Fruchtbarkeit

Zystenkühe dreimal so teuer

Tiere, die wegen Zysten an den Eierstöcken nicht tragend werden, kosten bis zu dreimal so viel wie gesunde Tiere. Ein Fruchtbarkeitsmanagement mit System kann helfen, diese Kühe frühzeitig zu entdecken und den wirtschaftlichen Schaden zu minimieren.

Aktuelle Untersuchungen zeigen, dass bis zu 15 % der Schlachtkühe zystöse Veränderungen an den Eierstöcken haben. Fruchtbarkeitsstörungen gehören zu den bedeutendsten Abgangsursachen bei Kühen.

Laut oder leise?

Es werden verschiedene Arten von Eierstockszysten anhand des Wandaufbaus unterschieden, die dann auch unterschiedliches Verhalten bei den Kühen hervorrufen („laut“ oder „leise“). Das Feststellen des Zystentyps durch eine einzige manuelle Untersuchung ist oft schwierig. Dazu ist es oft nötig, ein Ultraschallgerät hinzuzuziehen. Eine sichere Diagnose ist wichtig für die richtige Hormontherapie. Die dünnwandigen „Follikelzysten“ sind die häufigste Zystenform. Produzieren sie Östrogen (Brunsthormon), sind sie die Ursache für eine klassische „Zystenkuh“ in Dauerbrunst, die nach einiger Zeit durch eingefallene Beckenbänder, Hohlschwanzbildung oder im Extremfall durch einen Scheidenvorfall auffällt.

Die leise" Variante

Auch die dickwandigen, gelbkörpergewebe-enthaltenden Zysten blockieren durch das von ihnen produzierte Progesteron (Gelbkörperhormon) unbemerkt den Zyklus. Diese Art von Zysten ist insofern gefährlich, als dass sie den Augenschein erwecken, tragend zu sein, wenn sie bereits einmal besamt worden sind. Dabei sind sie güst und der Zyklus ist blockiert. So vergeht wertvolle Zeit und Geld in der Laktation verloren. Nicht selten sind dies mehrere Monate oder ein halbes Jahr, bis eine Untersuchung den „Status quo“ ans Tageslicht bringt.

Hormone statt Abdrücken

Das Abdrücken von Eierstockszysten mit der Hand wird kritisch gesehen, vor allem dann, wenn es unter Krafteinwirkung erfolgt, was vor allem bei dickwandigen Eierstockszysten geschieht. Es wird eine Verklebung des Eierstocks mit dem Eileiter riskiert, die häufig eine unfruchtbare Kuh zur Folge hat. Eine bewährte Methode ist z.B. das Einsetzen progesteronhaltiger Präparate in die Scheide der Kuh, die dort für sieben bis maximal zwölf Tage stetig Gelbkörperhormone an die Schleimhaut abgeben und dadurch den Zyklus normalisieren. Wird der Progesteronträger wieder entnommen, läuft ein neuer Zyklus an, Brunst und Eisprung folgen. Das Abdrücken der Zyste ist überflüssig.

24 Stunden vor Entnahme PG

Dagegen verbessert eine Prostaglandininjektion 24 Stunden vor der Entnahme des Progesteronpräparates den Behandlungserfolg. Zeigen sich die Kühe in der folgenden Brunst deutlich, werden sie wie üblich 12 bis 24 Stunden nach Beginn des Duldungsreflexes besamt. Verläuft die Brunst still, sollten sie für einen guten Trächtigkeitserfolg 56 Stunden nach der Entnahme blind besamt werden. Der häufig beobachtete eitrige Ausfluss nach einer vaginalen Progesteronbehandlung ist die Folge einer gereizten Scheidenschleimhaut und hat keine negativen Auswirkungen auf den Besamungserfolg. Nach der Progesteronbehandlung nehmen 84 % der Kühe ihre Zyklustätigkeit wieder auf, wie Untersuchungen zeigen.
Quelle: Dr. Jutta Berger, BLW