Sortenwahl

Welchen Mais braucht die Kuh?

Maissilage ist ein wichtiger Bestandteil in vielen Milchkuhrationen. Nicht jeder Landwirt wählt die gleiche Maissorte. Ob vermehrt auf stärkereiche Maissorten oder mehr in Richtung hohe Zellwandverdaulichkeit gesetzt werden sollte, entscheidet u.a. der Grassilageanteil in der Ration.

Stärke ist ein zu fast 100 % verdaulicher Nährstoff. Eigentlich könnte man daraus schlussfolgern, dass sehr stärkereiche Maissorten immer höherverdaulich und damit energiereicher sein müssen als Sorten mit einem geringeren Stärkegehalt. Dem ist aber nicht so! Die Verdaulichkeit einer Maissilage wird vielmehr durch die Abbaubarkeit der Zellwandbestandteile bestimmt. Diese Zellwände befinden sich weitgehend in der Restpflanze – und hier gibt es große sortenabhängige Unterschiede.
Das Merkmal ELOS (enzymlösliche organische Substanz) beschreibt die Verdaulichkeit der Maissilage und folglich auch die Verdaulichkeit der Zellwände. Ein Beispiel:
Zwei Maissorten A und B haben denselben ELOS-Wert und damit letztlich den gleichen Energiegehalt. Allerdings unterscheidet die beiden Sorten der Stärkegehalt. Sorte A weist mit 37 % i.d.TM einen deutlich höheren Stärkegehalt auf als Sorte B mit nur 32 % i.d.TM. Da aber bei Sorte B trotz des niedrigeren Stärkegehaltes ein gleich hoher Energiegehalt analysiert wird, bedeutet das, dass deren Zellwände höher verdaulich sind als die der Sorte A. So macht Sorte B den geringeren Stärkegehalt gegenüber der Sorte A durch eine höher verdauliche Zellwand wieder wett.
Beide Sorten finden ihren Einsatz in der Milchkuhkfüttung: Sorte A eher in einer grasbetonten Ration, um hier möglichst viel Maisstärke hinein zubekommen. Die stärkeärmere Sorte B mit der höheren Zellwandverdaulichkeit in maisreichen Rationen, die ohnehin schon viel Stärke enthält.

Fazit:

Je größer der Grassilageanteil in der Ration ist, desto mehr sollte der Einsatz von besonders stärkereichen Maissorten favorisiert werden. Besteht aber die Grobfutterration bereits zu ca. 70 % oder mehr aus Maissilage, sind eher die stärkeärmeren Sorten zu bevorzugen. Hier rückt das Merkmal „hohe Zellwandverdaulichkeit“ stärker in den Mittelpunkt, um die Überschreitung des maximalen Stärkegehaltes der Gesamtration zu verhindern.
 
 
 
Quelle: Dr. Katrin Mahlkow-Nerge, LWK Schleswig-Holstein