Test: Freier oder gelenkter Kuhverkehr?

Freier Kuhverkehr

„Freier Kuhverkehr ist besser für das Wohlergehen der Tiere“ heißt es oft von Fachberatern für Melkroboter. Doch bislang gibt es keine überzeugenden Beweise für diese These. Im freien Kuhverkehr haben die Kühe einen ungehinderten Zugang zum Liege-, Fress- und Melkbereich. Vorteil dieses Systems ist, dass keine zusätzlichen Tore und kein weiterer technischer Aufwand betrieben werden muss, da sich die Kühe fast uneingeschränkt bewegen können. Sie werden nicht gelenkt, sondern schaffen sich ihren Rhythmus selber. Dieser Rhythmus wird von der Milchleistung, der Anzahl der Futtertischbesuche, der Rangordnung und noch vielen anderen Faktoren mehr bestimmt. Die Kuh kann sich den Tag nach ihren eigenen Wünschen selbst gestalten.
Mit dem Umstallen von einzelnen Tieren kann der Herdenrhythmus um das Automatische Melksystem herum allerdings schon durcheinander kommen und sich langsam neu finden. Dieser Fall tritt besonders gerne dann ein, wenn Maßnahmen in der Herde durchgeführt werden, bei denen mehrere oder alle fixiert bzw. selektiert werden (z.B. Trächtigkeitsuntersuchungen, Ziehen von Blutproben, Durchführen von Klauenpflege). AMS-Spezialisten berichten, dass je nach Maßnahme und der Anzahl der Kühe, die darin eingebunden sind, es einen halben Tag bis 1,5 Tage dauert, bis sich alles wieder eingespielt hat.

Gelenkter Kuhverkehr

Im gelenkten Kuhverkehr können die Kühe den Futtertisch nur über das Automatische Melksystem erreichen. Hinter diesem System steckt eine Idee:  Es soll weniger Arbeitsaufwand für das Nachtreiben anfallen. Im freien Kuhverkehr gibt es in jeder Herde Kühe, die die Melkbox von alleine nicht aufsuchen. Diesem System fällt gegenüber dem freien Kuhverkehr ein höherer baulicher und finanzieller Aufwand durch Tore und Gitter zu. Außerdem ist der Tagesrhythmus der Kuh stark reguliert und damit sind auch die Besuche am Futtertisch reglementiert. Das kann vor allem ein Nachteil für Erstlaktierende sein, die mit einem Besuch am Futtertisch noch nicht so viel Futter aufnehmen (können) wie eine Altkuh und folglich öfter zum Futtertisch laufen müssen.
Befürworter des gelenkten Kuhverkehrs argumentieren jedoch, dass Kühe auch in Ställen mit konventionellen Melksystemen gelenkt werden, und zwar indem sie zwei- bis dreimal am Tag zum Melken getrieben werden. Und dass die Tiere oftmals auch noch eine oder zwei Stunden auf engem Raum im Wartebereich stehen. Die Kühe haben nach ihrer Meinung in Verbindung mit konventionellen Melkständen auch Stress.

Test: Welcher Kuhverkehr passt besser zu Ihrem Betrieb?

Mithilfe der folgenden Checkliste können Sie herausfinden, ob der freie oder gelenkte Kuhverkehr besser zu Ihrem Betrieb passt:

Sie haben überwiegend mit „Ja“ geantwortet? Dann passt der gelenkte Kuhverkehr besser zu Ihrem Betrieb. Haben Sie überwiegend mit „Nein“ geantwortet, dann sollten Sie den freien Kuhverkehr für Ihr Automatisches Melksystem anstreben.