9. Mitteldeutscher Rinderworkshop

Tierwohl im Kuhstall – auf was sollen wir achten?

Der Rinderworkshop der Hochschule Anhalt, Bernburg stand in diesem Jahr ganz im Zeichen der Tierwohl-Diskussion. Studenten der Hochschule Anhalt haben in aufwändigen Praxisuntersuchungen, praxisorientierte Verfahren zur Bewertung des Tierwohls auf Basis von Indikatoren ermittelt.

Tierwohl und dessen Bewertung bei Milchkühen – worauf sollten wir denn nun achten? Antworten auf diese Frage versuchten in den vergangenen Monaten ein Team von Studenten der Hochschule Anhalt unter Anleitung von Heiko Scholz zu finden.
Der Gesetzgeber fordert vom Halter von Nutztieren (die zu Erwerbszwecken gehalten werden), durch betriebliche Eigenkontrollen sicherzustellen, dass die Anforderungen des §2 TierSchG eingehalten werden. In besagtem §2 ist u.a. vermerkt, dass die Möglichkeit des Tieres zu artgemäßer Bewegung nicht eingeschränkt werden darf, dem Tier keine Schmerzen oder vermeidbare leiden bzw. Schäden zugefügt werden dürfen. Zudem wird gefordert, Tiere verhaltensgerecht unterzubringen.
In den vergangenen Jahren gab es mehrere Ansätze, geeignete tierbezogene Merkmale (Tierschutzindikatoren) zu erheben und zu bewerten:
  • Welfare Quality Assesment Protocol for Cattle (WQAP), erstellt im Auftrag der EU-Behörde für Lebensmittelsicherheit EFSA (2009)
  • KTBL (KTBL-Schrift 507 Tierschutzindikatoren – Vorschläge für die betriebliche Eigenkontrolle, 2015)
  • Von Thünen Institut (Projekt Tiergerechte Milchviehhaltung

  • Welfare Quality Assesment Protocol for Cattle (WQAP), erstellt im Auftrag der EU-Behörde für Lebensmittelsicherheit EFSA (2009)
  • KTBL (KTBL-Schrift 507 Tierschutzindikatoren – Vorschläge für die betriebliche Eigenkontrolle, 2015)
  • Von Thünen Institut (Projekt Tiergerechte Milchviehhaltung

Neben selbst erhobenen Daten fließen in die Bewertungsprotokolle oft auch Daten aus dem Herkunfts-Informationssystem Tier (HIT) und der Milchleistungsprüfung (MLP) ein. Oftmals werden bei den Analysen jedoch die einzelnen Kennzahlen isoliert betrachtet, was nicht zielführend ist, kritisiert Heiko Scholz.

Projekt mit 25 Milchkuhbetrieben

Eine Arbeitsgruppe der Hochschule Bernburg hat es sich deshalb zur Aufgabe gemacht, praxisorientierte Verfahre bzw. Arbeitsinstrumente zur Bewertung des Tierwohls zu entwickeln. Diese „Arbeitsinstrumente“ sollen Milchviehhalter dabei helfen, die verpflichteten Eigenkontrollen nach §11 TierSchG durchzuführen. Daneben können die Indikatoren aber auch Hinweise auf Problemsituationen in den Kuhbeständen liefern.
An dem Projekt nahmen 25 Milchkuhbetriebe aus Sachsen-Anhalt teil. Einbezogen wurden in jeder Milchkuhanlage 20 Prozent der Tiere einer Leistungsgruppe (mindestens drei Kühe). Als Leistungsgruppen definiert wurden die Trockensteher, die Vorbereiter, die Frischmelker (7. bis 60. Tag) sowie die Hochleistungskühe (61. bis 250. Tag).
Im Rahmen der Untersuchung erfolgte zudem eine Klassifizierung der Betriebe auf der Grundlage der HIT-Daten für die Kennzahlen Verendungen und Merzungsrate. Anhand dieser Kennzahlen wurden die Projektbetriebe in drei Gruppen klassifiziert: Es wurde unterschieden zwischen sehr guten (grün), mittleren (grau) und Problembetrieben (rot). Ergebnis:
  • Bei der Gegenüberstellung der tierbezogenen Indikatoren gegenüber den gebildeten Gruppen (grün bis rot) aus den HIT-Daten konnten keine Unterschiede ermittelt werden!
  • Zu teilweise sichtbaren Differenzen bei einigen tierbezogenen Kennzahlen führte der datenbasierte Abgleich (MLP, Software Herde).

  • Bei der Gegenüberstellung der tierbezogenen Indikatoren gegenüber den gebildeten Gruppen (grün bis rot) aus den HIT-Daten konnten keine Unterschiede ermittelt werden!
  • Zu teilweise sichtbaren Differenzen bei einigen tierbezogenen Kennzahlen führte der datenbasierte Abgleich (MLP, Software Herde).

Als Empfehlung bleibt festzuhalten:

  • Eine Analyse des Tierwohls auf Basis weniger Indikatoren erscheint vor dem Hintergrund der komplexen Abläufe in der Milchproduktion nicht möglich und sollte deshalb auch nicht verwendet werden.
  • Vielfältige Tierbezogene Indikatoren sind zur Sicherung des Tierschutzes auf betrieblicher Ebene sehr gut anwendbar und reproduzierbar, sofern die Aussagen durch eine datenbasierte Analyse (MLP-Daten) und gezielte Untersuchungen des Stoffwechsels der Kühe ergänzt werden.
  • Eine Nutzung von tierbezogenen Indikatoren zur Bewertung über mehrere Betriebe erscheint hingegen nicht zielführend!

  • Eine Analyse des Tierwohls auf Basis weniger Indikatoren erscheint vor dem Hintergrund der komplexen Abläufe in der Milchproduktion nicht möglich und sollte deshalb auch nicht verwendet werden.
  • Vielfältige Tierbezogene Indikatoren sind zur Sicherung des Tierschutzes auf betrieblicher Ebene sehr gut anwendbar und reproduzierbar, sofern die Aussagen durch eine datenbasierte Analyse (MLP-Daten) und gezielte Untersuchungen des Stoffwechsels der Kühe ergänzt werden.
  • Eine Nutzung von tierbezogenen Indikatoren zur Bewertung über mehrere Betriebe erscheint hingegen nicht zielführend!

Bis zum Jahresende will die Projektgruppe der Hochschule ein praxistaugliches Faltblatt entwickelt haben, mit dessen Hilfe Milcherzeuger das Ausmaß des Tierwohl im eigenen Kuhstall erfassen, bewerten und dokumentieren können.