Gemütlich aus dem Stallbüro eine Drohne auf die Weide schicken und anschließend genau wissen, wo sich welche Kuh befindet und in welchem Zustand sie ist – was nach Utopie klingt, haben niederländische Wissenschaftler ausprobiert.
In einem größeren Forschungsprojekt (GenTORE) ging es darum, wie „resilient“ Kühe sein können: eine solche Kuh schafft mehrere Laktationen scheinbar problemlos, überwindet etwaige Krankheiten rasch und erreicht konsistent eine gute Milchleistung....
Gemütlich aus dem Stallbüro eine Drohne auf die Weide schicken und anschließend genau wissen, wo sich welche Kuh befindet und in welchem Zustand sie ist – was nach Utopie klingt, haben niederländische Wissenschaftler ausprobiert.
In einem größeren Forschungsprojekt (GenTORE) ging es darum, wie „resilient“ Kühe sein können: eine solche Kuh schafft mehrere Laktationen scheinbar problemlos, überwindet etwaige Krankheiten rasch und erreicht konsistent eine gute Milchleistung. Leider sei es schwierig, aus der äußeren Erscheinung auf diese Widerstandskraft schließen zu können. Daher haben die Forschenden ausprobiert, welche zusätzlichen Sensordaten sich eignen könnten, um entsprechende Vorhersagen anzustellen.
Kameras auf Drohnen
In verschiedenen Feldversuchen haben die Wissenschaftler Gruppen von Kühen mit Kamera-bestückten Drohnen abgeflogen und mittels künstlicher Intelligenz (KI) versucht, Einzeltiere zu erkennen, zu lokalisieren und zu identifizieren. Dabei erreichten sie Genauigkeiten von > 95% für das Auffinden von Kühen, ungefähr 91% für die Identifikation von Einzeltieren und ca. 88% für die Beschreibung des richtigen Kuhverhaltens (liegen, stehen oder grasen).
Nehmen uns künftig Drohnen die Tierkontrolle im Kuhstall ab? Wir haben bei Sander Mücher von der Universität Wageningen nachgefragt, der das Drohnen-Teilprojekt verantwortet hat.
Herr Mücher, was haben Sie mit den Drohnen bereits erreichen können?
Mücher: Wir sind schon relativ gut in der Lage, Holstein-Kühe automatisiert voneinander zu unterscheiden. Sie heben sich deutlich vom Untergrund ab, z.B. auf der Weide, und weisen meist ganz unterschiedliche Fellmuster auf. Schwieriger ist es da bei Fleischrindern (oder Jerseys) mit einer einheitlichen Fellfarbe.
Aber braucht es denn wirklich noch eine Sensortechnologie neben all den Halsbändern, Ohrmarken, Pedometern, …?
Mücher: Im Milchkuhbereich sind wir in Nordeuropa gut versorgt, das stimmt. Aber zum einen gibt es in den oft extensiven Produktionssystemen in Süd- oder Osteuropa häufig keine Einzeltiererkennung. Somit fehlt die Möglichkeit, Krankheiten früh zu erkennen. Zum anderen könnten Drohnen in Ländern wie Australien im Vergleich zu Flugzeugen oder Helikoptern durchaus weiterhelfen!
Wie arbeiten Sie gerade weiter?
Mücher: Im Moment forschen wir an einer Kombination von Drohnen und GPS-bestückten Halsbändern, um noch größere Areale abdecken zu können. Schwierigkeiten machen uns noch die Batterielaufzeiten der Halsbänder (betragen derzeit maximal drei Tage, schwierig bei großen Herden auf der Weide) und die gesetzlichen Einschränkungen beim Einsatz von Drohnen. Wir können uns aber durchaus vorstellen, dass in der Kombination der beiden Technologien künftig Chancen liegen – z.B. lassen sich die Drohnen sehr effizient zur automatisierten Tierkontrolle einsetzen, wenn die GPS-Halsbänder vorab den Standort der Herde angeben. Von den KI-Modellen erhoffen wir uns neben der Identifikation in Zukunft auch das Vermessen der einzelnen Kühe. So könnte man Tiergesundheit und Wachstum aus der Luft überprüfen.
Danke und weiterhin viel Erfolg!
Fazit
Für nordeuropäische Laufstallherden wird es wahrscheinlich in absehbarer Zeit keinen größeren Nutzen durch drohnengestützte Tierüberwachung geben. Weltweit betrachtet könnte die Technologie aber dabei helfen, kranke Kühe früher zu entdecken.
Quelle: Kamphuis et al., 2021 (ICAR Konferenz)