Tapes für die Tiergesundheit

Ob im Hochleistungssport oder im Fitnessstudio um die Ecke: Bunte Klebestreifen an Schultern, Ellenbogen oder Knien zeigen, dass sich das Taping als alternative Heilmethode in der Physio- und Sporttherapie etabliert hat. Gleiches soll nun auch im Rinderbereich geschehen.

Ziel dieser Behandlungsmethode ist es nicht etwa, verletzte Strikturen mit den Klebestreifen zu fixieren, sondern stattdessen sollen geschädigte Strukturen aktiviert werden. So fördern bestimmte Tapeanlagen beispielsweise die Lymphzirkulation und verbessern den Stoffwechsel. Andere Tapes wiederum, zum Beispiel das sogenannte Space-Tape, werden gezielt auf Schmerzpunkten angelegt, um das körpereigen Schmerzdämpfungssystem zu unterstützen. Wieder andere Tape-Anlagen fördern Sehnen, Bänder und Gelenkfunktionen oder helfen Muskelverspannungen zu lösen. Gemäß der Farblehre wirken blaue Tapes kühlend, rote hingegen aktivierend und wärmend.

Ergänzung zur klassischen Medizin

Nachdem das Taping zunächst einmal für Pferde angepasst wurde, gibt es nun auch  Anwendungsempfehlungen für den Rinderbereich. Zahlreiche Vorteile werden dadurch für Milchviehbetriebe geboten. Zum Beispiel muss keine Wartezeit für die Abgabe von Milch eingehalten werden, da das Taping-Material keine Medikamente enthält. Des Weiteren muss mit keinerlei Nebenwirkungen gerechnet werden. Außerdem lässt sich diese Heilmethode mit Maßnahmen der klassischen Medizin kombinieren. Ein Lymph-Tape kann so beispielsweise die klassische Behandlung eines Euterödems unterstützen. Spezielle Tape-Anlagen für häufige Krankheitsbilder beim Rind können in einem Kurs schnell erlernt werden. Auch der finanzielle Aufwand für eine solche Behandlung hält sich in Grenzen: Eine Rolle Qualitäts-Tape mit einer Lauflänge von fünf Metern kostet zwischen zehn und fünfzehn Euro.

Richtiges Material und Fachkenntnis sind gefragt

Wer jetzt denkt „Paketklebeband tut´s für den Anfang auch“, ist völlig auf dem Holzweg. Die in der Heilkunde verwendeten Tapes bestehen aus Baumwollgewebe, das auf der Rückseite mit einem temperaturempfindlichen Kleber versehen ist. Der Kleber ist wellenförmig aufgetragen, sodass Luft und Kleber darunter weiter zirkulieren können. Außerdem besitzt dieses spezielle Klebeband ähnliche Dehnungseigenschaften wie die Haut. Doch das richtige Material ist noch keine Erfolgsgarantie.
Beim Umgang mit dem Klebematerial ist Geschicklichkeit genauso gefragt wie Fachkenntnis. Je nach Krankheitsbild muss das Material nicht nur besonders zugeschnitten, sondern auch in unterschiedlich gedehntem Zustand aufgeklebt werden. Die besondere Herausforderung besteht dabei darin, den Papierstreifen gleichzeitig so von der Klebeseite zu lösen, dass die eigenen Finger nicht auf das Klebeband fassen.

Kühe richtig vorbereiten

Während die Tapes auf die menschliche Haut sofort aufgebracht werden können, muss das haarige Rind erst darauf vorbereitet werden. Die Tapes halten grundsätzlich nur auf trockenem Fell. Kühe, die beispielsweise nass von der Weide kommen, müssen erst trocknen. Ein sehr fettiges Fell kann vor der Behandlung mit Alkohol oder einem Spiritus-Wasser-Gemisch behandelt werden. Je nach Rasse und Haltungsform kann auch ein Scheren der betroffenen Stellen vonnöten sein. Dabei sollte eine Haarlänge von einem Zentimeter nicht unterschritten werden.
Vor großflächigen Behandlungen kann auch der Einsatz eines speziellen Sprühklebers sinnvoll sein, der für Mensch und Tier ungefährlich ist. Schwierig wird die Behandlung im Winter, denn bei niedrigen Temperaturen entfaltet die Klebeschicht der Tapes nicht die volle Wirkung. Das Anlegen der Tapes lassen die Tiere in der Regel ruhig über sich ergehen. Dennoch sollte man immer vorsichtig sein und das Zuschneiden der Tapes stets in sicherer Entfernung zum Tier durchführen.

 
Quelle: Annegret Keulen (LW) und Meike Schnöring (dlz primus rind)