Der Einfluss des Herdenmanagements auf die Eutergesundheit war eines der großen Themen auf dem Mastitiskongress.
Weltweit wurden bei der Eutergesundheit in den vergangenen Jahren große Fortschritte erzielt. Legt man die Zellzahlen als Beurteilungskriterium zugrunde, dann sind diese in den meisten Regionen als gut zu bezeichnen. In der nördlichen Hemisphäre haben sich die Zellzahlen in der Sammelmilch vielerorts unter dem Schwellenwert von 200.000 Zellen/ml eingependelt. In der...
Der Einfluss des Herdenmanagements auf die Eutergesundheit war eines der großen Themen auf dem Mastitiskongress.
Weltweit wurden bei der Eutergesundheit in den vergangenen Jahren große Fortschritte erzielt. Legt man die Zellzahlen als Beurteilungskriterium zugrunde, dann sind diese in den meisten Regionen als gut zu bezeichnen. In der nördlichen Hemisphäre haben sich die Zellzahlen in der Sammelmilch vielerorts unter dem Schwellenwert von 200.000 Zellen/ml eingependelt. In der südlichen Welthalbkugel liegen die Werte hingegen oftmals noch (leicht) darüber. Das liegt in erster Linie am Hitzestress, der dort das Immunsystem der Kühe „beansprucht“.
Ob eine Mastitis „ausbricht“, darüber entscheiden letztlich oft die Faktoren Tier und Umwelt. In nahezu allen Vorträgen betonten die Referenten den enormen Einfluss des Herdenbetreuers auf die Eutergesundheit, denn letztlich beeinflusst dieser durch die Gestaltung der Umwelt das Immunsystem der Milchkühe und dadurch auch, welchen Verlauf die Erkrankung nimmt.
So beginnt eine Mastitis nicht selten schon im Melkstand. Besonders in größeren Herden führen fehlendes Training, Sprachprobleme oder auch soziale Probleme (unterschiedliche Ethnien) zu einer suboptimal ausgeführten Melkarbeit. Weitere menschengemachte Faktoren, die das Auftreten von Mastitiden begünstigen, sind ungenügende Haltungsbedingungen (Hygiene, Klimaführung!) und eine nicht ausbalancierte Fütterung. Deshalb ist es angeraten, eine detaillierte Schwachstellenanalyse durchzuführen, sofern sich der Zellgehalt auf einen Wert von über 150.000 Zellen einpendelt. Denn eines ist klar: Die Behandlung von Mastitiden mithilfe von Antibiotika wird weiter eingeschränkt. In einigen europäischen Ländern ist heute schon das selektive Trockenstellen (Applikation von Trockenstellern nur noch bei Zellzahlkühen erlaubt) vorgeschrieben. Auch in den USA wird diese Diskussion mittlerweile geführt.
Zu viele unnötige Behandlungen
Laut Pamela Ruegg von der Universität Wisconsin lassen sich noch mehr Antibiotika einsparen, da zu viele Kühe unnötig behandelt werden. Noch allzu oft wird beim Auffinden von veränderter Milch (z.B. Flocken) oder hohen Zellzahlen im MLP-Bericht eine Tube in das Euter gedrückt. Dabei führe eine antibiotische Behandlung während der Laktation nur selten zum Erfolg, so Ruegg, da oftmals Veränderungen der Milch gar nicht von einem Erreger hervorgerufen wurden (das trifft auf etwa in 50% der Fälle zu) oder aber, weil der verabreichte Wirkstoff den Erreger nicht bekämpft. Zudem werde die Selbstheilungsrate des Euters unterschätzt. Einige Experten forderten denn auch, Mastitiden erst gar nicht mehr in der Laktation antibiotisch zu behandeln. Wesentlich sinnvoller sei es, das Euter in der Trockenperiode zu sanieren.
Was aber tun, wenn eine leistungsstarke Milchkuh im ersten Laktationsdrittel wiederholt durch hohe Zellzahlen auffällt? „In diesem Fall kann es durchaus sinnvoll sein, ein Euterviertel oder sogar die gesamte Kuh vorzeitig trockenzustellen. Das ist oft ökonomisch sinnvoller“, ist Peter Edmonson (UdderWise, UK) überzeugt, denn wenn die Kuh in der nächsten Laktation mit einem gesunden Euter, einem geringen Zellgehalt und viel Milch durchstartet, dann sei die Chance wesentlich größer, dass noch weitere Laktationen folgen. Wird sie dagegen permanent behandelt, steigt das Risiko eines vorzeitigen Abgangs.
Bald antibiotikafreie Trockensteller
Ynte Schukken, der Leiter des Tiergesundheitsdienstes der Niederlande (GD), gab einen Ausblick auf einige Innovationen, deren Markteinführung in den kommenden Jahren zu erwarten ist.
- Mit Hochdruck wird in den Forschungsabteilungen der Pharmaunternehmen an neuen antibiotischen Wirkstoffen geforscht. Im Fokus stehen hier breitere Wirkspektren, kürzere Wartezeiten sowie höhere Wirkraten.
- Ebenso intensiv wird aber auch an Antibiotika-Alternativen wie z.B. Nisin geforscht. Von diesen verspricht sich die Wissenschaft über eine lange Zeit wirksame Behandlung während der Laktation, ohne dass die Milch währenddessen zurückgehalten werden muss (null Tage Wartezeit). Auch antibiotikafreie Trockensteller sollen bald die Zulassung erreichen (Dopamin-Rezeptor-Agonisten). Sowie Immunstimulatoren (Zytokine) und neue Impfstoffe, die sowohl gegen Gram-negative als auch gegen Gram-positive Erreger wirken, dürften schon bald verfügbar sein.
- Fortschritte dürfte es im Bereich Diagnostik geben. Dank Big Data werden bald Algorithmen Kühe herausfiltern, bevor diese klinische Anzeichen einer Mastitis zeigen. Eine genauere Vorhersage darüber, ob eine Mastitis vorliegt und falls ja, wie dann eine Behandlung erfolgen kann, werden Biomaker ermöglichen (Amyloid A, Haptoglobin, Lactoalbumin, LDH). Nicht mehr lange warten müssen werden wir auf die Zelldifferenzierung. Die Zellzahl setzt sich hauptsächlich aus drei Typen spezialisierter Abwehrzellen zusammen, die unterschiedliche Aufgaben bei der Bekämpfung von Euterentzündungen haben. Je nach deren Anteil lässt sich auf ein akutes Entzündungsgeschehen oder auf einen chronischen Mastitisverlauf rückschließen. Eine bessere Eutergesundheit versprechen zudem u.a. neue Dippmittel zum Zitzenkuppenschutz, Fütterungsergänzer (Immunmodulation) und die Zucht auf Resilienz.
- Mit Hochdruck wird in den Forschungsabteilungen der Pharmaunternehmen an neuen antibiotischen Wirkstoffen geforscht. Im Fokus stehen hier breitere Wirkspektren, kürzere Wartezeiten sowie höhere Wirkraten.
- Ebenso intensiv wird aber auch an Antibiotika-Alternativen wie z.B. Nisin geforscht. Von diesen verspricht sich die Wissenschaft über eine lange Zeit wirksame Behandlung während der Laktation, ohne dass die Milch währenddessen zurückgehalten werden muss (null Tage Wartezeit). Auch antibiotikafreie Trockensteller sollen bald die Zulassung erreichen (Dopamin-Rezeptor-Agonisten). Sowie Immunstimulatoren (Zytokine) und neue Impfstoffe, die sowohl gegen Gram-negative als auch gegen Gram-positive Erreger wirken, dürften schon bald verfügbar sein.
- Fortschritte dürfte es im Bereich Diagnostik geben. Dank Big Data werden bald Algorithmen Kühe herausfiltern, bevor diese klinische Anzeichen einer Mastitis zeigen. Eine genauere Vorhersage darüber, ob eine Mastitis vorliegt und falls ja, wie dann eine Behandlung erfolgen kann, werden Biomaker ermöglichen (Amyloid A, Haptoglobin, Lactoalbumin, LDH). Nicht mehr lange warten müssen werden wir auf die Zelldifferenzierung. Die Zellzahl setzt sich hauptsächlich aus drei Typen spezialisierter Abwehrzellen zusammen, die unterschiedliche Aufgaben bei der Bekämpfung von Euterentzündungen haben. Je nach deren Anteil lässt sich auf ein akutes Entzündungsgeschehen oder auf einen chronischen Mastitisverlauf rückschließen. Eine bessere Eutergesundheit versprechen zudem u.a. neue Dippmittel zum Zitzenkuppenschutz, Fütterungsergänzer (Immunmodulation) und die Zucht auf Resilienz.
Einige Forschungsergebnisse, die vorgestellt wurden, finden Sie auf den folgenden Seiten.
G. Veauthier