Kreuzungzucht

Vorteile in Fruchtbarkeit und Eutergesundheit

Immer mehr Milchviehhalter beklagen den mangelnden Fortschritt in puncto Fitness und Tiergesundheit in der Holstein-Friesian-Zucht. Eine mögliche Alternative biete die Einkreuzung von Fleckvieh. Wie sich das auf Milchleistung, Fruchtbarkeit und Eutergesundheit auswirkt, hat Daniel Baaden in seiner Bachelorarbeit an der Fachhochschule Südwestfalen in Soest untersucht.

In diese Praxisstudie wurden 298 Kühe auf elf nordrein-westfälischen Milchviehbetrieben einbezogen. Zum besseren Vergleich wurden betriebsintern Passerpaare gebildet, aus jeweils einer HF-Kuh und einer etwa gleichaltrigen F1-Kreuzung aus einer Holsteinkuh und einem Fleckviehbullen. Bei allen Paaren wurden Milchmenge, Milchinhaltsstoffe, Besamungsindex, Zwischenkalbezeit und Zellzahl verglichen.

Geringere Milchmenge bei höheren Inhaltsstoffen

In puncto Milchleistung lagen die Holsteinkühe mit einem Plus von 240 kg in der 305-Tage-Leistung leicht vor den Kreuzungstieren. Besonders in der ersten Laktation waren die HF-Kühe den Kreuzungen um 772 kg Milch deutlich überlegen, auch in der 4. Laktation konnten sie 50 kg mehr Milch geben. In der zweiten und dritten Laktation, konnten allerdings die Kreuzungstiere höhere Milchleistungen aufwiesen.  Im Schnitt haben sie hier 126 kg bzw. 32 kg Milch mehr erzeugt. Lag der Fettgehalt mit 4,06 bzw. 4,07 % in beiden Gruppen gleich auf, so sind die Unterschiede im Eiweiß deutlich: Hier lagen die Kreuzungskühe mit 3,47 %  um durchschnittlich 0,06 % höher als die reinrassigen HF-Kühe, die einen Eiweißgehalt von nur 3,41 % erreichen konnten.

Deutliche Vorteile bei Fruchtbarkeit und Eutergesundheit

Zur Beurteilung der Eutergesundheit wurden die Zellzahlen der einzelnen Tiere miteinander verglichen. Dabei wurde deutlich, dass die Kreuzungskühe mit durchschnittlich 123.500 Zellen pro ml Milch rund 75.000 Zellen weniger aufweisen als ihre reinrassigen Herdengenossinen. Das ist ein deutliches Indiz für eine bessere Eutergesundheit der Kreuzungen.
 
Vergleicht man die Fruchtbarkeitsleistungen, kann man eindeutige Tendenzen feststellten. Die reinrassigen HF-Kühe brauchten im Schnitt fast eine Besamung mehr um tragend zu werden. Der Besamungsindex bei den Holsteinkühen lag bei 2,68, bei den Kreuzungen hingegen nur bei 1,75. Das spielgelt sich auch bei der Zwischenkalbezeit wider.  Die Kreuzungstiere konnten hier mit durchschnittlich 388 Tagen gegenüber den HF-Kühen punkten, die 430 Tage benötigten.

Fleisch als zusätzliche Einnahmequelle

Die Schlachtleistungen der beiden Gruppen konnten im Rahmen dieser Studie leider nicht verglichen werden. Es ist jedoch anzunehmen, dass die deutlich besser bemuskelten Kreuzungstiere von den Doppelnutzungseigenschaften des Fleckviehs profitieren können. Höhere Altkuh- und Kälbererlöse sind daher anzunehmen.
Fazit:
Die reinrassigen HF-Kühe konnten zwar mit einer höheren Milchleistung punkten, lagen aber in der Fruchtbarkeit, Eutergesundheit und bei den Milchinhaltsstoffen deutlich hinter den Leistungen ihren gekreuzten Herdengenossinen. Kreuzungstiere bieten außerdem weitere Einnahmen durch den Fleischerlös, den die Doppelnutzungseigenschaften des Fleckviehs bringen.
 
Quelle: Daniel Baaden, Fachhochschule Südwestfalen Soest

Anmerkung:

Dass sich F1-Kreuzungen in der Praxis gut präsentieren wurde bereits in einer Vielzahl von Studien belegt (z.B. Kreuzungen mit starken Inhaltsstoffen ). Der Knackpunkt der Kreuzungszucht liegt jedoch in den nachfolgenden Generationen und ist abhängig davon, welchen Weg man einschlagen möchte. Es gibt die Möglichkeit einer Verdrängungskreuzung, einer Rückkreuzung und auch einer 3-Rassen-Kreuzung. An dieser Stelle wären weitere Studien wünschenswert.