EMP 2018

Konzentriertes Mastitiswissen in Budapest

Ungarische Milchkuhbetriebe haben gute Voraussetzungen, erfolgreich Milch zu produzieren. Um die Eutergesundheit zu verbessern, sollten die Mitarbeiter jedoch besser geschult werden. Tipps von Mastitis-Experten!

Ungarische Milchkuhbetriebe beherbergen im Schnitt knapp 400 Kühe, meist Holstein-Friesian (80%). Die Durchschnittsleistung beträgt 9.900 kg! Ackerbau (Mais und Luzerne) bietet eine gute Futtergrundlage, die Zucht setzt auf leistungsstarke Kühe, die monatliche Milchleistungsprüfung liefert Informationen. Weniger gut im Griff haben die Ungarn die Nutzungsdauer (2,1 Laktationen im Schnitt). Zudem haben viele Betriebe haben Probleme mit der Eutergesundheit.
Zwei Betriebsleiter haben sich getraut und den Mitgliedern des EMP (European Mastitis Panel) ihre Stalltore geöffnet. Die leistungsstarken Herden haben mit Zellzahlproblemen (durchschnittlich 350.000 bis 400.000 Zellen/ml) zu kämpfen. Das liegt nach Ansicht der Betriebsleiter vor allem an der Mitarbeitersituation: Die Fluktuation ist hoch. Der Lohn ist niedrig, das kommunale Auffangnetz gut ausgebaut. Das erschwert die Ausbildung und Umsetzung guter fachlicher Praxis (Hygiene, Melkroutine, Umgang mit den Kühen) auf den Betrieben. Um das Potenzial zu heben, das dank Zucht und guter Futtergrundlage besteht, empfahlen die Experten regelmäßige Teammeetings, mehr Erklärungen und eine Verbesserung der innerbetrieblichen Abläufe.
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Aureus ist nicht gleich Aureus

Unter Federführung von Dr. Gerrit Koop der Universität Utrecht haben die EMP-Mitglieder zudem in den Vorjahren damit begonnen, eine Sammlung europäischer S. aureus-Stämme anzulegen. Gibt es Unterschiede in der Pathogenität? Um diese Frage zu beantworten, untersuchten die Wissenschaftler Isolate aus den Niederlanden und Isolate aus zehn weiteren europäischen Ländern, welche EMP-Mitglieder nach Utrecht geschickt hatten. S. aureus-Bakterien produzieren Leukozidine, porenbildende Toxine, welche neutrophile Granulozyten im Euter angreifen und so die immunologische Bekämpfung der Aureus-Erreger verhindern. Ein erstes Ergebnis: Die S. aureus-Stämme unterscheiden sich darin, wie umfangreich sie die Toxine und Leukozidine ausbilden (hochproduktiv, geringproduktiv). Erste Hinweise deuten nun darauf hin, dass hoch produktive Bakterienstämme auch schwerere Mastitiden auslösen. Endgültige Ergebnisse werden für das kommende Jahr erwartet. Langfristig könnte mithilfe der Ergebnisse die Behandlungsstrategie einer Kuh mit S. Aureus von dem vorhandenen Bakterienstamm abhängig gemacht werden.
Was ist das EMP? Das European Mastitis Panel ist eine Initiative von MSD-Tiergesundheit und besteht aus ausgewählten Mastitisexperten, die jährlich zum Austausch zusammenkommen.
Quelle: 11. European Mastitis Panel, Mai 2018, Budapest
Text: C. Stöcker