Um die Milchleistung und den Euterdruck vor dem letzten Melken zu verringern, ist es in der Praxis gängig, einige Tage zuvor die Ration der trockenzustellenden Kühe mit Stroh zu „verdünnen“ oder ihnen weniger Futter anzubieten. Wissenschaftler der Universität Aarhus aus Dänemark haben untersucht, wie sich die gesamten Strategien (geringere Futterenergiedichten und Melkfrequenzen) auf das Fressverhalten von Milchkühen auswirken. Dazu mussten die 32 Kühe ein mit Gewichtsplatten...
Um die Milchleistung und den Euterdruck vor dem letzten Melken zu verringern, ist es in der Praxis gängig, einige Tage zuvor die Ration der trockenzustellenden Kühe mit Stroh zu „verdünnen“ oder ihnen weniger Futter anzubieten. Wissenschaftler der Universität Aarhus aus Dänemark haben untersucht, wie sich die gesamten Strategien (geringere Futterenergiedichten und Melkfrequenzen) auf das Fressverhalten von Milchkühen auswirken. Dazu mussten die 32 Kühe ein mit Gewichtsplatten beschwertes Tor aufdrücken, um an das Kraftfutter am Transponder, zusätzlich zur Ration, zu gelangen.
Versuchsaufstellung: Energiedichte verringern
Die Milchkühe wurden wie folgt nach Fütterung und Melkfrequenz aufgeteilt:
- 1. Normale Laktationsration oder 2. 70% Laktationsration vermischt mit 30% geschnittenem Stroh;
- 3. einmal vs. 4. zweimal täglich melken.
Der Versuch startete sieben Tage vor dem Trockenstellen. Das Futter wurde viermal täglich frisch vorgelegt und war immer zugänglich (ad libitum). Die normale Laktationsration hatte eine Energiedichte von 6,75 MJ NEL pro kg TM, die energiereduzierte Ration nur 5,73 MJ NEL pro kg TM. Alle Kühe wurden am automatischen Melksystem gemolken. Dort stellten die Mitarbeiter das Melkanrecht auf einmal bzw. zweimal täglich ein, je nach Versuchsgruppe.
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Melkfrequenz: Keinen Unterschied
Ergebnis: Kühe mit der energiereduzierten Ration drückten mehr Gewicht (bis 93 kg), um an das Kraftfutter in der Station zu gelangen. Im Gegensatz dazu drückten die Kühe, die mit der normalen Ration (6,75 MJ) gefüttert wurden, nur 20 kg. Es scheint, dass die Kühe mit der energiereduzierten Fütterung motivierter zum Fressen gingen und somit hungriger waren, obwohl sie ad libitum Futter aufnehmen konnten. Dafür spricht auch, dass die energiereduziert gefütterten Kühe aufgrund von Hunger viel schneller zum Kraftfutterautomaten gingen als ihre energetisch normal versorgten Artgenossinnen.
Fazit: Energieversorgung nicht zum Trockenstellen kürzen
Die Gruppe mit der energiereduzierten Fütterung und zweimaligem Melken nahm nur die Hälfte der Energie auf, im Vergleich zu den Kühen mit der normalen Ration und zweimaligem Melken, nämlich 67 MJ NEL zu 122 MJ NEL. Dadurch bedingt äußerten die Kühe Hunger, Unwohlsein und Stress durch lautes Muhen.
Empfehlung für die Praxis: Die Studie aus Dänemark weißt darauf hin, dass Kühe bis zum Laktationsende am besten einfach mit der energetisch normalen Ration (der Spätlaktation) gefüttert werden sollten. Nicht nur weil es, hier nachgewiesenermaßen, Stress auslöst, sondern auch, weil Kühe durch das Absenken der Energiedichte bereits vor dem Trockenstellen in eine negative Energiebilanz getrieben werden können.
Quelle: Franchi et al., 2019