Frühgeburten

Vor dem 270. Tag kaum überlebensfähig

Der 270. Trächtigkeitstag scheint entscheidend zu sein: Erst zu diesen Zeitpunkt haben die Feten eine Reife erlangt, so dass sie auch außerhalb der Gebärmutter überleben können. Das zeigt eine sächsische Studie, die 20.000 Kalbungen genauer untersuchte.

In den Beständen wurde eine mittlere Trächtigkeitsdauer von 278 Tagen dokumentiert. Kälber, die vor dem 270. Trächtigkeitstag auf die Welt kamen, hatten allerdings deutlich schlechtere Überlebenschancen. So lagen die Kälberverluste bei Trächtigkeiten von 265-269 Tagen bei 24 %. Zwischen dem 270. bis 274. Tag betrugen die Verluste nur noch 6 %.

Färsen kalben früher

Die Färsen kalbten früher als Mehrlingskühe. Bei den Erstkalbinnen wurden zwischen dem 275. bis 279.Tag die geringsten Kälberverluste registriert und bei Mehrkalbskühen zwischen dem 280.bis 284.Tag. Allerdings reagierten Färsen auch auf eine verlängerte Trächtigkeitsdauer über 290 Tage sehr empfindlich: Die Kälberverluste betrugen vom 291. bis 295. Tag 29 %.

Zwillinge werden 1 Woche früher geboren

Der Anteil an Zwillingsgeburten belief sich insgesamt auf 3,9 %. Färsen hatten nur zu 1 % Mehrlingsgeburten, wohingegen bei Mehrkalbskühen zu 5,7 % Zwillinge vorkamen.
Die Zwillinge wurden rund eine Woche früher geboren als Einlinge (bei Erstkalbinnen: 271 vs. 278 Tage; bei Mehrkalbskühen: 272 vs. 279 Tage).
Der Anteil an Frühgeburten vor dem 270.Trächtigkeitstag lag für Mehrlinge im Schnitt bei 22,4 %, bei Einlingsträchtigkeiten nur zwischen 3,5 und 4 %.

Im Sommer erhöhtes Risiko

Im Sommer ist das Risiko von Frühgeburten höher als in den kalten Monaten. Die Analyse ergab einen höheren Anteil Kalbungen vor dem 270. Trächtigkeitstag von Mai bis September. Grund könnte die Hitzebelastung sein, die die Durchblutung der Plazenta und somit die Sauerstoffversorgung des Fetus herabsetzt.
 
Die Ursachen eines vorzeitigen Trächtigkeitsabbruchs sind vielfältig und zumeist eine Kombination aus infektiösen und nichtinfektiösen Ursachen. Als Risikofaktoren gelten:

  • Unterkondition am Laktationsende
  • Fett-Eiweiß-Quotient 1,1 in der letzten MLP vor dem Trockenstellen
  • Zellgehalt über 400.000 Zellen/ml in der letzten MLP vor dem Trockenstellen
  • Hohe Milchleistung 30 l beim Trockenstellen
  • Hohe Milchleistung in der 1. Laktation (100 Tage: 4.500 kg; 305 Tage: 10.000 kg)

Kühe mit vorzeitigem Trächtigkeitsabbruch wurden später deutlich weniger besamt und wieder trächtig. Außerdem hatten sie eine stark verminderte Milchleistung (-1.440 kg).
  • Unterkondition am Laktationsende
  • Fett-Eiweiß-Quotient 1,1 in der letzten MLP vor dem Trockenstellen
  • Zellgehalt über 400.000 Zellen/ml in der letzten MLP vor dem Trockenstellen
  • Hohe Milchleistung 30 l beim Trockenstellen
  • Hohe Milchleistung in der 1. Laktation (100 Tage: 4.500 kg; 305 Tage: 10.000 kg)

Quelle: Dr. Ilka Steinhöfel, Nicole Nestler, Anke Kießling, Prof. Michael Klunker
Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie, Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden, Interessengemeinschaft der Erzeugerzusammenschlüsse in Sachsen e.V.