EDF Snapshot

Stolz, Milcherzeuger zu sein

80 % der im Club der europäischen Milcherzeuger EDF zusammen geschlossenen Milchprofis sind stolz, Milcherzeuger zu sein. Die überwiegende Mehrheit der Milchprofis würde sich wieder für die Milchproduktion entscheiden – auch in schwierigen Zeiten. Das lässt sich aus den Ergebnisse der neuesten Snapshot-Studie ablesen.

216 Milcherzeuger aus ganz Europa haben sich dieses Jahr an der EDF-agri benchmark Snapshot-Studie beteiligt. Diese konzentrierte sich auf die Frage: “Warum melken wir eigentlich noch Kühe?”.
Die Mehrheit der Teilnehmer arbeitet Vollzeit im Betrieb, etwa 60 % der Betriebsleiter leben vom betrieblichen Einkommen, ohne außerlandwirtschaftliches Zusatzeinkommen. Lediglich in Frankreich, Deutschland und den Niederlanden ist der Anteil der Betriebe mit außerlandwirtschaftlichem Zusatzeinkommen vergleichsweise hoch.
Die Gründe für die Berufsentscheidung „Milchproduzent“ sind vielfältig, das persönliche Interesse und die Gewinnerwartung gaben zumeist dann letztlich den Ausschlag. Die Entscheidung pro Betriebszweig Milch basiert in der Regel  auf persönlichen Vorlieben und dem Traditionsbewusstsein.
Die Gewinnorientierung war etwas weniger wichtig. Dass traditionelle Werte wichtig sind, liegt auch daran, dass die Hälfte der Teilnehmer den Betrieb von ihren Eltern klassisch vererbt bekommen hat. Die Milchprofis, die den Betrieb kaufen mussten, bewerten Traditionen etwas weniger hoch. Hier wurden regionale Unterschiede deutlich: nur Teilnehmer aus Irland, Polen, Spanien, dem Vereinigten Königreich und Deutschland haben ihre Betriebe überwiegend vererbt bekommen. Milcherzeuger aus Osteuropa aber auch aus den Niederlanden, Frankreich, Dänemark, Belgien und Schweden mussten die Betriebe mehrheitlich von ihren Eltern oder anderen kaufen. Milcherzeuger, welche ihre Betriebe kaufen mussten, sind etwas stärker profitorientiert und sahen mehr Vorteile in der Milchproduktion im Vergleich zu anderen Betriebszweigen als die Milcherzeuger, die den Betrieb geerbt haben.
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(Bildquelle: Elite Magazin)

Rückblickend wollten etwa die Hälfte der Befragten (52 %) schon als Kind Milcherzeuger werden. Weitere 29 % wollten Landwirt werden – wenn auch nicht zwangsläufig Milcherzeuger.
Die meisten Milcherzeuger sehen klare Vorteile der Milchproduktion gegenüber anderen Betriebszweigen durch eine höhere Liquidität, ein besseres gesellschaftliches Image und eine bessere Verwertbarkeit natürlicher Ressourcen. Auf der anderen Seite nehme sie billigend in Kauf, dass für die Milchproduktion ein höherer Arbeits- und Kapitaleinsatz notwendig ist, ohne dass dieser zwingend zu einem höheren Gewinn führt.

Quotenende verunsichert vor allem Osteuropäer

Der Ausstieg aus der Milchquotenregelung wird von den Milcherzeugern unterschiedlich wahrgenommen. Etwa ein Drittel der Teilnehmer ist besorgt über die Auswirkungen auf den eigenen Betrieb. Auf der anderen Seite werden ähnlich viele Teilnehmer durch den Quotenausstieg auch motiviert, in den Betrieb zu investieren, sie sehen mehr Chancen als Risiken. EDF-Mitglieder aus Süd- und Osteuropa sind tendenziell eher besorgter und sehen größere Unsicherheiten als die Teilnehmer aus Westeuropa. Diese unterschiedliche Wahrnehmung wirkt sich auch auf die Strategien der Betriebsleiter aus. Verunsicherte Betriebsleiter planen für die nächsten fünf Jahre keine weitere Entwicklung des Betriebszweiges Milch, während optimistische Teilnehmer eher eine Aufstockung ihrer Milchkuhherden planen. Bis 2018 planen die Befragten eine Erweiterung von durchschnittlich 200 auf 260 Milchkühe je Betrieb.
Anmerkung: Die Ergebnisse sind weder repräsentativ für einzelne EU-Länder noch für die EU-Milcherzeuger insgesamt. Der EDF-agri benchmark Snapshot ist ein gemeinsames Projekt der internationalen Netzwerke European Dairy Farmers und agri benchmark. Im Rahmen des Projekts werden aktive Milcherzeuger zu ihren aktuellen Zukunftsplänen, Produktionstechniken und Einschätzungen befragt. Geleitet wird das Projekt von Dr. Birthe Lassen, Mitarbeiterin des Thünen-Instituts für Betriebswirtschaft in Braunschweig.