Fleckvieh Zuchtwertschätzung April 2012

Winnipeg bekommt Konkurrenz

Die neue Zuchtwertschätzung hat bei den Top-Bullen keine großen Veränderungen gebracht. Wille konnte seine Qualität als Ausnahmebulle nochmals steigern und setzt sich deutlich an der Spitze ab. Allerdings bekommen die Winnipeg-Söhne jetzt Konkurrenz: Vanstein-Söhne überzeugen mit sehr guten Leistungen und können sich im Vorderfeld der Top-Liste platzieren.

In den neuen Top-Listen bekommt Winnipeg jetzt starke Konkurrenz von Vanstein: Einige dieser Randy-Enkel können das hohe Leistungsniveau ihres Vaters bestätigen, wobei die meisten zum jetzigen Zeitpunkt nicht ganz seine Klasse erreichen. Mittlerweile hat Vanstein selbst 40.000 Töchter in der Zuchtwertschätzung, trotzt jeglicher Abschreibung. In fast allen Fleckviehländern Europas sind von ihm Ausnahmekühe auf den Schauen zu bewundern.

Vanadin ist Vansteins Bester

Ein Beweis für die Verlässlichkeit der genomischen Zuchtwerte ist Vanadin, denn bereits als genomischer Jungvererber war er Listenführer. Ihm hat sein Vater Vanstein (MV: Engadin) sehr viele seiner herausragenden Eigenschaften weitergegeben. Allerdings übertrifft er ihn in der Fleischleistung bei Weitem. Das gute Ergebnis wird auch in der Exterieurbewertung seiner Töchter bestätigt, die mit viel Körper und Substanz in den Ställen stehen. Vinzenz (MV: Romel (A)) ist ein neuer Vanstein-Sohn mit besten Exterieureigenschaften, der vor allem tadellose Euter vererbt. Sein Vererbungsprofil ist geprägt durch eine hohe Leistungsvererbung, bei positiven Inhaltsstoffen. Einziger Wermutstropfen ist das schwächere Zellzahlniveau.

Name

Vater

gGZW

Sicherheit gGZW

Station

Vanadin

Vanstein

145

78 %

Höchstädt/CRV

Vinzenz

Vanstein

130

80 %

Hohenzell

Busserl

Bosbo

127

83 %

Marktredwitz/Neustadt

Hedy*TA

Herich

126

84 %

Rinderunion BW

Pasion

Planner

124

81 %

Bayern Genetik/Bauer

Durch Busserl wird die fast schon ausgestorbene Linie Bali beim Fleckvieh fortgesetzt. Seine Töchter haben sehr korrekte Fundamente und glänzen mit hohem Milchfluss. Busserl sollte nicht auf euterschwache Kühe angepaart werden. Hedy*TA konnte sich in dieser Schätzung in die Liste der hochinteressanten Bullen schieben, da nur wenige Herich-Söhne ein gutes Prüfergebnis vorweisen können. Die Anpaarung sollte auf substanzvolle Kühe erfolgen, mit Schwächen im Fundament und Euter. Die väterliche Abstammung von Pasion kann als Outcross bezeichnet werden. Linie Platon ist nur noch extrem selten in der Population vertreten. Das Exterieurprofil ist nahezu perfekt. Er kann somit nahezu in fast allen Fällen als Exterieurverbesserer eingesetzt werden.

Winnipegs Söhne legen kräftig zu

Neue Söhne von Winnipeg haben sich diesmal nicht in den Vordergrund schieben können. Allerdings ist der Aufwärtstrend der „alten“ auch diesmal nicht zu stoppen. Mit deutlichem Abstand führt Wille die Fleckviehliste an, so dass spätestens jetzt die vielen Anfragen bezüglich Samenportionen nicht alle bedient werden können. Er ist ein Ausnahmebulle, wie es ihn nur selten in der Fleckviehzucht gibt. Winnlang  ist der Winnipeg-Sohn mit der größten Entwicklung. Gute Leistungen in der zweiten Laktation und ein ausgezeichnetes Persistenzverhalten haben diesen Trend bewirkt. In der Melkbarkeit ist er allerdings grenzwertig. Rum, der Rumba-Sohn, wurde fleckviehweit in der gezielten Paarung eingesetzt. Seine neuen Töchter aus dem Zweiteinsatz haben zur zweiten Laktation ein tolles Steigerungsvermögen. Außerdem beweisen sie eine lange Nutzungsdauer.

Name

Vater

gGZW

Veränderung

Organisation

Winnlang

Winnipeg

127

+6

Rinderunion BW

Rum

Rumba

126

+4

Genostar

Waldbrand

Winnipeg

142

+3

Bayern Genetik/Bauer

Wifiz

Winnipeg

135

+3

Rinderunion BW

Ralmesbach PS

Ramhorn

128

+3

Neustadt A./Marktredwitz

Auf hohem Niveau haben die Töchter von Waldbrand nochmal zugelegt und empfehlen sich mit einer flachen Laktationskurve. Der hohe Eiweißgehalt hat sich auch in den Laktationsleistungen bestätigt. Wifiz ist ein extremer Sohn von Winnipeg: Mit 148 in der Fitness ist er unerreicht. Bei den Milchmerkmalen liegt der Schwerpunkt eindeutig auf dem Eiweißgehalt. In der  Melkbarkeit konnte er sich um 4 Punkte verbessern. Der ZW von 90 in diesem Merkmal sollte aber beachtet werden. Kein anderer hat die Hornloszucht beim Fleckvieh so geprägt, wie Ralmesbach PS! Gute Steigerungen in den Laktationen seiner Töchter aus dem Zweiteinsatz steigern seinen ZW für Milchmenge auf aktuell 1.300 Kg. Das ist ein Spitzenniveau in der Population.
Spreu und Weizen
Vor allem bei den Winnipeg- Söhnen trennt sich diesmal die Spreu vom Weizen. Bei den meisten sind genügend Töchterleistungen vorhanden, so dass sich der Zuchtwert aufgrund der Ergebnisse aus der Leistungsprüfung jetzt mit einer größeren Sicherheit heraus kristallisiert. Die hohe Vorschätzung aufgrund des Pedigrees wird überlagert. Die Winnipeg-Söhne konnten das Leistungsniveau nicht bestätigen und verlieren zwischen 200 und 250 kg im Zuchtwert für Milchmenge. Winsler, noch im Dezember der beste Winnipeg-Sohn, konnte die Vorschusslorbeeren nicht bestätigen. Obwohl er damals schon unter den geprüften Vererbern aufgeführt wurde, war dieser Status mit nur 22 Töchter mit durchschnittlich zwei Probemelkergebnissen nur schwach abgesichert. Er muss deutliche Abstriche in der Zellzahl hinnehmen. Gleiches gilt auch für Mark. Wipeg wurde laut Station Hohenzell wieder aus der Ausgabe genommen.

Name

Vater

gGZW

Veränderung

Organisation

Mark

Mandl

121

-9

Höchstädt

Winergy

Winnipeg

122

-8

Höchstädt

Wipeg

Winnipeg

132

-8

Hohenzell

William

Winnipeg

127

-7

Bayern Genetik/Bauer

Winsler

Winnipeg

135

-7

Bauer/Bayern Genetik

Stabilität ist gefragt
Unter den bekannten Bullenvätern der letzten Monate hat sich das hohe Niveau weitgehend stabilisiert. Rureif konnte das ausgeglichene Vererbungsbild auch mit seinen Töchtern aus dem Zweiteinsatz bestätigen. Milch, Fleisch und Fitness bleiben auf hohem Niveau. Die schwächere Fundamentvererbung schadet einer langen Nutzungsdauer nicht. Punkten kann er mit einem hohen Eiweißgehalt. Rumgo bestätigt die lange Lebensdauer der Rumba-Nachkommen. Auch als 10-jähriger Bulle ist er bei den Fleckviehbetrieben sehr beliebt und gilt als ausgesprochener Leichtkalbestier. Die ordentliche Exterieurbewertung beruht zwischenzeitlich auf 200 Töchtern.

Name

Vater

gGZW

Station

Rureif

Rumba

136

CRV

Rumgo

Rumba

136

Genostar

Imposium

Regio

129

Neustadt

Ralmesbach PS

Ramhorn

128

Marktredwitz/Neustadt

Huascaran

Humid

127

Bauer/Bayern Genetik


Imposium ist ein Bulle, der in keiner Eigenschaft extrem vererbt. Dies ist meist Voraussetzung für einen erfolgreichen, langjährigen Einsatz. Vor allem wegen seiner Ausgeglichenheit und seinem guten Eiweißgehalt eignet er sich als Kreuzungspartner in der Holsteinzucht.
Ralmesbach PS steckt in fast 50 % der aktuell verfügbaren Hornlosbullen, auch sehr häufig auf der Mutterseite. Er vererbt sehr unauffällige Kühe mit guter Leistungssicherheit. Einziger Schwachpunkt ist die Euterqualität und soll bei der Anpaarung berücksichtigt werden.
Huascaran hat sich als bester Humid-Sohn bestätigt. Das tolle Exterieurprofil zeigt sich aus den Ergebnissen des Zweiteinsatzes. Vor allem bei den Kalbeeigenschaften bringt er viel Funktionalität: Sowohl auf der paternalen als auch auf der maternalen Komponente ist sein Einsatz empfehlenswert. Diese Kombination zeigen nur wenige Bullen.

TOP-5 der genomischen Jungvererber (= GJV)

Die neue Top-Liste  umfasst 91 Bullen. Dabei besitzen sieben interessante GJV das Gen für Hornlosigkeit. Die Stationen spielen ihre neuen Trümpfe aus, wobei 14 Namen unter den TOP-20  enthalten sind, die in der alten Liste noch nicht erschienen sind. Der sicherlich bekannteste ist Everest und er ist nicht zuletzt wegen seines bisher einmaligen Steigerungspreises von 80.000 € weit über die bayerischen Grenzen hinaus bekannt. Nach der neuen Kalibrierung konnte er seinen hohen Zuchtwert sogar noch etwas verbessern. Vlax punktet vor allem mit extremer Fitness, was bei seiner Abstammungskombination Rumgo aus Gebalot nicht überrascht. Iwinn profitiert vom gestiegenen GZW seines Vaters. In der Milchmenge liegt sein genomischer Zuchtwert auf extrem hohem Niveau. Reumut ist der einzige Raufbold-Sohn und übertrifft den Euterzuchtwert seines Vaters um 24 Punkte. Morpheus geht über Malibu auf Malefiz zurück und steht auch deshalb für eine starke Doppelnutzung. Die Kombination mit Ruap ergänzt ergänzt die Leistungeigenschaften mit guten Fitnesswerten.

Name

Vater

gGZW

Sicherheit gGZW

Station

Everest

Ermut

145

67 %

Höchstädt

Vlax

Rumgo

143

63 %

Marktredwitz

Iwinn

Resolut

141

66 %

Rinderunion BW

Reumut

Raufbold

140

68 %

Bayern-Genetik

Morpheus

Malibu

139

70 %

Höchstädt

Zur aktuellen Schätzung wurden beim Exterieur zwei Umstellungen vorgenommen: Zum einen wurde auf die 100-Punkte-Skala umgestellt und zum anderen wurden die tschechischen Daten einbezogen. Beide Neuerungen haben einen reibungslosen Übergang bewirkt und sich nicht auf die Stabilität der Exterieurzuchtwerte ausgewirkt. Mit der Integration von weiteren 140.000 Herbuchkühen aus unserem Nachbarland in die gemeinsame Zuchtwertschätzung wird Fleckvieh weiter an Fahrt gewinnen.
Die bunte Liste April 2012 können Sie hier
Quelle: Bernhard Luntz, LfL Tierzucht Grub