Ein Verbot der Anbindehaltung ist unumgänglich, darüber sind wir uns in der Redaktion einig – nicht aber über die Umsetzung.
Nichtstun fördern?
Dass 2016 der Verbotsbeschluss für die ganzjährige Anbindehaltung mit einer Übergangsfrist von über 10 Jahren abgelehnt wurde, war falsch. Ich kann nicht nachvollziehen, dass 40 Jahre nach dem Bau der ersten Boxenlaufställe immer noch diskutiert wird, ob es denn sozialverträglich ist, die Anbindehaltung zu beenden und welche extra...
Ein Verbot der Anbindehaltung ist unumgänglich, darüber sind wir uns in der Redaktion einig – nicht aber über die Umsetzung.
Nichtstun fördern?
Dass 2016 der Verbotsbeschluss für die ganzjährige Anbindehaltung mit einer Übergangsfrist von über 10 Jahren abgelehnt wurde, war falsch. Ich kann nicht nachvollziehen, dass 40 Jahre nach dem Bau der ersten Boxenlaufställe immer noch diskutiert wird, ob es denn sozialverträglich ist, die Anbindehaltung zu beenden und welche extra Unterstützung betroffene Betriebe benötigen. Es kann nicht sein, dass ausgerechnet diejenigen, die es ein halbes Jahrhundert versäumt haben, in bessere Haltungsbedingungen für ihre Kühe zu investieren, noch belohnt werden sollen! In dieser Zeit haben andere ihre erste Boxenlaufställe schon modernisiert und neue Ställe gebaut.
Natürlich weiß ich, dass es Kühen im Boxenlaufstall nicht automatisch besser gehen muss als in der Anbindung. Das liegt am Faktor Mensch. Dennoch, ein Verbot ist unumgänglich. Alles andere wäre weitere Wettbewerbsverzerrung und setzt die gesamte Milchbranche der Kritik der Verbraucher aus, das Tierwohl hinten anzustellen.Katrin Berkemeier
Expansion erlauben
Das Verbot der ganzjährigen Anbindehaltung bedeutet eine Chance für die gesamte Milchbranche. Sicherlich wird es in Süddeutschland einen Strukturbruch auslösen. Deshalb muss auch alles daran gesetzt werden, hier den Umstieg in die Laufstallhaltung zu ermöglichen.
Das kann aber nur gelingen, wenn neben Investitionszuschüssen auch die Genehmigungsverfahren „entschärft“ werden. Zu viele bürokratische Hürden verhindern oftmals den Bau neuer Kuhställe. Das muss sich dringend ändern! Es braucht Ausnahmeregelungen, um Investitionsanreize zu schaffen. Von solchen Maßnahmen würden dann letztlich auch „größere“ Milcherzeuger (u.a. im Nordwesten) profitieren.
Und nicht zu vergessen ist die Macht der Bilder: Gelingt es, künftig alle Kühe frei laufen zu lassen, kann die gesamte Milchbranche deutlich beim Verbraucher punkten. Ein Verbot der ganzjährigen Anbindehaltung nutzt so letztlich allen Milcherzeugern – den Kleinen ebenso wie den Großen!
Gregor Veauthier