Wer denkt, auf einem Milchkuhbetrieb geht es immer nur ums Wachsen, der hat sich bei Betriebsleiter Jaroslav Michal geschnitten. Für ihn ist das Wichtigste, die Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter und das Tierwohl zu verbessern. Dafür will er neue Maschinen anschaffen und die Kuhställe erneuern. Auf staatliche Hilfen oder EU-Fördergelder will er sich jedoch nicht verlassen. Deswegen wird der überwiegende Anteil des Gewinns wieder in den Betrieb investiert.
In den Kuhställen der...
Wer denkt, auf einem Milchkuhbetrieb geht es immer nur ums Wachsen, der hat sich bei Betriebsleiter Jaroslav Michal geschnitten. Für ihn ist das Wichtigste, die Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter und das Tierwohl zu verbessern. Dafür will er neue Maschinen anschaffen und die Kuhställe erneuern. Auf staatliche Hilfen oder EU-Fördergelder will er sich jedoch nicht verlassen. Deswegen wird der überwiegende Anteil des Gewinns wieder in den Betrieb investiert.
In den Kuhställen der ProAgro Aktiengesellschaft, die etwa zwei Stunden südöstlich von Prag liegen, arbeiten derzeit etwa 25 Mitarbeiter, einige von ihnen sind besagte Teilhaber. Zur ProAgro gehören knapp 2.300 Hektar Land, 850 Fleckvieh-Kühe, zwei Biogasanlagen, 70 Arbeitsplätze und insgesamt 450 Aktionäre.
Von den 70 Mitarbeitern arbeiten 25 Mitarbeiter in den Kuhställen und im Melkstand. Drei Techniker betreuen die Kühe. Gemolken wird zweimal täglich im 12-Stunden-Intervall um 4.00 Uhr und 16.00 Uhr. Gute Mitarbeiter zu finden ist auch in Tschechien eine Herausforderung. "Die jungen Leute leben lieber in der Stadt oder ziehen ins Ausland, weil dort oft die Arbeitsbedingungen und die Bezahlung besser sind", erklärt Michal. "Aber bisher geht es irgendwie, denn wir bemühen uns." Im Durchschnitt bekommen die Mitarbeiter 1.370 Euro brutto im Monat, für Wochenenden gibt es Aufschläge. Das offizielle Rentenalter liegt bei 63 Jahren. Es komme aber vor, dass Mitarbeiter danach noch in Teilzeit weiterarbeiten, wenn sie körperlich fit sind, sagt der Betriebsleiter.
Frischer Wind in alten Ställen
Die Leistung der Fleckvieh-Kühe liegt bei 8.700 kg pro Kuh und Jahr. Das Wachstum ist abgeschlossen, ab jetzt geht es hier um die Erhaltung der Leistung und Qualität. "Sie werden kein Wunder sehen, aber dafür einen ganz normalen Betrieb", so die Begrüßung von Jaroslav Michael. Die Trockensteller und Frischmelker sind im alten Kuhstall untergebracht, der 2004 zum Offenstall umgebaut wurde. Dafür wurden die Seitenwände herausgenommen und längs an den Seiten überdachte Futtertische eingebaut. Während die Frischmelker und Trockensteher auf Stroh untergebracht sind, werden die Liegeboxen im neuen Laufstall mit Güllesubstrat eingestreut.
Ein Futtermischwagen ist 20 Stunden am Tag im Einsatz und mischt viermal täglich das Futter. Die Ration besteht aus:
- 23 kg Maissilage
- 10 kg Grassilage
- 4 kg GPS
- 4 kg Getreide
- 1 kg Sojabohnen
- 1 kg Melasse
- 0,4 kg Mineralfutter
- 0,3 kg Heu
Die Trockenmasseaufnahme liegt bei 23 kg pro Kuh und Tag. Die Fütterung spiegelt sich in guten Milchinhaltsstoffen wider. Der mittlere Fettgehalt liegt bei 4,1 %, der Proteingehalt bei 3,6 %.
Der Bereich der Tierproduktion arbeitet als geschlossenes System, weibliche Kälber werden aufgezogen, die Bullenkälber werden als Mastbullen oder Schlachtbullen verkauft. Alle Kälber erhalten in den ersten Lebenstagen täglich fünf Liter Kolostrum.
Förderungen vom Staat und von der EU?
Von der tschechischen Regierung gibt es Förderungen für landwirtschaftliche Betriebe. Die ProAgro Aktiengesellschaft hat davon jedoch nicht viel. "In den letzten Jahren war die Förderung für große Betriebe kaum möglich. Staatliche Förderungsgelder gingen an kleine oder neue Betriebe", sagt Jaroslav Michal. In den letzten vier Jahren erhielt der Betrieb deswegen keine Hilfen.
Wenn man ihn nach Förderungen aus Brüssel fragt, wird er unruhig. "Ich rede nicht gerne über die europäische Union, denn da gelten nicht für alle Landwirte dieselben Bedingungen", erklärt er. Im Vergleich zu seinen europäischen Kollegen würden die tschechischen Landwirte etwa 30 bis 40 % weniger Förderung erhalten. Seine Unzufriedenheit ist kaum zu überhören. Angst vor dem Euro hat er dennoch nicht. "Wir haben keine Angst vor dem Euro, denn wir haben ihn ja nicht. Es sieht auch nicht danach aus, als würden wir den Euro in den nächsten Jahren bekommen", sagt er.