch den Milchmarkt. Sandy Chen, Senior-Milchmarkt-Analyst der Rabobank, hat die potentiellen Auswirkungen des aktuellen Geschehens in China auf den globalen Markt für Milcherzeugnisse untersucht und erklärt, dass diese absolut nicht zu unterschätzen sind.

Sinkende Nachfrage, eingeschränktes Angebot

Sandy Chen erklärte: Obwohl die Auswirkungen der Epidemie auf die Nachfrage nach Milchprodukten kurzfristig sein sollten, kann die Unsicherheit über die tatsächliche Dauer der Quarantäne im Land den Verbrauch noch über längere Zeit erheblich schädigen. Das wird sich auf die Verarbeitung, Produktion und den Import auswirken." In welchem Ausmaß, darüber können selbst die Milchmarkt-Experten bis dato nur Schätzungen abgeben.
So waren zu den Neujahrsfeiern Ende Januar bereits einige Geschäfte geschlossen, die Verbraucher sind seither weniger zum Einkaufen unterwegs. Dies ließ den Absatz an Milchprodukten bereits sinken. Gleichzeitig verringert sich das Angebot. Durch Verkehrseinschränkungen sind Transportketten unterbrochen, die Quarantäne lässt zudem Personalengpässe entstehen. Die heimische Rohmilchanfuhr an sowie die Lieferkette ab den Molkereien sind eingeschränkt. So mussten kleinere und mittlere Milcherzeuger in China bereits Milch verwerfen, weil sie nicht mehr erfasst wurde.
Der Milchmarktexperte der Rabobank schätzt, dass allein die bisherige 30-Tage-Wirkung von COVID-19 den Milchkonsum in China um 2 bis 4% auf das Jahr bezogen senken könnte.

Merkliche Rückgänge im Import möglich

Zunächst war seitens der Rabobank prognostiziert worden, dass die Importe von Milchprodukten nach China im ersten Halbjahr 2020 um 3% zurückgehen dürften, aber auf das Gesamtjahr bezogen um 1% zunehmen werden. Im Zusammenhang mit der COVID-19-Situation prognostiziert die Rabobank nun allerdings einen Rückgang der Gesamtnachfrage nach Milchprodukten um 1% - was zu einem Rückgang der Importe um 11% führen könnte. Würde die Gesamtnachfrage um 5% sinken, könnten die Importe im Jahr 2020 um 25% sinken.
Die Finanzdienstleistungs-Organisation INTL FCStone schätzt derweil, dass die Preise für Milchprodukte in China in den nächsten 12 Monaten um 3 bis 10% fallen könnten.
„All dies könnte die Exporteure dazu bewegen, einen Teil ihrer Rohstoffe von der Herstellung von Käse, Butter und Sahne auf Magermilchpulver und Vollmilchpulver umzustellen. Dies dürfte dann zu einer Erhöhung des Milchpulvervolumens auf dem Weltmarkt führen, erwägt der Chen.

Erste Einflüsse auf Pulvermarkt spürbar

Am Markt für Magermilchpulver zeigen sich gegen Ende Februar 2020 erste Auswirkungen des Coronavirus. Das geht aus dem Marktbericht der ZMB Zentrale Milchmarkt Berichterstattung GmbH zur KW8 hervor. So sei als Auswirkung des Ausbruchs des Coronavirus in China die Verfügbarkeit von Containern zurückgegangen und in den Häfen stocke teilweise die Abfertigung. Außerdem würden mitunter Zuschläge auf die Frachten erhoben. Das Kaufverhalten am Markt für Magermilchpulver sei so, verglichen mit den ersten Wochen des Jahres, insgesamt vorsichtiger und abwartender geworden.
Quellen: Dairy Reporter, ZMB


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