Weniger Stress beim Absetzen von Kälbern

Paarweises Aufstallen und schrittweise Milchreduktion sind nur zwei Maßnahmen, um Kälber erfolgreich abzusetzen. Was man noch tun kann, um den Kälbern das Absetzen zu erleichtern, erklärt Whitney Knauer von der Universität in Minnesota.

Das Absetzen ist die wichtigste Umstellungsphase im Leben eines Kalbes. Für das Kalb bedeutet diese Phase vor allem Stress aufgrund der Ernährungsumstellung. Neben der Gewöhnung an Festfutter müssen sie sich meist auch an die Gruppenhaltung gewöhnen, da zum Absetzen häufig auch der Wechsel in eine Kälbergruppe erfolgt. Da das Immunsystem von Kälbern erst nach fünf bis acht Monaten voll entwickelt ist, ist die Kälbergesundheit während dieses Zeitraums besonders wichtig. Um den Stress für die Kälber beim Absetzen so gering wie möglich zu halten, empfiehlt Tierärztin Whitney Knauer von der tierärztlichen Abteilung der Universität in Minnesota vier Maßnahmen.

1. Schrittweise die Milch reduzieren

Viele Studien weisen darauf hin, dass ein schrittweises Absetzen von Vorteil ist, besonders, wenn große Mengen an Milch gefüttert werden. Im Vergleich vom plötzlichen Absetzen (Milchentzug ab dem 48. Lebenstag) mit einer 12-tägigen Absetzphase (Halbierung des Milchangebots zwischen dem 36. und 48. Lebenstag) zeigten die stufenweise abgesetzten Kälber bessere Aufnahmen von Starterfutter und damit verbunden ein besseres Wachstum direkt nach dem Absetzen. So kann ein „Wachstumsloch“ nach dem Absetzen reduziert oder sogar verhindert werden. Tierärztin Knauer empfiehlt, die angebotene Milch am ersten Tag der Absetzphase um 50 % zu reduzieren und nur einmal täglich anzubieten. Zur Tageszeit, an der die Milch dann wegfällt, kann man Wasser und Starter anbieten, da die Kälber zu dieser Zeit aktiv sind und auf die Milch warten.

2. Kälber paarweise in die Iglus

Eine wachsende Anzahl an Studien der Universität zu British Columbia kann Vorteile von Doppelhaltung von Kälbern vor dem Absetzen nachweisen. Demnach haben Kälber, die zu zweit in einem Kälberiglu aufgewachsen sind, im Vergleich zu Kälbern aus Einzeliglus soziale und kognitive Vorteile. Kälber aus Zweiergruppen fressen mehr Starter und weisen bessere Zuwächse nach der Absetzphase auf. Gründe dafür sind wahrscheinlich ein gegenseitiges Lernen oder auch der Wettbewerb um Futter. Trotz der Vorteile muss bei Doppelhaltung darauf geachtet werden, dass die Kälber noch genug Platz haben. Zwei Kälber in ein Einzeliglu zu stellen, reicht nicht aus.

3. Mit dem Umstallen warten

Auf den meisten Milchkuhbetrieben hängt die Belegung der Kälberiglus davon ab, wie viele Kälberiglus zur Verfügung stehen. Wenn ausreichend Kälberiglus vorhanden sind, kann es Sinn machen, mit der Umgruppierung nach dem Absetzen noch zu warten. Damit setzt man Kälbern nicht gleichzeitig zwei Stressfaktoren, Futterumstellung und Neugruppierung, aus. Kälber, die nach dem Absetzen noch eine bis zwei Wochen zu zweit in einem gemeinsamen Iglu gehalten werden, haben besseren Zugang zu Futter und Wasser als in einer Gruppe und haben somit bessere Wachstumschancen. Jedoch sind die Effekte zum sofortigen Umstallen nach dem Absetzen ähnlich. In jedem Fall sind für die Kälber eine saubere, komfortable und gut belüftete Umgebung woichtig sowie leicht zugängliches Wasser und Futter.

4. Viel Platz anbieten

Nach der Neugruppierung sollten sechs bis acht Kälber in einer Gruppe aufgestallt werden. Knauer empfiehlt pro Kalb mindestens 2,8 m2 Platz sowie eine dichte Einstreuschicht. Wasser und Starter sollten verfügbar sein und pro Kalb ein etwa 45 cm breiter Fressplatz vorhanden sein. Zu Beginn kann es helfen, den Starter innerhalb der Gruppe zu platzieren, da einige Kälber sich anfangs noch fürchten, den Kopf durch ein Gitter zustecken.
Innerhalb einer Kälbergruppe sollte der Altersunterschied nicht größer als vier Wochen sein. Damit wird verhindert, dass die älteren Kälber die jüngeren vom Fressplatz verdrängen. Während der Aufzucht sollte die Anzahl der Umgruppierungen und Umstallungen so gering wie möglich gehalten werden. Denn jedes Mal, wenn eine Gruppe neu zusammengestellt wird, bedeutet das Stress für die Tiere. Das kann das Immunsystem schwächen und zu Krankheiten führen. Wenn Färsen hingegen immer mit ihnen bekannten Färsen umgestallt werden, sind sie weniger gestresst.
Fazit: Das Absetzen ist eine stressige Zeit für Kälber. Wenn jedoch dieser Übergang gut gemanagt wird, können Milcherzeuger von gesunden und gut gewachsenen Tieren profitieren.
Quelle: Hoard's Dairyman