Bei den Produktionskosten Milch geht noch was...

Bei einem Milchpreis von 32 Cent gewinnbringend melken? Geht das? Ja, denn rund acht Cent pro Liter Milch lassen sich in vielen Kuhställen noch „heben“, wie aktuelle Auswertungen zeigen.

Variable Kosten von max. 30 Cent pro Liter Milch und krankheitsbedingte Abgänge von weniger als 25 % sind die wichtigsten Grundvoraussetzungen, um langfristig wirtschaftlich erfolgreich Milch produzieren zu können. Das erklärte Dr. Bernd Heidemann von der Unternehmensberatung Koesling-Anderson (Dahlenwarsleben) kürzlich auf dem Milchviehtag in Broderstorf bei Rostock. Dass diese Kennzahlen durchaus erreichbar sind, zeigen die Ergebnisse erfolgreich wirtschaftender Unternehmen. Diese haben nämlich im Durchschnitt der letzten fünf Jahren diese Schwellenwerte mindestens erreicht. Die erfolgreichen Unternehmen (+ 25%) erwirtschafteten trotz eines geringen Milchpreises von nur 32,5 Cent/kg noch einen Gewinn von 1,7 Cent/kg. Die Gewinnschwelle (2015 bis 2019) lag in den ausgewerteten Unternehmen bei 31,2 Cent.

Jahr

Milchpreis 

variable Kosten

Gewinn

Gewinnschwelle

2015

29,8

29,8

-1,7

31,5

2016

26,7

29,2

-3,0

30,7

2017

37,3

30,1

6,9

31,3

2018

34,8

30,7

3,5

31,4

2019

33,7

30,6

2,7

31

Durchschnitt

32,5

30,1

1,7

31,2

Einen besonders starken Einfluss auf den Gewinn (Betriebszweig) haben die Milchleistung und die aus dem Grundfutter erzeugte Milchmenge. So verbessert eine Leistungssteigerung um 1.000 kg pro Kuh und Jahr das ökonomische Ergebnis um 1,6 Cent/kg (Ausgangsniveau 9.000 kg). Weniger Einfluss haben beispielsweise die Inhaltsstoffe und die Zwischenkalbezeit.

Auffällig ist, dass zwischen erfolgreichen und weniger erfolgreichen Milchkuhbetrieben eine bei den Produktionskosten eine Differenz von 8,1 Cent besteht. Das zeigt, dass in vielen Kuhställen immer noch Reserven vorhanden sind, die sich mobilisieren lassen.
Dass ein sehr gutes Management auch in schweren Zeiten (Dürre, Futterknappheit) durchaus auch Gewinne mit der Milchproduktion erlaubt, zeigen die Auswertungen der 262 DLG-Spitzenbetriebe. So hat das obere Viertel der Spitzenbetriebe (+ 25 %) im Auswertungsjahr 2018/19 ein kalkulatorisches Betriebszweigergebnis von 4,87 Cent/kg erwirtschaftet. Auch hier beträgt der Unterschied zwischen den erfolgreichen und den weniger erfolgreicheren Unternehmen knapp acht Cent pro Liter Milch (7,42 ct).

Erstmals 10.000 kg Schwelle überschritten

Die Milchleistung lag in allen Regionen im Herdendurchschnitt erstmals über 10.000 kg Milch (10.121 kg ECM/Kuh). Mit 4.127 kg wurde knapp die Hälfte der Milch aus dem Grundfutter erzeugt. Im Durchschnitt halten die ausgewerteten Unternehmen 213 Kühe.
Dr. Stefan Weber von der in Mecklenburg-Vorpommern angesiedelten LMS-Beratung, verwies bei der Vorstellung der Ergebnisse auf die Einsparungen bei Personal- und Mechanisierungskosten (Innenwirtschaft), die im Vergleich zu den Direktkosten die deutlich größeren Einsparungspotenziale bieten. Zwar stellt die Milchleistung ein sehr wichtiges Erfolgskriterium dar, allerdings müsse jeder Milchkuhbetrieb sein individuelles, auf die Faktorausstattung abgestimmtes Leistungsniveau definieren. Bei der Berechnung der optimalen Leistungshöhe sollten Faktoren wie die Kuhrasse, der Automatisierungsgrad und die Investitionen mit einfließen.


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