Auf Klimaextreme wie Hitzeperioden und Dürren wie im Sommer 2018 werden wir uns in Zukunft einstellen müssen. Auch für Kälber sind diese extremen Temperaturen eine Herausforderung. In der Igluhaltung können Kälber theoretisch zwischen Iglu und Auslauf das für sie angenehmste Klima wählen. Stehen die Iglus jedoch in der prallen Sonne, erlaubt an heißen Sommertagen auch der Gang nach draußen keine Abkühlung.
Wie erkennt man, dass Kälber unter Hitzestress leiden und wie heiß kann es in den Iglus werden? Eine Bachelorarbeit an der Fachhochschule Südwestfalen in Soest ist dieser Frage nachgegangen.
Klimacheck bei 87 Kälbern
Auf sieben Praxisbetrieben wurden in den Sommermonaten Juni bis August 2018 bei 87 Kälbern in Igluhaltung und Außentemperaturen von 26 bis 32,6°C verschiedene Parameter erfasst:
- Der Standplatz von Iglu und Auslauf wurde in Sonne, Halbschatten und Schatten eingeteilt.
- Die Temperatur wurde im Bodenbereich im Inneren des Iglus sowie einen Meter neben dem Kälberiglu gemessen, ebenso wie die Luftfeuchtigkeit und die Windgeschwindigkeit.
- Bei den Kälbern wurde jeweils die rektal gemessene Körpertemperatur sowie die Atemfrequenz über die Atemzüge pro Minute aufgezeichnet.
Die Kälber waren zwischen einem und achtzehn Tage alt und wurden in Einzel- und Doppeliglus verschiedener Hersteller auf Stroh gehalten.
Bis zu 37°Celsius
Die Ergebnisse zeigen, dass Hitzestress auch in der Kälberhaltung eine Rolle spielt. So stiegen die mittleren Innentemperaturen der Iglus mit zunehmender Sonneneinstrahlung an. Die höchste gemessene Temperatur lag sogar bei 37,4°C! Dieses Iglu lag in direkter Sonnenausrichtung. Es macht also Sinn, die Iglus während der Sommermonate mit Schatten zu versehen. Denn: Die Temperaturen innerhalb der im Halbschatten und Schatten liegenden Iglus waren deutlich geringer. Im Schatten wurden im Mittel 25,9°C, im Halbschatten 29,4°C, in Sonnenlage 32,9°C gemessen.
Hohe Luftfeuchtigkeiten und Windstille können die Belastung für die Kälber zusätzlich verstärken. Bei der Untersuchung zeigte sich jedoch, dass die Luftfeuchtigkeit mit zunehmender Sonneneinstrahlung tendenziell abnahm. Sie lag in Iglus in schattigen und halbschattigen Lagen höher als in Iglus in der Sonne. Damit wurde zumindest der Hitzestress durch die ohnehin schon hohen Temperaturen nicht noch weiter unterstüzt. Trotzdem ist diese Situation nicht befriedigend, denn innerhalb keines Iglus wurde eine Windbewegung festgestellt. Tipp: Sind Öffnungen am Iglu vorhanden, sollten Sie diese an heißen Tagen öffnen, um die Luftbewegung im Innenraum zu fördern.
Auf das Kalb hat die Sonneneinstrahlung offenbar ebenfalls einen direkten Einfluss. Bei zehn Kälbern wurde eine erhöhte Temperatur von über 39,5°C festgestellt. Von diesen Kälbern standen acht in Iglus mit direkter Sonnenlage. Auch die Atmung reagierte auf die Hitze. Kälber, deren Iglus direkter Sonneneinstrahlung ausgesetzt waren, wiesen eine erhöhte Atemfrequenz über 50 Atemzüge pro Minute auf. Die fünf Kälber mit den meisten Atemzügen pro Minute (90 bis 110 Atemzüge pro Minute) waren in den der Sonne ausgesetzten Iglus aufgestallt.
Nicht in die pralle Sonne
Die Klimasituation der Kälber sollte immer wieder kontrolliert werden, besonders im Sommer. Dazu eignen sich Atemfrequenz und Körpertemperatur. Zeigen Ihre (gesunden) Kälber Körpertemperaturen von über 39,5°C und Atemfrequenzen von über 50 Atemzügen pro Minute, sollten Sie den Platz des Iglus überdenken.
Fazit: Temperaturen jenseits der 25°C bedeuten für Kälber Hitzestress. An heißen Sommertagen kann deswegen auch das Außenklima eines Kälberiglus zu warm sein. Das gilt besonders dann, wenn die Iglus direkter Sonneneinstrahlung ausgesetzt sind. Mit zunehmendem Schatten sinken Außen- und Innentemperatur eines Iglus wieder ab. Halbschattige Plätze entlang Baum- und Buschreihen sowie unter Überdachungen schaffen Abhilfe. Achten Sie außerdem stets darauf, den Kälbern frisches und kühles Wasser anzubieten. Denn eine ausreichende Wasserversorgung hilft dabei, die Körpertemperatur zu regulieren.