Weidegang für Milchkühe ist nicht einfach zu managen und funktioniert nicht an jedem Standort. Warum nehmen Milchkuhhalter die Arbeit dennoch auf sich und welche Strategien verfolgen sie?
Die Kühe sind draußen, sobald das wettertechnisch möglich ist, in der Regel von März bis Oktober. Nachts haben sie freien Zugang, tagsüber baulich bedingt nur teilweise. Vom Frischabkalberstall gibt es keinen Weidezugang. Durch ein spezielles Molkereiprogramm weiden wir die laktierenden Kühe seit...
Weidegang für Milchkühe ist nicht einfach zu managen und funktioniert nicht an jedem Standort. Warum nehmen Milchkuhhalter die Arbeit dennoch auf sich und welche Strategien verfolgen sie?
Die Kühe sind draußen, sobald das wettertechnisch möglich ist, in der Regel von März bis Oktober. Nachts haben sie freien Zugang, tagsüber baulich bedingt nur teilweise. Vom Frischabkalberstall gibt es keinen Weidezugang. Durch ein spezielles Molkereiprogramm weiden wir die laktierenden Kühe seit dem letzten Jahr.
Natürlich bedeutet Weide mehr Arbeitsaufwand. Einen großen Vorteil sehe ich aber in der Klauengesundheit, v.a. Mortellaro. Durch den Weidegang kommen die Klauen immer wieder aus den feuchten Verhältnissen im Stall. Wir möchten die Kühe weiterhin weiden, allein der Anblick von weidenden Kühen spricht dafür.
Unser Herdendurchschnitt liegt derzeit bei 10.800 kg. Jungrinder und Trockensteher werden schon immer auf der Weide gehalten. Jungrinder kommen nach der zweiten TU auf die Weide. Je nach Grasaufwuchs wird mit Grassilage zugefüttert. Alle Jungrinder stammen aus eigener Aufzucht.
Alle Kühe gehen von Mai bis Oktober, je nach Witterung auch früher oder länger, auf die Weide. 20 Stunden pro Tag, sie kommen nur zum Melken rein. Die Weide wird geschlossen, sie können nicht hin- und herlaufen. Weidegang passt zu unserem reinen Grünlandstandort und ist gut für die Gesundheit unserer Kühe.
Intensive Weide ist arbeitsintensiv! Nachteilig sind vor allem schwankende Aufwüchse, Starkregen und Hitze. Wichtig ist es, die Kühe langsam anzuweiden, so bekommen sie keine Stoffwechselprobleme. Die Genetik entscheidet über Leistung, Inhaltsstoffe und hohe Futteraufnahmen, auch bei Weide – die wir beibehalten.
In 2018 lieferten wir 11.447 kg Milch pro Kuh, 300 kg haben wir durch die Hitze verloren. Alle Rinder bzw. Kälber ab vier Monaten kommen auf die Weide. Dabei füttern wir sie ca. bis zum zehnten Lebensmonat täglich mit Kraftfutter und Häckselstroh zu. Es werden keine Tiere zugekauft.
Für die Kurzrasenweide müssen wir so früh anfangen wie möglich. Alle Kühe gehen von Ende März bis Ende Oktober mit Stallzugang auf die Weide. Ende August beginnt die Saisonabkalbung, danach gehen sie nur noch halbtags raus. Wir können über 25 ha am Hof beweiden und verfahren somit nach dem Low-cost-System.
Beweidung mit Milchkühen ist für uns in Bezug auf Tierarztkosten, Maschineneinsatz und Arbeitsaufwand die rentabelste Form der Grünlandnutzung. Wir halten Fleckvieh- und rotbunte Doppelnutzungskühe. Zu große Tiere tun sich schwer, selber Futter zu suchen. Beweidung ist gelebte Öffentlichkeitsarbeit!
Unsere Milchleistung liegt bei rund 7.500 kg ECM. Wir behalten die eigenen Mutterkälber aus der Herbstabkalbung. Im folgenden Frühjahr kommen diese ab Mai auf die Weide, ältere Rinder ab April. In Zukunft möchten wir auch hier Kurzrasenweide ohne Zufütterung versuchen.