Zucht auf Immunität erstmals möglich

Eine neue Technologie erlaubt jetzt die Zucht auf krankheitsresistente Vererber: Dank der Forschungsarbeit an der Universität von Guelph (Kanada) können die Rinderzüchter nun erstmals Bullen mit einem höheren Niveau an Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten auswählen.

Jetzt gibt es ein neues Merkmal, nach dem die Milchviehhalter selektieren können: Immunität. Kern dieses neuen Selektionsverfahrens ist die High Immune Response – Technologie (HIR), die Kühe herausfindet, deren Immunsystem eine unterschiedliche Immunreaktion auf Krankheiten wie Mastitis, Metritis, Ketose, Nachgeburtsverhalten und Paratuberkulose zeigen. Kanadische Forscher haben herausgefunden, dass Kühe mit großer Immunität (HIR) zwei- bis viermal weniger häufig an den genannten Krankheiten erkranken als die Tiere mit normaler Immunreaktion und somit auch weniger Behandlungen benötigen.

10 Prozent der Bullen besitzen Gene für hohe Immunität

Man nimmt an, dass 10 % der Bullen die Gene für hohe Immunität besitzen (HIR). HIR–Tiere zeigen eine wesentlich ausgeglichenere Immunreaktion. Diese wehrt eine große Anzahl von Krankheitserregern von der Kuh ab” – so Dr. Bonnie Mallard, Professorin für Immunogenetik an der Universität von Guelp. Diese selektierten Bullen zeichnen sich durch ein sogenanntes Widerstandsgen aus. Das besondere ist, dass diese Bullen ihre Veranlagung ebenso an ihre Nachkommen weitergeben können wie andere vererbbare Merkmale. Die Erblichkeit des Reaktionsvermögens des Immunsystems ist ähnlich der für Milchproduktion (25 %); sie ist hier wesentlich höher als für die meisten anderen Merkmale, die im Zusammenhang mit der Gesundheit oder Fruchtbarkeit stehen.

Zwei Vererber auf dem Markt, zehn weitere sollen folgen

Als erster (und einziges Rinderzuchtunternehmen) fängt Semex jetzt an, Sperma von Vererbern zu vertreiben, die eine hohe Immunität besitzen. Dies geschieht unter der Marke Immunity+. Zwei geprüfte Vererber, die zu Beginn getestet wurden und das Zeichen Immunity+ erhalten haben, sind R-E-W Seaver and Charpentier LFG Spectrum. Zehn weitere sollen im Dezember 2012 oder Januar 2013 folgen.
Der Test der Tiere findet über einen Zeitraum von zwei Wochen statt. Hierbei werden die Rinder ähnlich wie bei einer Impfung immunisiert, um das Immunsystem zu stimulieren. Dann werden Blutproben genommen und die Hautdicke gemessen. Mittels der patentierten HIR-Technologie wird die Stärke der Immunreaktion bestimmt. Ein Tier muss nur einmal getestet werden, um sein genetisches Niveau der Immunität festzustellen. Laut Semex erlauben die Ergebnisse dem Unternehmen die höchsten Vererber für hohe Immunitätsreaktion (HIR) festzustellen. Kühe und Bullen können getestet werden. Der Test kann in den kommenden zehn Jahren ausschließlich von Semex angewandt werden. Das Unternehmen hat mehrere Hundertausend Dollar in die Forschung investiert – und im Gegenzug dafür die Exklusivität erhalten.
Ein Video des Ontario Vet College finden Sie hier: