Automatisches Melken muss kein Hinderungsgrund für Weidegang sein. Auch nicht für Vollweide. Wir haben ein System mit einer Drei-Wege-Selektion angeschaut, das die Kühe souverän steuert.
Während Milchkuhhalter mit einem automatischen Melksystem und einer reinen Auslauf-Weide ohne gesteuerte Selektion auskommen können, ist bei einer Halbtagsweide eine automatische Zwei-Wege-Selektion (Zugang Weide oder Rückleitung in Stall) sinnvoll, um die Roboter gleichmäßig auszulasten. Möchte...
Automatisches Melken muss kein Hinderungsgrund für Weidegang sein. Auch nicht für Vollweide. Wir haben ein System mit einer Drei-Wege-Selektion angeschaut, das die Kühe souverän steuert.
Während Milchkuhhalter mit einem automatischen Melksystem und einer reinen Auslauf-Weide ohne gesteuerte Selektion auskommen können, ist bei einer Halbtagsweide eine automatische Zwei-Wege-Selektion (Zugang Weide oder Rückleitung in Stall) sinnvoll, um die Roboter gleichmäßig auszulasten. Möchte man allerdings am AMS mit Vollweide arbeiten, reicht eine Zwei-Wege-Selektion kaum aus. Denn um die Weide hier tatsächlich intensiv zur Futteraufnahme nutzen zu können und gleichzeitig das freiwillige Laufverhalten der Kühe aktiv zu halten, hat sich das Arbeiten mit Mehrweide-Modellen als günstig erwiesen. Dabei werden zwei (AB) bis drei Weiden (ABC) parallel genutzt.
Damit das klappt, müssen die Kühe in drei Richtungen gesteuert werden können: Die Kuh ist nach jeder Melkung auf eine Parzelle mit frisch zugeteiltem Gras zu leiten bzw. bei Melkanrecht zurück in den Stall. Das Wissen über den Zugang zu frischem Gras nach dem Melken motiviert die Kühe so mehrmals pro Tag von der Weide zur Melkbox zu laufen. Wir haben uns ein AB-Modell in der Praxis angeschaut und Tipps vom Betriebsleiter mitgebracht.
Nach Zeit und Melkanrecht gesteuert
Der Betrieb Schwarting-Vos (130 melkende Kühe, 68 ha Weide arrondiert) hat sich für ein AB-Modell entschieden, weil sich die Kühe hier auf Gras als Lockfutter konzentrieren. Das fördert hohe Futteraufnahmen aus der Weide. Um die Kühe zu steuern, wurde eine Drei-Wege-Selektion gebaut. Diese leitet die Kühe je nach Uhrzeit und Melkanrecht in drei Richtungen: Weide A (ab 0.00 Uhr, Melkanrecht 100%); Weide B (ab 10.00 Uhr, Melkanrecht 100%); zurück zum AMS (Melkanrecht 100%; oder gesperrt). Diese manuellen Arbeiten vervollständigen das System:
- 16.00 Uhr: Die letzten Kühe von Weide A holen (zur 2. Melkung) und frisches Gras für den nächsten Morgen zuteilen.
- 19.00 Uhr: Die Kühe durch Vorlegen von Strukturfutter in den Stall locken (zur 3. Melkung).
- 6.00 Uhr: Die letzten Kühe von Weide B holen; frisches Gras für mittags abstecken.
- 16.00 Uhr: Die letzten Kühe von Weide A holen (zur 2. Melkung) und frisches Gras für den nächsten Morgen zuteilen.
- 19.00 Uhr: Die Kühe durch Vorlegen von Strukturfutter in den Stall locken (zur 3. Melkung).
- 6.00 Uhr: Die letzten Kühe von Weide B holen; frisches Gras für mittags abstecken.
Der Betrieb erreicht so heute, nach dem Start der Technik vor drei Monaten und bei 31,0 kg Tagesgemelk, im Herdenmittel 2,6 bis 2,8 Melkungen/Tag. Von den Weiden geholt werden müssen morgens keine und nachmittags max. 10 bis 15 Kühe.
Drei Tipps für die Drei-Wege-Selektion
- Platz: Ob die Selektion am Stall oder am Wegkreuz der Weiden steht, ist egal. Wichtig ist, dass viel Platz für den Kuhverkehr ist. Die Kühe müssen sich ungestört bewegen und die Selektion überblicken können. Die Rückläufe sowie der Zulauf in die Selektionsbox sollten breit und trichterförmig sein, so gehen die Kühe vereinzelt in die Einwegetore.
- Anlernen: Damit das Prinzip funktioniert (= wenig Kühe zum Holen), müssen die Kühe lernen, dass sie sich darauf verlassen können, dass es nach jedem Melken frisches Gras gibt. Heißt: jeden Tag zuteilen. Bei mehr Weiderest eben weniger, aber täglich!
- Unsichtbar: Der Mensch als handelnde Person muss für die Kühe unsichtbar sein. Besonders beim Gras zuteilen! Also erst den Zaun weiterstecken, wenn die Kühe außer Sichtweite sind! Denn verknüpfen die Kühe Mensch und frisches Gras, wird die kontinuierliche Arbeit der Technik im Sinne von „Melken=Gras“ gestört und die Kühe laufen schlechter. Bei mehr Weiderest eben weniger, aber täglich!-kb-
- Platz: Ob die Selektion am Stall oder am Wegkreuz der Weiden steht, ist egal. Wichtig ist, dass viel Platz für den Kuhverkehr ist. Die Kühe müssen sich ungestört bewegen und die Selektion überblicken können. Die Rückläufe sowie der Zulauf in die Selektionsbox sollten breit und trichterförmig sein, so gehen die Kühe vereinzelt in die Einwegetore.
- Anlernen: Damit das Prinzip funktioniert (= wenig Kühe zum Holen), müssen die Kühe lernen, dass sie sich darauf verlassen können, dass es nach jedem Melken frisches Gras gibt. Heißt: jeden Tag zuteilen. Bei mehr Weiderest eben weniger, aber täglich!
- Unsichtbar: Der Mensch als handelnde Person muss für die Kühe unsichtbar sein. Besonders beim Gras zuteilen! Also erst den Zaun weiterstecken, wenn die Kühe außer Sichtweite sind! Denn verknüpfen die Kühe Mensch und frisches Gras, wird die kontinuierliche Arbeit der Technik im Sinne von „Melken=Gras“ gestört und die Kühe laufen schlechter. Bei mehr Weiderest eben weniger, aber täglich!-kb-