AMI-Milchpreisvergleich 2016

Zwei Cent mehr im Süden

Das Jahr 2016 werden die deutschen Milchviehhalter noch lange im Gedächtnis behalten, denn im Sommer fielen die Erzeugerpreise auf ihre historischen Tiefststände. Nur einer einzigen Molkerei gelang es, ihre Auszahlungsleistung im vergangenen Jahr anzuheben.

Im Jahr 2016 mussten im gesamten Bundesgebiet bis auf ein Unternehmen, alle Molkereien ihre Auszahlungsleistung deutlich absenken. Der AMI-Milchpreisvergleichspreis gab im zweiten Jahr in Folge nach, in 2016 um 2,6 Ct, und pendelte sich im Bundesmittel bei 26,80 Ct/kg ein. Damit wurde seit der Jahrtausendwende das zweitschlechteste Ergebnis verbucht.
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(Bildquelle: Elite Magazin)

Ursache für den Preisverfall in den vergangenen zwei Jahren war das weltweit gestiegene Rohstoffaufkommen bei einer gleichzeitig nur gedämpft steigenden Nachfrage nach Milchprodukten. Der dadurch entstandene Angebotsüberhang drückte eine Verwertung nach der anderen in die Knie. Als Reaktion auf die niedrigen Verkaufserlöse begannen die Milchfarmer in Ozeanien bereits im Winter 2015/16 ihre Kuhbestände abzubauen. In der EU sank das Rohstoffaufkommen erst ab Juni unter die Vorjahreslinie. Neben der geringeren Milchmenge sorgten u.a. auch das Aufkaufprogramm der EU sowie umfangreiche Interventionsmaßnahmen der EU dann letztlich für eine Preiserholung am Milchmarkt.

Süden weiter an der Spitze

In Deutschland wurden in 2016 die höchsten Milchpreise in den beiden süddeutschen Bundesländern Baden-Württemberg (28,58 Ct) und Bayern (28,39 Ct), ausgezahlt. Auf Platz 3 folgte die Region Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland. Den größten Sprung nach oben machte Schleswig-Holstein. Infolge der Preisrallye in der zweiten Jahreshälfte haben sich die Meiereien im hohen Norden vom letzten auf den siebten Platz vorgearbeitet. Der Abstand zwischen der am höchsten und am niedrigsten auszahlenden Region betrug in 2016 rund 2,85 Ct.
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(Bildquelle: Elite Magazin)

Auf den ersten 25 Plätzen der Auszahlungs-Hitliste finden sich mit Ausnahme der Milchverwaltung FrieslandCampina Germany GmbH (Köln) ausschließlich Molkereien aus Baden-Württemberg oder Bayern.
Bundesweit am besten ausbezahlt hat die vergleichsweise kleine Milchzentrale Nordbaden GmbH (Weinheim). Sie hat als einzige ihre Auszahlungsleistung im vergangenen Jahr anheben können.
Unter den Top 5 befinden sich zudem noch die Milchwerke Schwaben (Platz 3), gefolgt von OMIRA Oberland-Milchverwertungs GmbH (nur Alpenmilchregion!!). Auf Platz 5 reihte sich die zur niederländischen Genossenschaft FrieslandCampina gehörende Milchwirtschaftliche-Beteiligungs-AG in Heilbronn ein.

FrieslandCampina Spitzenreiter im Westen

Den höchsten Preisrückgang mussten die Milchviehhalter in den westlichen Teilen der Republik hinnehmen. Dabei fiel dieser mit einem Minus von 3,0 Ct auf 26,37 Ct/kg in Nordrhein-Westfalen etwas schwächer aus als in Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland mit 3,8 Ct (26,91 Ct/kg).
Im Westen ist FrieslandCampina weiterhin unangefochten der Spitzenreiter. An zweiter Stelle folgt mit der MUH Arla eG ebenfalls ein internationaler Großkonzern. Auf dem 3. Platz in 2016 findet sich die Hochwald Milch eG wieder.

Im Osten kleine Molkereien vorn

In den vier der Region Ost zugeordneten Bundesländern erhielten Großbetriebe mit einer Anlieferung von mindestens 4.000 t im Jahr nur 26,68 Ct/kg ausbezahlt. Innerhalb der Region haben sich die Milchviehhalter aus Sachsen-Anhalt noch am besten geschlagen (26,46 bis 26,95 Ct/kg). Unter den in der Region ansässigen Molkereien beziehungsweise Liefergruppen waren es die mengenmäßig eher kleineren Unternehmen, die die höchsten Preise zahlten. Hierzu zählen die Käserei Altenburger Land GmbH sowie die zur BMI-Gruppe gehörenden Milchwerke Mainfranken aus Obermaßfeld (ab 2.000 t Milch je über 28,0 Ct/kg). Zum Vergleich: Die Sachsenmilch (Molkerei Alois Müller GmbH & Co. KG in Leppersdorf) zahlte bei4.000 t Jahresproduktion „nur“ 26,59 Ct/kg aus.

Arla im Norden 2,17 Ct vor DMK

Im hohen Norden Deutschlands fiel das Minus im vergangenen Jahr mit 2,1 Ct im Vergleich aller Regionen am geringsten aus. Allerdings hatten die dort ansässigen Milchviehhalter die beiden Jahre zuvor bereits die höchsten Einbußen hinnehmen müssen. Für die drei Küstenländer errechnet sich für 2016 ein durchschnittlicher Vergleichspreis von 25,97 Ct/kg. Die skandinavische Hansa Arla eG zahlte einschließlich der individuellen Konsolidierung mit 28,14 Ct/kg im Norden den höchsten Preis. Das war auch im bundesweiten Vergleich überdurchschnittlich. Deutschlands größte Molkerei, die Deutsches Milchkontor eG (DMK), schaffte dies auch im vergangenen Jahr nicht. Mit 25,19 Ct/kg fanden sich ihre Lieferanten im unteren Tabellenteil wieder.
Ursache für das zeitlich teilweise verzögerte Auf und Ab der Milchpreise sind die verschiedenen Verwertungsschwerpunkte in den Regionen. Üblicherweise sind es die Spotmärkte, die als erstes auf Marktänderungen reagieren. So war die Erholung am Milchmarkt im vergangenen Jahr auch als erstes in jenen Regionen bzw. bei jenen Unternehmen spürbar, die hauptsächlich im kurzfristigen Geschäfte am Rohstoffmarkt oder bei Butter und Käse aktiv sind. Wer viele langfristige, noch auf niedrigerem Niveau abgeschlossene Verträge in den Büchern hatte, der kam mit dieser Entwicklung nicht mit. Das bekamen vor allem die Anbieter von Konsummilch zu spüren. Zudem verhinderten auf der Eiweißseite die umfangreichen Lagerbestände an Magermilchpulver in der Intervention einen raschen Preisanstieg, das belastete vor allem Unternehmen mit einem hohen Anteil an Pulver im Produktportfolio.
Hinweis: Alle Preisangaben im Text beziehen sich, soweit nicht anders vermerkt, auf eine Milch mit 4,2 % Fett und 3,4 % Eiweiß sowie eine Jahresanlieferung von 500 t. In die Jahresauswertung 2016 der AMI sind 105 Molkereien und Liefergruppen eingeflossen (95 Prozent der gesamten Milchanlieferung in Deutschland). In die Vergleichspreise wurden alle Zu- und Abschläge eingerechnet. Nachzahlungen, die für 2016 gezahlt wurden, sind ebenfalls berücksichtigt. Wurden diese in Aussicht gestellt, sind aber noch nicht geflossen, so sind sie gekennzeichnet.
Quelle: AMI