Zur Zeit werden knapp 800 Kühe auf dem Betrieb gemolken. Diese werden in zwei getrennten Herden geführt: Eine Herde mit rund 650 Crossbreeds und eine Herde mit den verbliebenen 130 reinrassigen Holsteins. "Langfristig möchten wir ausschließlich mit den Crossbreeds arbeiten", erklärt Kevin Kearns, der im Betrieb das Weide- und Herdenmanagement verantwortet.
Die mit nur ca. 1,5 Meter Stockmaß und einem Körpergewicht von 450 bis 500 Kilogramm klein-rahmigen F1-Tiere aus der Kreuzung...
Zur Zeit werden knapp 800 Kühe auf dem Betrieb gemolken. Diese werden in zwei getrennten Herden geführt: Eine Herde mit rund 650 Crossbreeds und eine Herde mit den verbliebenen 130 reinrassigen Holsteins. "Langfristig möchten wir ausschließlich mit den Crossbreeds arbeiten", erklärt Kevin Kearns, der im Betrieb das Weide- und Herdenmanagement verantwortet.
Die mit nur ca. 1,5 Meter Stockmaß und einem Körpergewicht von 450 bis 500 Kilogramm klein-rahmigen F1-Tiere aus der Kreuzung Holstein x Jersey sind wie geschaffen für das von Paul Costello gewählte Produktionssystem mit Vollweide (ca. 200 Tage pro Jahr) und 365 Tagen Outdoor-Haltung:
- sie belasten den Boden weniger als die deutlich schwereren Holsteins mit Körpergewichten > 650 kg
- sie sind sehr gut zu Fuß
- robust
- fruchtbar
- aggressive Graser und gute Futterverwerter
So sind sie beispielsweise anders als die reinrassigen Holsteins in der Lage, die maximale Entfernung zu den Weideparzellen von zwei Kilometern zu laufen, ohne Klauenprobleme zu bekommen. Dass sie die besseren Graser sind, hat sich deutlich im Dürre-Sommer 2018 gezeigt, berichtet Kevin Kearns: Während die Crossbreeds die Weiden trotz frühzeitigem Rispenschieben und Rostbefall noch mit akzeptablen Weideresten von 50 kg Trockenmasse pro Hektar abweideten und eine Grasaufnahme von 8 kg Trockenmasse Weidegras (plus Zufütterung von 8 kg Maissilage) erreichten, mussten die Holstein-Kühe auf den Paddocks bzw. in Juli und August im Stall gehalten und zu 100 Prozent zugefüttert werden. Die Holsteins hatten nicht mehr sauber genug gegrast und entsprechend keine ausreichenden Futteraufnahmen aus der Weide erzielen können. Sie hatten ihre Grenze erreicht.
Anders als die Crossbreeds müssen die Holstein-Kühe in der Trockenstehzeit im Winter auch aufgestallt werden. "Einen Ferrari kann man auch nicht auf einer Offroadpiste fahren, ohne dass er Schaden nimmt", vergleicht Stephen Costello die Holstein-Kühe mit dem italienischen Sportwagen. "Die Crossbreeds sind da mehr der Lada Niva 4x4 unter den Kühen."
Weniger Milch, dafür höhere Inhaltsstoffe und geringerer Erhaltungsbedarf
Die Milchleistung der Crossbreeds ist geringer als die der Holsteins, dafür produzieren sie höhere Milchinhaltsstoffgehalte. So liegt die durchschnittliche Jahresmilchleistung insgesamt bei 5.000 kg mit 4,5 % Fett und 3,8 % Eiweiß. Die Crossbreeds gaben Ende Mai 2019 bei zweimaligem Melken und Vollweide plus einer Kraftfutterzulage von 5 kg pro Kuh und Tag im Tagesdurchschnitt 25 kg Milch. Die Holsteins erreichten zeitgleich 32 kg Milch bei einer Kraftfutterzulage von 8 kg Kuh und Tag. Dies ist entsprechend des Saisonpeaks der Milchleistung die maximale Kraftfuttermenge, im weiteren Lakatationsverlauf wird sie reduziert.
Eine höhere Produktionseffizienz verspricht sich Paul Costello auch von seinen kleinen Kühen, weil Kühe mit geringerem Gewicht weniger Futterenergie für ihren Erhaltungsbedarf benötigen und so verhältnismäßig mehr der aufgenommenen Nährstoffe in die Produktion von Milch stecken können.
Im folgenden Video können Sie sich einen Eindruck von den Kreuzungskühen machen.
Genetik aus Irland und Neuseeland
Die Umstellung der Genetik erfolgte und erfolgt kontinuierlich auf drei Wegen:
- Zum einen werden die noch vorhandenen Holstein-Kühe mit Jerseybullen besamt, um eigene F1-Kreuzungskühe zu erhalten.
- Zum anderen wurden zu Beginn auch Holstein-Jersey-Kreuzungstiere aus Irland importiert.
- Die vorhandenen F1-Kühe werden bisher mit Jersey oder Kiwi-Cross-Bullen angepaart.
Bezogen wird die neuseeländische Kiwi-Cross-Genetik über LIC Livestock Improvement Europe. Das neuseeländische Zucht-Unternehmen übernimmt auch die Zuchtberatung und berät zum Teil mit im Management der Herde.
Ein Problem ist in der Arbeit mit Kreuzungstieren immer die weitere Anpaarung der F1-Generation. Um den Heterosis-Effekt bestmöglich ausnutzen zu können, wünschen sich die Herdenmanager und Paul Costello ein oder mehrere Partnerbetrieb/e zu finden, die ihre Holstein-Kühe für sie mit Jersey-Bullen anpaaren und sie von dort dann ihre weibliche Nachzucht zur Remontierung beziehen könnten. Die vorhandenen F1-Tiere würden dann mit Angus angepaart, um auch einen höheren Kälbererlös realisieren zu können. Die Holstein-Jersey-Kreuzungskälber sind entsprechend der eingesetzten neuseeländischen bzw. irischen Genetik ebenfalls sehr klein; für den Geburtsverlauf ein toller Vorteil - für den Verkauf der Bullenkälber ab einem Alter von 14 Tagen allerdings von Nachteil. Auch, wenn die Kälber klein-rahmig bleiben werden, bringt die Anpaarung mit Angus immerhin mehr Bemuskelungspotenzial mit.