Vom Abgeben und neu Anfangen

Die Hofübergabe ist eine der großen Herausforderungen auf einem Milchkuhbetrieb. Innerhalb einer Familie kommt es bei Hofübergaben nicht selten zu Spannungen. Aber ist es einfacher, einen Milchkuhbetrieb von fremden Personen zu übernehmen? Wie sieht es aus, wenn der Betrieb an „Fremde“ geht? Denn fehlen auf einem Milchkuhbetrieb die Nachfolger, weil es keine Kinder gibt oder diese einen anderen Weg als die Landwirtschaft einschlagen, bedeutet das nicht zwangsläufig das Aus für die Milchproduktion. Mit einer familienfremden Hofübergabe können Landwirte ohne Nachfolger die Zukunft ihres Betriebs sichern. Zudem erhalten so junge Landwirte ohne eigenen Betrieb in der Familie die Chance auf eine Zukunft auf dem eigenen Hof.

Auf einmal verantwortlich

Diese Chance haben auch Martin und Simone Leiprecht ergriffen. Vor 15 Jahren übernahmen sie einen Milchkuhbetrieb von einem kinderlosen Ehepaar in Schwäbisch Gmünd. Den Betrieb haben sie mit 24 Fleckvieh-Kühen und 200 Legehennen übernommen. Mittlerweile melken sie eine bunt gemixte Herde mit 100 Milchkühen verschiedener Rassen und vermarkten einen Teil der Milch und die Eier der nun 1.200 Hühner direkt ab Hof.
Simone und Martin Leiprecht stammen beide selbst von einem landwirtschaftlichen Betrieb. „Trotzdem war die erste Zeit sehr aufregend“, erinnert sich Martin Leiprecht. Er hatte bereits zuvor auf verschiedenen Betrieben als Betriebshelfer gearbeitet. „Jeder organisiert sich vollkommen anders und das ist als Betriebshelfer für ein paar Wochen auch in Ordnung so. Dann macht man das so, wie der Landwirt das gerne hat.“ Ganz anders das Gefühl, wenn man den Hof selber bewirtschaftet: „Wenn man neu ankommt, kennt man keine Fläche und hat keinen Überblick, da muss man sich erst einmal zurechtfinden.“
Das ganze Interview können Sie in der neuen Ausgabe der Elite Impulse hören oder im Anschluss an diesen Artikel direkt und ohne Anmelden anhören (Audio-Datei befindet sich unterhalb dieses Artikels).

Altenteiler im Ruhestand

Auch für den scheidenden Betriebsleiter kann die Übergabe eine große emotionale Herausforderung sein. Linda und Friedrich Meppen aus Ostfriesland haben in unserer Podcast-Folge "Ist das jetzt Urlaub?" erzählt, wie es sich anfühlt, die Verantwortung für die Kühe nach 40 Jahren abzugeben. „Das ist sehr emotional und auch schmerzhaft, aber da muss man durch“, sagt Linda Meppen. Vor zwei Jahren haben sie und ihr Mann Friedrich den Familienbetrieb verlassen und sind in den Altenteiler gezogen – im Nachbardorf.

Die Verantwortung für die knapp 90 Milchkühe auf dem Betrieb in Ostfriesland trägt nun der Sohn Fraederk. „Das ist auch gut so“, sagt Friedrich Meppen. Er ist der Meinung, dass man mehr davon hat, wenn man das Erbe rechtzeitig verteilt und sich an den Erfolgen der motivierten und anpackenden Nachfolgern erfreuen kann. Was sich junge Hofnachfolger für ihre Zukunft wünschen, lesen Sie im Elite-Brennpunkt Was wir uns wünschen".
Der Tipp der beiden für ihre Berufskollegen, die die Hofübergabe noch vor sich haben: Nicht aufhören, miteinander zu sprechen und auch ansprechen, wenn es mal nicht gut läuft. Wie Familie Meppen die Hofübergabe gemeistert hat, lesen Sie außerdem im Beitrag Ohne Krach geht es nicht" (Elite 1/19).

Der Elite-Podast: Hören statt lesen In unserem Podcast nehmen wir Sie mit zu spannenden Menschen aus der Milchwirtschaft. Wir sprechen mit Leuten, deren Alltag vielen meist fremd ist. Als Podcast können Sie die Geschichten überall mit hinnehmen – ob im Auto, auf dem Trecker oder beim Fegen des Hofes – Sie haben die Hände frei und können sich trotzdem kurzweilig unterhalten lassen! Wie Sie den Podcast auch mobil verfügbar machen, lesen Sie hier. Der Elite-Podcast wird moderiert von Christian Völkner, bekannt vom Podcast Kuhverstand. Weitere Infos und Angebote gibt es auf www.kuhverstand.de.

Langeweile wegen Corona? Nicht mit uns!

Erleben Sie in unserer Podcast-Reihe viele Geschichten von verschiedenen Menschen aus der Milchkuhbranche. Als Podcast können Sie die Geschichten überall mit hinnehmen – ob im Auto, auf dem Trecker oder beim Fegen des Hofes – Sie haben die Hände frei und können sich trotzdem kurzweilig unterhalten lassen! Hören Sie, was die Menschen in der Branche bewegt und wie Sie die Herausforderungen im Alltag mit Kühen meistern. Die bisherigen Folgen:

• Über 19kg Lebenstagsleistung: Alte Kühe mit hohen Leistungen
• Ausländische Mitarbeiter auf dem Milchkuhbetrieb: Die Arbeitsbedingungen zählen
• Aus dem Alltag eines Besamungstechnikers: 2.000 Besamungen pro Jahr
• Schicksalsschläge überwinden: Nach BHV1 neu anfangen
• Antworten einer Fütterungsberaterin: "Wie ehrlich dürfen Sie beraten?"
• Vom Modefotograf zum Biobauern: Zwischen Kamera und Kuhstall
• Familienbetriebe in der Krise: Schweigen ist kein Lösung
• Was nach der Hofabgabe kommt: "Ist das jetzt Urlaub?"
• Ein niederländischer Zuchtberater in Deutschland: Unterwegs in drei Milchwelten

Die aktuelle Folge Ein Hof aus fremden Händen" können Sie direkt hier und ohne anmelden hören: