Zellzahlen

Umstellung auf AMS: Eutergesundheit bleibt Hürde

Die Umstellung vom Melkstand auf ein AMS geht nicht immer reibungslos vonstatten. Doch leidet die Eutergesundheit tatsächlich nachhaltig unter der Veränderung? Um diese Frage beantworten zu können, stellte Natascha Klinkel vom LLH eine Studie auf der 4. Tänikoner Melktechniktagung (Schweiz) vor, in der die Daten von 49 Umstellungsbetrieben ausgewertet wurden.

Die Nutzungshäufigkeit des Melkzeuges im AMS ist mit annähernd 180 Melkungen pro Tag deutlich höher als im konventionellen Melkstand. Das Risiko einer Erregerübertragung ist damit erhöht. In einer Studie des Landesbetriebes Landwirtschaft Hessen (LLH), die auf der 4. Tänikoner Melktechniktagung (Schweiz) vorgestellt wurde, wurde deshalb untersucht, wie sich die Eutergesundheit der Kühe in den 12 Monaten vor und nach der Umstellung tatsächlich entwickelt. Dafür wurden die MLP-Daten (Milchleistung, Zellgehalt) von insgesamt 49 hessischen Milchviehbetrieben ausgewertet.
Bei den 49 Anlagen handelte es sich um 22 DeLaval VMS, 19 Lely Astronaut (A2, A3, A3next), 3 Lemmer-Fullwood Merlin, 3 Westfalia Titan als Mehrboxenanlage, 1 GEA MIone sowie um 1 Insentec-Galaxy. In 10 der 49 Milchviehbetriebe wurden je zwei Boxen (DeLaval, Lely) installiert.

Durchschnittlicher Anstieg um 22.000 Zellen/ml

Zur Auswertung der Zellzahlen wurden insgesamt drei Zellzahlklassen gebildet:
  • Klasse 1       100.000 Zellen/ml Milch
  • Klasse 2        100.000 - 400.000 Zellen/ml Milch
  • Klasse 3       400.000 Zellen/ml Milch

Die Klassifikation aller MLP-Daten zeigte, dass die Anzahl der Tiere in der Klasse 3 deutlich von 11 % auf 12,9 % anstieg (Idealwert max. 2 %). Dementsprechend sank der Anteil der Kühe in der Klasse 1 von 56,1 % auf 53,8 % (Zielwert 66 %) ab. Der Vergleich der Jahre vor und nach der Installation zeigte insgesamt einen Anstieg um +22.000 Zellen/ml Milch auf 221.000 Zellen/ml Milch (geometrischer Mittelwert, Übersicht 1).
  • Klasse 1       100.000 Zellen/ml Milch
  • Klasse 2        100.000 - 400.000 Zellen/ml Milch
  • Klasse 3       400.000 Zellen/ml Milch
Zellzahlwert

(Bildquelle: Elite Magazin)

Die Streuung in Bezug auf die Zellzahl war jedoch zwischen den Milchviehbetrieben sehr hoch. In 32,6 % der Versuchsbetriebe sank der Zellgehalt einmalig um bis zu 177.000 Zellen/ml Milch (1. Nutzungsjahr, Ø -29.000 Zellen). In 67,4 % der Herden stieg die Zellzahl jedoch (max. + 260.000 Zellen/ml) an. Betriebe mit einer hohen Auslastung waren in der Regel stärker von einem Zellzahlanstieg betroffen. Die Zahlen weisen aber auch daraufhin, dass ein Drittel der Betriebsleiter den Übergang zum automatischen Melken so gut managte, dass sich die Eutergesundheit noch weiter verbesserte.
Es zeigte sich aber auch, dass Betriebe, die vor der Umstellung eine gute Eutergesundheit aufwiesen nach der Umstellung eher einen Zellzahlanstieg zu verzeichnen hatten. Umgekehrt zeigten Herden, die im Melkstand mit deutlich höheren Zellgehalten zu kämpfen hatten, nach der Umstellung eine Zellzahlreduktion. Anscheinend kommt es mit dem Einsatz des AMS zu einer Vereinheitlichung der Zellzahlen. Der Anstieg der Zellzahlen und damit der Eutergesundheitsstörungen lässt sich vermutlich auf technische Fehleinstellungen, mangelhafte Reinigung und Desinfektion des Roboters und unzureichendes Hygienemanagement zurückführen.

Es dauert ca. 11 Monate bis die Milchleistung das alte Niveau erreicht

Gleichzeitig mit dem Anstieg der Zellzahl sank die Milchleistung der untersuchten Herden ab. So lag die Tagesleistung im Mittel bei 24,8 kg und damit 2,9 % (-0,7 kg/Kuh/Tag) niedriger als vor der Umstellung. Bei durchschnittlich 53 Kühen pro Box ergab sich damit eine Auslastung der Roboter von 1.314 kg. Nach ca. 11 Monaten wurde das zuvor bereits erreichte Leistungsniveau (vor der AMS-Umstellung) aber wieder erreicht. Jedoch zeigten sich auch hier deutliche Unterschiede zwischen den Milchviehbtrieben. Denn in einem Drittel der Herden konnte die Leistung bereits direkt nach dem Übergang ohne Einbußen weiter gesteigert werden.
Quelle: Natascha Klinkel, Dr. Hans-Joachim Herrmann Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen